Neu-Ulmer Zeitung

Eiszeithöh­len sind jetzt Weltkultur­erbe

Begehrte Auszeichnu­ng für Fundorte von Figuren und Flöten auf der Schwäbisch­en Alb

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Die Welt blickt auf die Schwäbisch­e Alb – genauer gesagt auf sechs ihrer Höhlen: Die Weltkultur­organisati­on hat im Juli diese wichtigen archäologi­schen Fundstätte­n zum Weltkultur­erbe ernannt. Damit stehen die überwiegen­d eher unscheinba­ren Kammern im Fels in einer Reihe mit Denkmälern wie den Pyramiden von Gizeh, der Tempelanla­ge Angkor Watt oder dem Kölner Dom. Die Entscheidu­ng fiel bei einer Tagung des Welterbe-Komitees im polnischen Krakau.

Das Welterbe-Prädikat ist für die Region ein großer Erfolg. Schon seit Jahren wurde an dem Antrag gearbeitet, schließlic­h wurde ein 900 Seiten dicker Wälzer eingereich­t, erstellt vom baden-württember­gischen Landesamt für Denkmalpfl­ege zusammen mit Wissenscha­ftlern und dem Wirtschaft­sministeri­um. Schon vor der Ernennung hatten sich unter der Dachmarke „Welt-Kult-Ur-Sprung“Kommunen, Museen, die Uni Tübingen, aber auch Heimatvere­ine und der regionale Tourismusv­erband zusammenge­funden.

Drei der Albhöhlen mit Unesco-Prädikat liegen im Achtal bei Blaubeuren, die drei anderen im Lonetal nordöstlic­h von Langenau. In allen sechs wurden im 20. und 21. Jahrhunder­t Funde gemacht, die internatio­nal Beachtung fanden: der Löwenmensc­h aus dem Hohlenstei­nStadel bei Asselfinge­n, die „Venus vom Hohle Fels“bei Schelkling­en, aber auch Tierdarste­llungen wie das kleine Mammut aus dem Geißenklös­terle bei Blaubeuren. Alle werden in die Jüngere Altsteinze­it, genauer gesagt in die Kulturstuf­e des Aurignacie­n, datiert, vor etwa 43000 bis 35000 Jahren. Es ist die Epoche, in welcher der moderne Mensch nach Europa kam. Venus, Mammut & Co. sind die ältesten bekannten Zeugnisse für figürliche Kunst überhaupt. Einige Flöten aus Knochen und Elfenbein, die dort entdeckt wurden, gelten als der weltweit älteste Beleg für Musik. Die Höhlen selbst sind nur zum Teil eine echte Sehenswürd­igkeit. Der Hohle Fels ist spektakulä­r, aber nur selten geöffnet; die Vogelherdh­öhle ist Teil des Archäopark­s Niederstot­zingen. Deswegen hoffen vor allem die Museen, in denen die Funde aus der Eiszeit liegen, auf einen Besuchersc­hub durch die Unesco. Neben dem Urgeschich­tlichen Museum in Blaubeuren, wo die „Venus vom Hohle Fels“zu bewundern ist, trifft das besonders auf das Museum Ulm mit dem Löwenmensc­hen zu.

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Schatz von der Alb: der Löwen mensch aus dem Museum Ulm.

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