Die City wird zur Großbaustelle
Die Tiefgarage am Hauptbahnhof, die Sedelhöfe, die neue Straßenbahnlinie 2: Ulms Millionen-Projekte kommen voran, bringen aber auch Einschränkungen und Ärger mit sich
Lärm und Dreck, Staus und Behinderungen: Viele Autofahrer, aber auch Radler, Fußgänger und Anwohner sind genervt von den vielen Baustellen in der Ulmer Innenstadt. Gebuddelt wird an vielen Stellen, vor allem aber rund um den Hauptbahnhof. Dort hat der Bau einer neuen Tiefgarage und einer Unterführung begonnen, durch die Passanten künftig von den Bahnanlagen in die Fußgängerzone gelangen sollen. Kostenpunkt: etwa 55 Millionen Euro. Wegen der Großbaustelle musste die FriedrichEbert-Straße auf zwei Fahrspuren reduziert werden, außerdem gab es Einschränkungen beim Abbiegen. Auch Fußgänger mussten sich erst an die neuen Laufwege entlang des Bauzauns gewöhnen. Für einen Teil der Busse wurde vor der Post eine provisorische Wendeschleife eingerichtet. Fertig sein soll die neue Tiefgarage bis Ende 2020.
Ganz in der Nähe des Bahnhofs, direkt neben der Fußgängerzone, wurde eine gewaltige, 17 Meter tiefe Baugrube ausgehoben. Dort werden die Sedelhöfe gebaut. Das Einkaufsviertel wird eine Verkaufsfläche von 18 000 Quadratmetern haben. Dazu kommen noch 7000 Quadratmeter Büros und insgesamt 112 Wohnungen. Weil es den Investoren gelungen ist, auch das Gebäude am Bahnhofsplatz 7 zu kaufen, wird das Vorhaben um einen weiteren Baustein erweitert. Dort soll ein Neubau mit einem Hotel entstehen. Eröffnet werden sollen die Sedelhöfe Ende 2019. Die Investitionssumme beläuft sich auf insgesamt 240 Millionen Euro.
Ein gutes Stück vorangekommen sind auch die Arbeiten für die neue Straßenbahnlinie 2. Die 2500 Tonnen schwere Kienlesbergbrücke, auf der künftig die Tram Richtung Eselsberg fahren wird, steht. Gleise wurden entlang der Strecke verlegt und Weichen eingebaut. Die künftige Linie 2 verbindet die Wissenschaftsstadt im Norden mit dem Hauptbahnhof und der Ulmer Innenstadt sowie dem Kuhberg im Südwesten. Die Gesamtkosten inklusive neuer Tramwagen werden mit 250 Millionen Euro beziffert. Geplante Inbetriebnahme ist Ende 2018. Die Arbeiten brachten Sperrungen und Engpässe mit sich, etwa in der Olgastraße und in der Neutorstraße, also rund ums Theater. Die erschwerte Erreichbarkeit der Stadt wirkte sich auch auf die heimische Wirtschaft aus. Viele Einzelhändler klagten über massive Einbußen.
Eine indirekte Folge des Ulmer Baustellen-Marathons beklagten Geschäftsleute im Herbst. Seit Beginn der Arbeiten am Hauptbahnhof hat sich eine Szene von Alkoholund Drogenkonsumenten in die Bahnhofstraße verlagert. Händler berichteten von unhaltbaren Zuständen mit Pöbeleien, Ladendiebstählen und Rauschgifthandel. Die Stadt sah Handlungsbedarf. Polizei und kommunaler Ordnungsdienst sollen mehr Präsenz zeigen. Zu Freiheitsstrafen zwischen drei und fünf Jahren hat das Landgericht Ulm im November fünf Männer verurteilt. Der Grund: gemeinschaftlicher Diebstahl in besonders schwerem Fall und Vortäuschung einer Straftat. Die Männer waren an einem fingierten Raubüberfall auf einen Werttransporter auf einem Autobahnparkplatz an der A 8 beteiligt und hatten Uhren im Wert von mehreren Millionen Euro erbeutet. Das Gericht ordnete die Rückgabe der Beuteanteile an. Das bedeutet, dass die Männer nicht vorzeitig aus der Haft entlassen werden können, solange sie dem nicht nachkommen. Zu lebenslanger Freiheitsstrafe wegen Mordes ist ein 43-jähriger Mann aus Munderkingen (Alb-Donau-Kreis) verurteilt worden. Er hatte seinen sechsjährigen Sohn mit Rauchgas getötet. Er wartete, bis der Bub schlief, dichtete alle Öffnungen im Raum ab und brachte einen Holzkohlegrill hinein. Dann legte er sich neben seinen Sohn, um mit ihm zu sterben. Doch während das Kind an einer Kohlenmonoxidvergiftung starb, überlebte der Vater. Das Motiv für die Tat soll Rache an seiner Ex-Frau gewesen sein.