Neu-Ulmer Zeitung

Wie Trump blufft

- VON WINFRIED ZÜFLE w.z@augsburger allgemeine.de

Von seinen vielen Ankündigun­gen konnte US-Präsident Trump zuletzt zwar einige umsetzen – siehe Steuerrefo­rm, siehe Jerusalem-Entscheidu­ng. Aber noch immer macht Trump leichtfert­ig neue Verspreche­n, die er nicht einhalten kann. Dies gilt auch für die indirekte Drohung mit finanziell­er Bestrafung für Länder, die in der Jerusalem-Frage nicht im Sinne seiner Regierung abstimmen.

Da sind zum Beispiel muslimisch­e Staaten, in denen US-Soldaten stationier­t sind, oder in denen Washington den Kampf gegen Islamisten unterstütz­t. Dort Geld zu streichen, kommt alleine schon im Interesse der Sicherheit des Westens nicht in Frage. Andere Staaten wie die Türkei oder Saudi-Arabien sind von finanziell­er US-Hilfe wenig oder gar nicht abhängig.

Allein Ägypten hängt wirklich am Tropf der Finanzhilf­e Washington­s. Sollte sie wegfallen, droht das Land in die Hände von Islamisten zu geraten. Es wäre eine beispiello­se politische Torheit, Kairo den Geldhahn zuzudrehen. Trumps Drohung hat also auch etwas von einem Bluff: Er will einfach mal Druck ausüben. Aber die Isolation Washington­s in der Jerusalem-Frage kann er damit nicht verhindern. lution im Sicherheit­srat verhindert; dabei wurde offenkundi­g, wie isoliert Washington in der JerusalemF­rage ist. Die Trump-Regierung ruft andere Staaten zwar auf, Jerusalem als israelisch­e Hauptstadt anzuerkenn­en, hat bisher damit aber keinen Erfolg, im Gegenteil: Die aus 57 muslimisch­en Staaten bestehende Organisati­on für Islamische Zusammenar­beit hatte vergangene Woche die Osthälfte Jerusalems zur Hauptstadt der Palästinen­ser erklärt.

Die Drohung ist eine neue Eskalation in den Beziehunge­n zwischen den USA und wichtigen Partnern. Ägypten steht an erster Stelle der Liste von Ländern, die betroffen sein könnten. Mit 1,3 Milliarden Dollar Militärhil­fe im Jahr ist Kairo stark abhängig von der US-Unterstütz­ung. Der Irak, Afghanista­n, Jordanien und Pakistan erhalten ebenfalls Geld. Auch die Beziehunge­n zur Türkei könnten weiteren Schaden nehmen. Präsident Recep Tayyip Erdogan schimpfte, Trump werde die türkische Demokratie nicht mit Dollar kaufen können.

Palästinen­ser-Präsident Mahmud Abbas, der nach der Jerusalem-Entscheidu­ng Trumps weitere Gespräche mit den USA abgelehnt hatte, sprach von einem Sieg für sein Volk. Die Türkei hat den seit April festgehalt­enen deutschen David Britsch einem Bericht der Zeitung Die Welt zufolge freigelass­en. Der 55-Jährige habe seiner Frau eine Nachricht geschickt. Er sei in Istanbul und könne von dort aus weiter in die Heimat reisen. „Wir sind total erleichter­t und glücklich“, zitierte die Zeitung den Bruder des Freigelass­enen. Das Auswärtige Amt in Berlin wollte sich nicht äußern. Britsch wollte von Schwerin nach Jerusalem zu pilgern. Kurz vor der syrischen Grenze sei er festgenomm­en worden und in Abschiebeh­aft gekommen. Es war die zweite Freilassun­g eines Deutschen in der Türkei in dieser Woche. Am Montag war die Journalist­in Mesale Tolu nach siebenmona­tiger Untersuchu­ngshaft auf freien Fuß gesetzt worden. Die durch ein Video dokumentie­rten antisemiti­schen Ausfälle eines 60-Jährigen gegen einen jüdischen Restaurant­besitzer schlagen hohe Wellen. Yorai Feinberg war am Dienstag vor seinem Restaurant in Berlin-Schöneberg von einem Passanten massiv beschimpft worden. Der Vorfall wurde von einer Freundin des Wirtes gefilmt. Das Video zeigt, wie der 60-Jährige gegen Juden hetzt und den Besitzer des Restaurant­s heftig beleidigt. Der israelisch­e Botschafte­r Jeremy Issacharof­f stattete Feinberg am Donnerstag einen Besuch ab. Dabei forderte er klare Haltung: „Es ist wichtig, dass man angesichts solcher Vorfälle sofort handelt und null Toleranz zeigt“, sagte Issacharof­f. „Eine sofortige Reaktion gegen jede Form von Antisemiti­smus kann die einzige Antwort sein.“

 ?? Foto: Kena Betancur, afp ?? Im Sicherheit­srat der Vereinten Nationen stand US Botschafte­rin Nikki Haley in der Jerusalem Frage isoliert da. Ähnlich war es auch gestern in der UN Vollver sammlung.
Foto: Kena Betancur, afp Im Sicherheit­srat der Vereinten Nationen stand US Botschafte­rin Nikki Haley in der Jerusalem Frage isoliert da. Ähnlich war es auch gestern in der UN Vollver sammlung.

Newspapers in German

Newspapers from Germany