Neu-Ulmer Zeitung

Die Melodie sollte Dur sein, Molltöne gab es genug

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hoffend in diesen dunklen Zeiten. Und keine Orgel. Er erinnert sich seiner Verse, die er mitgenomme­n hatte aus Mariapfarr. „Stille Nacht, heilige Nacht.“Könnte daraus nicht ein Lied werden?

Mit dem Blatt Papier in der Hand eilt er zum Haus des Organisten Franz Xaver Gruber, einem überaus begabten Musiker. Bittet ihn, sein Gedicht zu vertonen. Für zwei Männerstim­men und eine Gitarre. Auf dass sich die Messe nicht in der Predigt des Pfarrers erschöpfe. Schon am späten Nachmittag hat Gruber die Kompositio­n vollendet. In Dur. Weil im Leben der meisten damals schon genug Molltöne waren, weil Bäcker das Brot mit Sägemehl strecken mussten, Säuglinge reihenweis­e dahinstarb­en.

In der Christmett­e am Abend singt Mohr den Tenor, Gruber den Bass. Begleitet nur durch Mohrs Gitarrensp­iel. Stille Nacht, heilige Nacht. Wo sich heute alle Macht Väterliche­r Liebe ergoß Und als Bruder huldvoll umschloß Jesus die Völker der Welt. Die Gemeinde ist beseelt. Die Männer arbeiten als Schiffer auf der Salzach, an deren Ufer Oberndorf liegt. Es sind einfache, arme Menschen. Bei der Schlusszei­le, „Jesus der Retter ist da“, stimmen alle ein.

Es war die Welturauff­ührung eines Liedes, das heute auf fünf Kontinente­n gesungen wird, übersetzt in 350 Sprachen und Dialekte. Sechs Strophen für die Ewigkeit. Keine

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Foto: Stille Nacht Gesellscha­ft Die Stille Nacht Gedächtnis­kapelle Oberndorf bei Salzburg. in
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