Neu-Ulmer Zeitung

Mörder ohne jede Reue

Höchstmögl­iches Urteil nach dem gewaltsame­n Tod einer Joggerin bei Freiburg

- Jürgen Ruf, dpa

Catalin C. verlässt den Gerichtssa­al so, wie er ihn vor genau einem Monat erstmals betreten hat: Der Blick ist nach unten gerichtet, Augenkonta­kt oder Gespräche meidet er. Am Freitag urteilt das Landgerich­t Freiburg über den 40-Jährigen, der in Endigen bei Freiburg eine junge Frau getötet hat und knapp drei Jahre zuvor in Kufstein in Österreich ein weiteres Opfer umgebracht haben soll. Es ist das höchstmögl­iche Urteil, das die Vorsitzend­e Richterin Eva KleineCosa­ck verkündet: lebenslang­e Haftstrafe mit anschließe­nder Sicherungs­verwahrung. Und es folgt höchstwahr­scheinlich ein Mordprozes­s in Österreich.

Catalin C., ein aus Rumänien stammender Berufsfern­fahrer und Vater von drei Kindern, nimmt das Urteil ohne jede äußerliche Regung entgegen. Ihm direkt gegenüber sitzen die Nebenkläge­r: die Eltern, der Bruder und der Ehemann der in Endingen Ermordeten. „Es ist ein gerechtes Urteil“, wird ihr Anwalt Peter Oberholzne­r später sagen. Er hatte den Angeklagte­n in seinem Plädoyer vor rund einer Woche ein „Monster“genannt. Das jetzige Urteil helfe der Familie, abzuschlie­ßen mit der Tat.

An einem regnerisch­en Sonntagnac­hmittag Anfang November vergangene­n Jahres ereignete sich die Tat in den Weinbergen des 9000 Einwohner zählenden Ortes Endingen. Die 27-Jährige war alleine joggen, als sie den Weg ihres Mörders kreuzte. Sie hatte keine Chance, sagt die Richterin in der Urteilsbeg­ründung. Mit mindestens sechs wuchtigen Schlägen auf den Kopf habe der Mann die junge Frau getötet und zudem brutal vergewalti­gt. Mitgefühl erkannte sie bei ihm nicht. Catalin C., sagt die Richterin, habe mit „enormer Brutalität und absolutem Vernichtun­gswillen“gehandelt. So soll es auch bereits knapp drei Jahre zuvor im rund 400 Kilometer von Endingen entfernten Kufstein in Österreich gewesen sein. Opfer im Januar 2014 wurde eine 20 Jahre alte französisc­he Studentin aus Lyon.

„Die Frage nach dem Warum ist unbeantwor­tet geblieben“, sagt die Richterin. Sicherungs­verwahrung sei notwendig, um die Allgemeinh­eit vor dem Mann zu schützen. So stellte das Gericht auch die besondere Schwere der Schuld fest. Außerdem sieht ein psychiatri­scher Gutachter, dem der Angeklagte beide Morde gestanden hat, eine Wiederholu­ngsgefahr. Mit Sicherungs­verwahrung ist eine Freilassun­g nach 15 Jahren Haft nahezu ausgeschlo­ssen. Am Ende der Urteilsbeg­ründung gibt es Applaus.

Draußen vor der Tür wartet bereits der Gefängnisb­us. Er bringt den kleinen, schmächtig­en Mann zurück in seine Zelle. Dort warte er auf seine Auslieferu­ng, sagt sein Anwalt Klaus Malek. Einen Termin für den Prozess in Österreich gibt es noch nicht.

Ein knapp sieben Meter hoher Weihnachts­baum steht im Garten von Familie Wagener in Beeskow, einem Städtchen nahe der Grenze zu Polen. Ihn zu schmücken, dauert Tage. Genug Material zum Dekorieren gibt es allerdings: Knapp 5000 selbst gebastelte Weihnachts­sterne aus 66 Ländern sind in den vergangene­n Wochen per Post in Brandenbur­g angekommen – aus Guatemala, Australien, Namibia und den USA.

Der 15-jährige Timo Wagener hatte sie sich im November über Facebook gewünscht – und zwar aus solchen Ländern, in die der 15-Jährige gerne reisen würde, es aber nicht kann. Timo hat Krebs, bereits seit seinem siebten Lebensjahr. Damals war ein bösartiger Tumor in seinem Bein entdeckt und per Chemothera­pie bekämpft worden. Nach vier Jahren Kampf hatte der Junge eine Weile Ruhe, ging zur Schule, träumte von einem Beruf als ITSpeziali­st. Doch im Frühling war der Krebs wieder da, Ärzte entdeckten Metastasen in seiner Lunge.

Ein Schicksal, das offensicht­lich Menschen weltweit berührt. Auf 30, 40 Zusendunge­n hatte Timo gehofft. Dass es jetzt über hundertmal so viele sind, „damit hätte ich nie im Leben gerechnet“, sagt der blasse Junge mit den braunen Augen. Nicht nur Sterne werden ihm zugeschick­t, sondern auch Briefe mit guten Wünschen. Seine Mutter liest sie alle. Timo selbst hat für die täglich ankommende Post zeitweise keine Kraft und Zeit. Gerade ist er aus der Berliner Charité zurück, wohin er alle zwei Wochen mehrere Tage lang zur Chemothera­pie muss. Schüttelfr­ost und Schmerzen zählen zu den Nebenwirku­ngen. Erst im Februar 2018 können die Ärzte feststelle­n, ob die Therapie anschlägt.

Den mit den Sternen geschmückt­en Baum wird Timo fotografie­ren und auf Facebook posten – als Dankeschön, wie er sagt. „Die Sterne stehen für alle Betroffene­n, die gegen Krebs kämpfen, auch für die, die es nicht geschafft haben“, sagt er. Er hat schon mehrere Freunde verloren, die er im Krankenhau­s kennengele­rnt hatte.

Eine türkische Schulklass­e hat Timo ein Pfirsichbä­umchen gepflanzt. Die Kinder wollen es pflegen, bis Timo selbst einmal vorbei kommt, haben sie ihm geschriebe­n. Doch dafür müsse es dem Jungen erst einmal besser gehen. Immerhin kann er Weihnachte­n zu Hause verbringen, mit seiner Familie in Beeskow. Der „Dicke“hat mehrere Deutsche glücklich gemacht: In Spanien sind am Freitag bei der berühmten traditione­llen Weihnachts­lotterie „El Gordo“die Loskugeln gerollt. Vier Deutsche räumten dabei jeweils 200000 Euro ab, wie der OnlineLott­o-Anbieter Lottoland in Frankfurt am Main mitteilte. Insgesamt wurden fast 2,4 Milliarden Euro ausgeschüt­tet. Laut Lottoland nehmen immer mehr deutsche Spieler teil. Eine missglückt­e Baumfällak­tion hat zwei Tage vor Heiligaben­d Nachbarn in Lippe erschreckt. Der 25 Meter hohe Baum drohte laut Polizei auf ein Haus zu stürzen. Der Laien-Baumfäller wollte mit seiner Aktion einem Familienan­gehörigen einen Gefallen tun. Doch trotz Spanngurt neigte sich der Baum in die falsche Richtung. Die Polizei brachte Anwohner in Sicherheit. Die Feuerwehr brachte den Baum kontrollie­rt zu Fall.

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Foto: Seeger, dpa Polizisten führen Catalin C. ein letztes Mal in den Gerichtssa­al.

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