Wo bleibt denn da die Freude?
Neulich hat mir eine alte Schulfreundin eines dieser lustigen Videos geschickt, die man eben so in der Whatsapp-Gruppe teilt. Es hieß „Nach Weihnachten“und zeigt allerlei Tiere in skurrilen Situationen, in die sie nur hineingerieten, weil sie schlicht kugelrund gefressen sind. Wenn der Hund am Baum das Bein hebt, verliert er natürlich das Gleichgewicht und kullert den Hügel hinunter. Sehr lustig und ja auch irgendwie wahr. Die Besuche von Christkindelmärkten und Weihnachtsfeiern sowie all die liebevoll gebackenen Kalorienbömbchen, die so verharmlosend wie treffend „Plätzchen“genannt werden (nach ausgiebigem Genuss platzt manch einer aus den Nähten) – sie hinterlassen ihre Spuren. Hier ist nicht der Platz, um das zu beklagen, im Gegenteil: Die Vorweihnachtszeit ist doch eine freudige Zeit, in der wir es uns getrost gut gehen lassen sollten. Dummerweise tun wir das oft genug mit einem schlechten Gewissen, denn nach dem Fest eilt mit Sauseschritten der Silvesterabend heran, an dem wir uns wieder mal bemüßigt fühlen, ebenso gute wie in der Regel sinnlose Vorsätze zu fassen.
Nein, wir sollten die Weihnachtszeit einfach mehr genießen und sie nicht mit der üblichen Hektik vergällen, weil noch sooo viel zu erledigen ist. Warum laden wir uns so viel auf? Von allüberall wird uns suggeriert, dass Weihnachten megaperfekt sein muss, ein Großevent im kleinen Kreis der Familie. Dadurch gehen wir uns manchmal ungewollt sehr auf die Nerven. Unter der Last der Erwartungen brechen auch mal ausgeglichene Charaktere zusammen. Warum gelingt es uns nicht, einen oder zwei Gänge runterzuschalten, denn wenn wir schon das ganze Jahr über auf Hochtouren laufen, warum drehen wir zu Weihnachten noch mal richtig auf? Damit alles auf einmal total besinnlich wird? Das kann nicht gut gehen. Die Folgen lassen sich dann nicht selten im Polizeibericht nach den Festtagen nachlesen.
Warum verteilen wir die Liebe zum Nächsten nicht breiter? Warum beschenken wir die Liebsten nicht mal unterm Jahr und lassen dafür unterm Christbaum mal ein bisschen Luft. Vielleicht sollten wir anderen das heutzutage wertvollste Geschenk von allen machen: ihnen Zeit schenken.
In diesem Sinne wünsche ich all unseren Leserinnen und Lesern ein möglichst stressfreies, entspanntes und friedvolles Fest.