Dieser „Nabucco“betört und verstört
Das Premierenpublikum feiert die musikalische Gestaltung der Verdi-Oper. Doch für die Inszenierung gibt es auch deutliche Kritik
Ein Opernabend, der begeistert – und gleichzeitig die Geister scheidet. Die „Nabucco“-Premiere am Theater Ulm löste beim Premierenpublikum einhellige Zustimmung zum musikalischen Aspekt der Aufführung aus, was allerdings nicht für die Interpretation von Regisseurin Nilufar K. Münzing galt. Lang anhaltenden Beifall gab es für die Solisten Edith Lorans, Kwang-Keun Lee und I Chiao Shih.
Die Ulmerin Renate Groß wusste aus der Matinee zur Oper, dass sich Regisseurin Münzing gefragt hatte, was „Nabucco“heute noch erzählen könne. Ihr gefiel die Auseinandersetzung mit dem Thema Religion über die Darstellung Gottes als kleines Mädchen gut. „Gott kann auf beide Seiten zugehen und alle berühren. So habe ich das verstanden“, sagt sie. Und musikalisch habe ihr „Nabucco“sowieso „sehr, sehr gut“gefallen.
Begeistert ist auch Bertram Holz: „Das war ein großer Opernabend“, schwärmt der Ulmer. „Die Musik war klar, feinfühlig und gleichzeitig kraftvoll, und der Chor war großartig.“Britta Lammers’ Bühnenbild fand Holz „sehr sparsam“; die Solis- ten füllten für ihn aber atmosphärisch den Raum.
Wolfgang Oser aus Burgrieden lobt die sehr gute Leistung von Orchester, Chor und Solisten. „Nur schade, dass das Orchester so tief im Graben sitzt, vom Klangbild her.“Das Theater Ulm verfüge über einen Chor, der mit anderen Häusern mithalten kann, die bei solchen Aufführungen wesentlich mehr Sänger denspolitik zu bringen, erheblich ab, sagt der Ulmer Hans-Walter Roth. „Das Mädchen mit dem Vogel als Symbol der Friedenstaube brachte nicht das, was mir das Stück in seiner Wurzel aussagt: Ein Land wird unterdrückt, sucht die Befreiung. Die Figur im Outfit des Kleppermantel-Fetischismus mit Fechtermaske war nicht klar gekennzeichnet. War sie das Schicksal, der Gott der Hebräer oder gar der todbringende Henker? Sie wirkte störend, abstoßend.“Die Kleidung des Volkes wecke Erinnerungen an Demonstrationen Vermummter. Der Stadtrat lobt aber die Stimmen und das Orchester. „Wenn man die Augen schloss und sich nur auf die Musik und herrlichen Chöre konzentrierte, dann wurde man mitgerissen. Vom Bühnenoutfit nicht, das metzelte den ‚Nabucco‘ nieder.“
„Die Musik war gewaltig“, lobt auch Albrecht Bader; von seinem Platz im Rang aus habe die Aufführung eindrucksvoll gewirkt. „Aber das Bühnenbild empfand ich als sehr, sehr nüchtern, und mit der Inszenierung bin ich inhaltlich nicht immer klargekommen.“Er habe vor allem Probleme mit der eingefügten Rolle des Kindes, sagt der Söflinger. Nach dem Erfolg seiner ersten LiveShow „Die Welt auf Schwäbisch“kommt Dodokay jetzt mit seinem zweiten Live-Programm auf die Bühne. Am Donnerstag, 28. Dezember, 19 Uhr, gastiert er mit „Schwaben – Menschen – Abenteuer“auch im Edwin-Scharff-Haus. Der „Synchro-Grasdackel“, der auf YouTube & Co. Millionen von Klicks absahnt und dabei Darth Vader, Barack Obama und vielen mehr Schwäbisch beigebracht hat, geht in seiner neuen Show auf Weltreise. Dabei hat Dodokay wieder tief in Filmarchiven gegraben und will nach eigenen Angaben zeigen – auch wieder mit Stand-UpComedy – dass man als Schwabe zwar ein bisschen schizo ist, aber auch cool sein kann. (az) O
Karten gibt es bei Blende 22 in Neu Ulm, unter reservix.de und an der Abendkasse. Ein festliches Konzert findet am zweiten Weihnachtsfeiertag um 19 Uhr in der Martinskirche statt. Im Mittelpunkt stehen barocke Konzerte für zwei Trompeten und Orgel. Es erklingen Werke von Purcell, Vivaldi, Bach und anderen. Ausführende sind der international tätige Solist, Dozent und Musiklehrer Thomas Seitz und sein Meisterschüler Clemens Garmatter. Letzterer ist zweifacher Bundessieger bei „Jugend musiziert“. Beide Musiker werden von Conrad Schütze an der neuen Lenter-Orgel begleitet, der das Programm mit weihnachtlicher Orgelmusik ergänzt. Der Eintritt ist frei. (az)