Neu-Ulmer Zeitung

Dieser „Nabucco“betört und verstört

Das Premierenp­ublikum feiert die musikalisc­he Gestaltung der Verdi-Oper. Doch für die Inszenieru­ng gibt es auch deutliche Kritik

- VON DAGMAR HUB

Ein Opernabend, der begeistert – und gleichzeit­ig die Geister scheidet. Die „Nabucco“-Premiere am Theater Ulm löste beim Premierenp­ublikum einhellige Zustimmung zum musikalisc­hen Aspekt der Aufführung aus, was allerdings nicht für die Interpreta­tion von Regisseuri­n Nilufar K. Münzing galt. Lang anhaltende­n Beifall gab es für die Solisten Edith Lorans, Kwang-Keun Lee und I Chiao Shih.

Die Ulmerin Renate Groß wusste aus der Matinee zur Oper, dass sich Regisseuri­n Münzing gefragt hatte, was „Nabucco“heute noch erzählen könne. Ihr gefiel die Auseinande­rsetzung mit dem Thema Religion über die Darstellun­g Gottes als kleines Mädchen gut. „Gott kann auf beide Seiten zugehen und alle berühren. So habe ich das verstanden“, sagt sie. Und musikalisc­h habe ihr „Nabucco“sowieso „sehr, sehr gut“gefallen.

Begeistert ist auch Bertram Holz: „Das war ein großer Opernabend“, schwärmt der Ulmer. „Die Musik war klar, feinfühlig und gleichzeit­ig kraftvoll, und der Chor war großartig.“Britta Lammers’ Bühnenbild fand Holz „sehr sparsam“; die Solis- ten füllten für ihn aber atmosphäri­sch den Raum.

Wolfgang Oser aus Burgrieden lobt die sehr gute Leistung von Orchester, Chor und Solisten. „Nur schade, dass das Orchester so tief im Graben sitzt, vom Klangbild her.“Das Theater Ulm verfüge über einen Chor, der mit anderen Häusern mithalten kann, die bei solchen Aufführung­en wesentlich mehr Sänger denspoliti­k zu bringen, erheblich ab, sagt der Ulmer Hans-Walter Roth. „Das Mädchen mit dem Vogel als Symbol der Friedensta­ube brachte nicht das, was mir das Stück in seiner Wurzel aussagt: Ein Land wird unterdrück­t, sucht die Befreiung. Die Figur im Outfit des Klepperman­tel-Fetischism­us mit Fechtermas­ke war nicht klar gekennzeic­hnet. War sie das Schicksal, der Gott der Hebräer oder gar der todbringen­de Henker? Sie wirkte störend, abstoßend.“Die Kleidung des Volkes wecke Erinnerung­en an Demonstrat­ionen Vermummter. Der Stadtrat lobt aber die Stimmen und das Orchester. „Wenn man die Augen schloss und sich nur auf die Musik und herrlichen Chöre konzentrie­rte, dann wurde man mitgerisse­n. Vom Bühnenoutf­it nicht, das metzelte den ‚Nabucco‘ nieder.“

„Die Musik war gewaltig“, lobt auch Albrecht Bader; von seinem Platz im Rang aus habe die Aufführung eindrucksv­oll gewirkt. „Aber das Bühnenbild empfand ich als sehr, sehr nüchtern, und mit der Inszenieru­ng bin ich inhaltlich nicht immer klargekomm­en.“Er habe vor allem Probleme mit der eingefügte­n Rolle des Kindes, sagt der Söflinger. Nach dem Erfolg seiner ersten LiveShow „Die Welt auf Schwäbisch“kommt Dodokay jetzt mit seinem zweiten Live-Programm auf die Bühne. Am Donnerstag, 28. Dezember, 19 Uhr, gastiert er mit „Schwaben – Menschen – Abenteuer“auch im Edwin-Scharff-Haus. Der „Synchro-Grasdackel“, der auf YouTube & Co. Millionen von Klicks absahnt und dabei Darth Vader, Barack Obama und vielen mehr Schwäbisch beigebrach­t hat, geht in seiner neuen Show auf Weltreise. Dabei hat Dodokay wieder tief in Filmarchiv­en gegraben und will nach eigenen Angaben zeigen – auch wieder mit Stand-UpComedy – dass man als Schwabe zwar ein bisschen schizo ist, aber auch cool sein kann. (az) O

Karten gibt es bei Blende 22 in Neu Ulm, unter reservix.de und an der Abendkasse. Ein festliches Konzert findet am zweiten Weihnachts­feiertag um 19 Uhr in der Martinskir­che statt. Im Mittelpunk­t stehen barocke Konzerte für zwei Trompeten und Orgel. Es erklingen Werke von Purcell, Vivaldi, Bach und anderen. Ausführend­e sind der internatio­nal tätige Solist, Dozent und Musiklehre­r Thomas Seitz und sein Meistersch­üler Clemens Garmatter. Letzterer ist zweifacher Bundessieg­er bei „Jugend musiziert“. Beide Musiker werden von Conrad Schütze an der neuen Lenter-Orgel begleitet, der das Programm mit weihnachtl­icher Orgelmusik ergänzt. Der Eintritt ist frei. (az)

 ?? Foto: Martin Kaufhold ?? Ausdruckss­tark: I Chiao Shih (Fenena, links) und Martin Gäbler (Zaccaria) in der Ulmer Inszenieru­ng von „Nabucco“. Die Kostüme stammen von Uta Gruber Ballehr. ULM
Foto: Martin Kaufhold Ausdruckss­tark: I Chiao Shih (Fenena, links) und Martin Gäbler (Zaccaria) in der Ulmer Inszenieru­ng von „Nabucco“. Die Kostüme stammen von Uta Gruber Ballehr. ULM

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