Neu-Ulmer Zeitung

Tarifjahr 2018 bringt harte Konflikte

Die Metall-, Elektro- und Chemiebran­che wird neue Verträge bekommen. Dazu stehen im September Verhandlun­gen bei der Deutschen Bahn an

- Christian Ebner, dpa

Den Deutschen steht ein heißes Tarifjahr mit erhöhter Streikgefa­hr bevor. Unter den Vorzeichen der andauernde­n Hochkonjun­ktur haben die Gewerkscha­ften höhere Forderunge­n als in den Vorjahren aufgelegt. Obwohl 2018 laut einer Übersicht des gewerkscha­ftsnahen WSI-Tarifarchi­vs nur für rund 9,7 Millionen (2017: 11,4 Mio) Menschen die Arbeitsbed­ingungen neu ausgehande­lt werden, dürften vor allem die industriel­len Schwergewi­chte Metall und Elektro, Bau sowie Chemie für Konflikte sorgen.

Den Anfang macht die für die deutschen Schlüsselb­ranchen Metall und Elektro, zu denen auch Exportwelt­meister wie der Automobilu­nd der Maschinenb­au gehören. In bislang zwei Verhandlun­gsrunden sind sich Gewerkscha­ft und Gesamtmeta­ll noch nicht wirklich näher gekommen, was vor allem an den Forderunge­n zur Arbeitszei­t liegt: Neben sechs Prozent mehr Geld will die Gewerkscha­ft für die rund 3,9 Millionen Arbeitnehm­er das Recht erkämpfen, für zwei Jahre ihre Wochenarbe­itszeit auf bis zu 28 Stunden zu reduzieren. Einige Gruppen wie Schichtarb­eiter, junge Eltern und pflegende Angehörige sollen dabei noch einen Teillohnau­sgleich erhalten. Diese Forderunge­n haben bei den Arbeitgebe­rn auch wegen der drohenden Fachkräfte­lücke Empörung ausgelöst. „Mehr Geld für weniger Arbeit“werde es nicht geben, kündigte Gesamtmeta­ll-Präsident Rainer Dulger an und verlangte seinerseit­s flexiblere Regeln zum Einsatz der Arbeitskrä­fte bei zwei Prozent mehr Geld und einer Einmalzahl­ung.

Die IG Metall hat bereits massive Warnstreik­s ab dem 8. Januar angekündig­t, aus denen im Februar schnell heftigere Arbeitskäm­pfe werden könnten. Diese könnten sich etwa auf die ausweiten, wo der Haustarifv­ertrag von Januar an neu ausgehande­lt wird. Zeitgleich gehen die Verhandlun­gen auch bei den ehemaligen Staatsbetr­ieben und

los. Viel vorgenomme­n hat sich die IG BAU für die rund 700000 Beschäftig­ten des Neben der Lohnforder­ung von sechs Prozent mehr verlangt die Gewerkscha­ft ein volles 13. Monatsgeha­lt für alle und die Vergütung der Wegezeiten für mobil arbeitende Beschäftig­te. Im Sommer folgen dann die

(Juli/August) und die (September), bevor im Dezember der

der Länder mit gut 900000 Beschäftig­ten in den Mittelpunk­t tritt.

Längerfris­tige Ruhe stellt sich hingegen bei der streikgesc­hüttelten Deutschen Lufthansa ein. 2022, 2021: So lauten die zeitlichen Horizonte der Tarifvertr­äge für die zuletzt so streikfreu­digen Piloten der Lufthansa und ihrer Tochter Eurowings. Auch die Flugbeglei­ter der Lufthansa sind noch bis Juni 2019 an den Tarifvertr­ag gebunden, der 2016 vom Schlichter Matthias Platzeck auf den Weg gebracht worden war.

Die Vereinigun­g Cockpit hat sich inzwischen ein weit dickeres Brett vorgenomme­n und versucht, gemeinsam mit anderen europäisch­en Pilotengew­erkschafte­n beim irischen Billigheim­er zunächst national gültige Verträge durchzuset­zen und eine europäisch­e Interessen­vertretung zu installier­en. Eine erste Streikdroh­ung in der Vorweihnac­htszeit wurde zurückgeno­mmen, als die Gesellscha­ft überrasche­nd zu Verhandlun­gen einlud. 2018 wird sich herausstel­len, wie ernst die Offerte von Ryanair-Chef Michael O’Leary gemeint war. Von ihm stammt immerhin der Spruch, dass eher die Hölle zufriert, als dass Ryanair mit Gewerkscha­ften verhandelt.

Der Anstieg der Immobilien­preise in Deutschlan­d dürfte sich nach Ansicht von Experten auch 2018 fortsetzen, aber an Dynamik verlieren. „Die Preise dürften weiter steigen, aber weniger stark als in den Vorjahren“, sagte Reiner Braun, Vorstand beim Analysehau­s Empirica. Der stärkere Neubau dämpfe den Auftrieb, auch wenn das Ziel von hunderttau­senden neuen Wohnungen bundesweit erneut verfehlt worden sei.

In den vergangene­n Jahren habe es viele Sondereffe­kte gegeben, die den seit 2007 andauernde­n Anstieg der Preise verlängert hätten, etwa die Niedrigzin­sen und die starke Zuwanderun­g von Flüchtling­en 2015. Nun fehle es an weiteren Impulsen für den Zyklus, der ohnehin schon länger dauere als üblich, sagte Braun. Auch der Zentrale Immobilien-Ausschuss (ZIA) ist zurückhalt­end. „Die Preise sind vielerorts schon sehr hoch“, sagt Präsident Andreas Mattner. Die Immobilien­preise dürften daher zunächst stabil bleiben. Eine Trendwende erwartet der ZIA aber nicht.

 ?? Foto: dpa ?? Die IG Metall verhandelt schon jetzt über einen neuen Tarif.
Foto: dpa Die IG Metall verhandelt schon jetzt über einen neuen Tarif.

Newspapers in German

Newspapers from Germany