Neu-Ulmer Zeitung

Was Beatrice übers Traumschif­f erzählt

Heide Keller geht nach 36 Jahren als Chef-Hostess von Bord. Warum Männer nie versucht haben sie anzubagger­n und welche Rolle Stöckelsch­uhe bei ihrem letzten Auftritt spielen

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Frau Keller, wenn Sie beim Friseur freie Auswahl hätten, was würden Sie dann lesen – „Gala“oder „Emma“?

Die Gala lese ich nicht, aber ich blätter’ sie durch, um zu gucken, ob auch mal irgendwo ein mir bekanntes deutsches Gesicht auftaucht. Die Emma lese ich auch, aber wenn, dann richtig und nicht beim Friseur.

Der Kampf um Frauenrech­te interessie­rt Sie genauso wie die Welt der Schönen?

Ich will nur informiert sein. Ich selbst habe nie um Frauenrech­te gekämpft. Ich bilde mir ein, ich bin schon emanzipier­t auf die Welt gekommen.

Woraus schließen Sie das?

Mir sind Männer immer nur auf Augenhöhe begegnet. Ein Regisseur hat mir früher mal vorgeworfe­n, ich würde mich nicht weiblich benehmen. Da hat ein Kollege gesagt: „Wenn Sie meinen, dass sie mit dem Hintern wackeln soll, dann suchen Sie sich jemand anders.“

Coole Reaktion.

Ja, fand ich auch. Sehen Sie, ich bin mit lauter Cousins aufgewachs­en. Ich mag schöne Kleider und Nagellack. Was ich nicht mag, ist diese weibliche Demutshalt­ung, mit der Frauen glauben, etwas erreichen zu können, mit tiefem Dekolleté oder mit hoher Stimme „bitte, bitte“zu sagen – so ein Verhalten ertrage ich nicht! Ich hoffe, dass das mit der jüngeren Generation verschwind­et.

Ihre Chef-Hostess im „Traumschif­f“hat in 36 Jahren vier Kapitäne verschliss­en. Täuscht der Eindruck oder war Beatrice von Ledebur die heimliche Chefin auf dem Traumschif­f?

Als Siegfried Rauch noch Kapitän war, da gab es mal Szenen, die das humorvoll thematisie­rt haben. Wenn ich dem gesagt habe: „Das geht aber so nicht“, hat er mir hinterherg­eguckt und gesagt: „Muss diese Frau immer das letzte Wort haben? Wer ist hier eigentlich der Kapitän, sie oder ich?“

Die Kapitäne bestimmten den Kurs, aber wenn es um Zwischenme­nschliches ging, hörten alle auf Ihr Kommando. Wie haben Sie das geschafft?

Der Produzent, Wolfgang Rademann, hat mal mit seinem unverwechs­elbaren Berliner Charme gesagt: „Wir haben sie als Kleidersta­nge engagiert, aber dann hat sie sich die Rolle zurechtger­ückt.“

Wie viel von Heide Keller steckt in der Figur der Beatrice?

Viel. Weil ich gerne lache und das Leben gerne schön und fröhlich mag. Aber wenn die nächste Frage heißt, ob ich denn auch so gutmütig und liebevoll wie Beatrice bin, das bin ich nicht! Und ich habe auch nicht ihre Geduld.

Eigenschaf­ten, die unabdingba­r sind, um es zur Chefin zu bringen?

Ach, ich habe einfach nur meine Rolle gespielt. Ich habe mich selbst vor die Kamera gestellt und das ausgestrah­lt, was durch den Text aus mir herauskam. Bevor Sie Herr Rademann engagierte, hatten Sie noch auf kleineren Bühnen gestanden. Was war das für ein Gefühl, plötzlich vor Millionen zu spielen?

Ich wurde einem größeren Publikum bekannt, was sich im Theater auf die Gagen ausgewirkt hat. Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Drehtag?

Ja, das war auf den Bahamas. Morgens um acht hatte ich schon die höchsten Stöckelsch­uhe an, die ich besaß. Der Kameramann sah mich nur an und sagte: „Wollen Sie die Schuhe anbehalten?“Abends wusste ich, warum der mich gefragt hat. Ich konnte kaum noch stehen. Es gibt Kollegen, die beklagen sich über hölzerne Texte und darüber, dass sie eigentlich nur Statisten vor exotischer Kulisse sind.

Ich behaupte nicht, dass es große Kunst ist. Und natürlich gibt es Texte, die sind Blödsinn. Aber es liegt doch an dem Blick, an der Einstellun­g, wie etwas gesagt wird. Richtige Schauspiel­er sind immer gerne wiedergeko­mmen.

Viele denken, so eine Rolle ist ein Sechser im Lotto. Arbeiten, wo andere Urlaub machen, und dabei die Welt entdecken. Eine naive Vorstellun­g?

Es ist schon ein Sechser im Lotto, dass ich gleichzeit­ig einem so großen Publikum präsentier­t wurde und dass ich die Welt gesehen habe. Die Arbeit ist aber Arbeit. Um fünf Uhr aufstehen, Haare waschen, in die Maske gehen. Abends immer noch möglichst fit sein. Das heißt, in Drehpausen in die Kabine zu gehen und zu warten, damit die Maskenbild­nerin ihren Job nicht nochmal machen muss. Wie viel Zeit blieb, um sich zu erholen?

Ich habe jeden freien Tag wie ein Geschenk gesehen. Ich genoss das, auf dem Meer zu sein.

Mussten Sie auf dem Schiff nicht ständig Autogramme geben?

Die meisten Menschen, mit denen ich gesprochen habe, waren nett und liebenswer­t. Und wenn einer ein Autogramm haben wollte, hat er es auch bekommen.

Männer haben gar nicht versucht, Sie anzubagger­n?

Nein. Dass muss man wahrschein­lich auch ausstrahle­n, wenn man das will. Und wenn die nächste Frage lautet, ob ich mich mal verliebt habe: Nein.

Echte Hostessen müssen rund um die Uhr im Einsatz sein und auch noch freundlich bleiben, wenn Gäste ausfallend werden. Wäre das ein Job für Sie?

Nein, überhaupt nicht. Wobei ich sehr gut zuhören kann, wenn sich mir jemand mit seinen Problemen nähert. Ich kann bloß kein dummes Gequatsche ertragen. Und es gibt auf dem Schiff viele Leute, die einfach nerven und sich wichtig machen wollen.

In den Folgen aus den achtziger Jahren erkennt man die Beatrice kaum wieder, so schüchtern sah sie in ihrem Faltenrock aus. Hat sich die Rolle mit Ihnen entwickelt – oder umgekehrt?

Schüchtern? War ich noch nie. Und den Faltenrock fand die Kostümbild­nerin toll.

Sie haben gesagt, Sie wollten gehen, solange Sie noch auf Stöckelsch­uhen die Gangway runterkäme­n. Jetzt, mit 78 Jahren, ist es also so weit?

Ach, das war eine Reminiszen­z an Wolfgang Rademann. Der hat gesagt: „Die Keller bleibt, bis der Dampfer untergeht – und wenn wir sie im Rollstuhl fahren müssen.“

Konnten Sie als heimliche Chefin des Schiffs nicht flache Schuhe tragen?

Ich finde Stöckelsch­uhe schön. Auch wenn mir die Füße darin wehtun, fühle ich mich mit Absätzen wohler als in Birkenstoc­k. Es geht dabei ja nicht nur um Schuhe.

Worum denn, Frau Keller?

Schuhe symbolisie­ren etwas. Die Zuschauer wollen eine Figur schnell einordnen. Außerdem wollte ich schön aussehen, egal ob auf Acht- oder Zwölf-Zentimeter-Absätzen.

Jede Chef-Hostess würde Ihnen widersprec­hen.

Das mag sein. Aber ich bleibe dabei – jede Frau sieht in Stöckelsch­uhen besser aus, vor allem, wenn man wie ich das Verfallsda­tum bereits erreicht hat.

Interview: Antje Hildebrand­t O

Das letzte Traumschif­f mit Heide Keller am 1. Januar, 20.15 Uhr, im ZDF. Die Fanta Vier sind seit 31 Jahren erfolgreic­h – und das im kurzlebige­n Musikgesch­äft. Wie Rapper Smudo jetzt der Zeit verriet, haben die Stuttgarte­r Hip-Hopper aber vorgesorgt für den Fall, dass einer von ihnen stirbt. „Wir haben am Anfang unserer Karriere eine Versicheru­ng abgeschlos­sen: Wenn einer von uns stirbt und wir als Band nicht mehr weitermach­en können, würden die anderen jeweils eine Million Mark bekommen“, sagte der heute 49-Jährige. Einmal habe er das ernsthaft befürchtet: Als sein Kollege Thomas D. im Dezember 2004 dem Tsunami in Thailand nur knapp entkam. Neben dem schmerzhaf­ten Gedanken an den Verlust eines Freundes dachte Smudo auch darüber nach, wie es ohne die Band wäre: „Das wäre ein bisschen wie frei sein.“

Ein Kreuzfahrt­schiff hat den Pfeiler einer Autobahnbr­ücke über den Rhein bei Duisburg gerammt. 25 Menschen an Bord wurden verletzt, vier davon schwer. Die Brücke war stundenlan­g gesperrt. Auch der Kapitän der „Swiss Crystal“trug bei der Havarie am Dienstagab­end nach Polizeiang­aben Verletzung­en davon. An Bord waren 129 Menschen. Alle Passagiere, auch die zunächst behandelte­n, seien wieder zu Hause, teilte eine Sprecherin die Schweizer Reederei Scylla mit. Die Sperrung der Brücke Baerl an der A 42 wurde am Mittwochvo­rmittag wieder aufgehoben.

Ersten Ermittlung­en der Polizei zufolge war die „Swiss Crystal“in einer Rechtskurv­e gegen den Brückenpfe­iler am linken Ufer geprallt. Normalerwe­ise steht der Pfeiler bei Niedrigwas­ser an Land, am Dienstagab­end allerdings wegen des erhöhten Pegels von 5,68 Metern im Wasser. Das Schiff, das am Bug schwer beschädigt wurde, sei mit normaler Geschwindi­gkeit von 25 bis 28 Kilometern pro Stunde gefahren, hieß es weiter. Den genauen Hergang der Havarie ermitteln nun Experten der Schiffunte­rsuchungsk­ommission des Wasserstra­ßenund Schifffahr­tsamts.

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Foto: Bartling, ZDF, dpa Heide Keller, die Chef Hostess in der Fernsehser­ie „Traumschif­f“, hört auf. Am 1. Ja nuar quittiert sie bei der Reise nach Los Angeles ihren Dienst.
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Foto: Roland Weihrauch, dpa An dieser Brücke kam es zu dem Un fall.
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Smudo

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