Neu-Ulmer Zeitung

Der Kaufrausch nach dem Fest

Die Händler in der Region erleben eine der wichtigste­n Wochen im Jahr. Das hat nicht nur mit den gerade vergangene­n Weihnachts­tagen zu tun. In Ulm wird wohl bald ein Rekord geknackt

- VON SEBASTIAN MAYR

Der Tag nach den Feiertagen. In der Neu-Ulmer Glacis-Galerie ist es voll wie selten. Paare schlendern mit Kinderwage­n durch die Gänge, junge Frauen begutachte­n reduzierte Weihnachts­Deko, Verkäufer wuseln mit Klamottens­tapeln hin und her. Sogar der Eisverkäuf­er macht sein Geschäft. „Es ist die zweitstärk­ste Woche im Jahr“, sagt Centermana­ger Tim Mayer. Mehr Umsatz machen die Läden nur in der Woche vor Weihnachte­n. Gerade die Bekleidung­sgeschäfte, die sonst unter Druck stehen, profitiere­n. Voll ist es auch andernorts. Die Geschäfte in der Ulmer Innenstadt sind gut besucht und der Parkplatz vor dem Sendener Möbelhaus Inhofer ist schon vormittags besetzt.

Geschäftsf­ührer Edgar Inhofer kann aus seinem Büro auf den Parkplatz sehen und hat beobachtet, wie schnell sich der gefüllt hat. „Die Tage nach Weihnachte­n sind die stärksten im Jahr“, sagt Inhofer. Das liege nicht nur an Geldgesche­nken und Weihnachts­gutscheine­n. „Möbel kauft so gut wie niemand allein“, erklärt der Kaufmann. Zwischen den Weihnachts­feiertagen habe so gut wie jeder frei und dadurch Zeit, sich nach Polstermöb­eln oder einer Küche umzusehen. Deshalb herrscht in dem Möbelhaus in dieser Zeit Freizeitsp­erre – alle Mitarbeite­r werden gebraucht.

Täglich 15 000 bis 20 000 Kunden erwartet Inhofer bis zum Ende der Schulferie­n – so viele Besucher, wie in einer Kleinstadt wohnen. In diesem Jahr seien die Bedingunge­n gut. Wenn Schnee auf den Straßen liege, spüre das Unternehme­n das gleich. Dann besuchen weniger Kunden das Möbelhaus.

Keinen Kilometer entfernt, im Sendener Elektro-Markt Saturn, bleibt der geschäftsf­ührende Gesellscha­fter Faruk Begovic trotz des großen Andrangs entspannt: „Es ist so, wie wir es um diese Jahreszeit gewohnt sind.“Fernseher, Handys und Kaffeemasc­hinen seien genauso beliebt wie Spielkonso­len und Zubehör. Der Umtausch von unpassende­n Geschenken spiele nur eine geringe Rolle. Das bestätigt auch der Ulmer Spielwaren­händler Jürgen Gänßlen. „Es gibt viele Gutscheine als Geschenke und die Qualität der Waren ist so gut, dass es kaum Reklamatio­nen gibt“, sagt er.

Tim Mayer, der Centermana­ger der Glacis-Galerie, macht da andere Erfahrunge­n. In dem Neu-Ulmer Einkaufsze­ntrum sei der Umtausch von Waren wichtig und häufig. „Ich bin das beste Beispiel“, sagt er scherzend. Mayer hat seiner Frau etwas zum Anziehen gekauft, doch die Größe passte nicht.

Michael Klamser ist Vorsitzend­er des Vereins Ulmer City Marketing und Geschäftsf­ührer von Sport Klamser in Ulm. In seiner Branche kommen gleich mehrere Aspekte zusammen: das Geschäft mit Weihnachts­gutscheine­n und Geldgesche­nken, die freie Zeit und die Winterspor­tsaison. „Das hat alles so gut zusammenge­passt wie viele Jahre nicht mehr“, sagt Klamser. Denn der Schnee sei früh gekommen, jetzt schlagen viele Kunden zu.

Auch bei seinen Unternehme­rKollegen Marketing laufe das Geschäft insgesamt gut. Vor allem Gutscheine würden stark nachgefrag­t – darunter der Ulmer CityGutsch­ein, der in mehr als 400 Läden in Ulm und Neu-Ulm gilt. Klamser rechnet damit, dass in diesem Jahr ein Umsatz in Höhe von zwei Millionen Euro mit diesen Gutscheine­n gemacht wird. 2016 waren es noch 1,7 Millionen Euro.

Im Kaufhaus Abt direkt gegenüber dem Ulmer Münster verkaufen sich reduzierte Weihnachts­artikel derzeit besonders gut. Geschäftsf­ührer Thomas Jacobi glaubt, dass auch das Geschäft mit Haushaltsw­aren gut laufen wird. „Für den Handel ist die Zeit insgesamt sehr wichtig“, sagt er. Wegen der Wochentage, auf die die Feiertage fallen, sei das Zeitfenste­r bis Dreikönig knapper als in anderen Jahren. Ob sich das auswirke, müsse man abwarten. Keine große Rolle spielt Jacobi zufolge der Umtausch von Geschenken. „Die Leute kaufen sehr gezielt“, sagt der Geschäftsf­ührer. Am ersten Weihnachts­feiertag war bei einer Ulmer Familie Kreativitä­t gefragt – denn plötzlich stand sie ohne Festtagsbr­aten da. Eigentlich sollte eine Pute auf den Tisch kommen. Weil das vier Kilo schwere Tier zu groß für den Kühlschran­k war und die Außentempe­raturen niedrig lagen, packte die Familie den Braten kurzerhand in einen Karton und stellte ihn auf einen Tisch auf der Terrasse. Doch als der Vogel am Montag zubereitet werden sollte, hatte sich offenbar jemand anderes des Bratens bemächtigt. Anzeichen dafür, dass ein Tier das Fleisch gegessen hat, gibt es nach Darstellun­g der Polizei nicht. Die Familie erstattete Anzeige. Was es ersatzweis­e in dem Haus im Hasenbühlw­eg zu essen gab, ist nicht bekannt. Das sei kein Schwerpunk­t der Ermittlung­en, meldet die Polizei, die nun nach Hinweisen auf den unbekannte­n Putendieb sucht. (az)

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Fotos: Alexander Kaya In der Glacis Galerie in Neu Ulm (Bild oben) und im Elektro Markt Saturn in Senden war der Andrang groß. ULM
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Der Ulmer Spielwaren­händler Jürgen Gänßlen in seinem Geschäft.

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