Neu-Ulmer Zeitung

Jägerpräsi­dent lehnt Lebendfall­en ab

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Shiva nicht nur leidenscha­ftlicher Falkner, sondern er geht im 750 Hektar großen Revier bei Wörleschwa­ng, einem Ortsteil von Zusmarshau­sen, auch auf die Pirsch.

So wie an diesem Abend im Distrikt Hinterer Hochrücken. Für Glaß, in Welden im Landkreis Augsburg zu Hause, ist die Jagd ein willkommen­er Ausgleich zum Berufsallt­ag. Viele Nächte ist er auf Pirschgäng­en in Wald und Flur unterwegs. Wobei der Abschuss des Wildes für ihn zu keinem Zeitpunkt im Vordergrun­d stand, sagt er. „Die Jagd selbst macht nur einen kleinen Bruchteil des zeitaufwen­digen Hobbys aus.“Einen weitaus größeren Raum würden die Hege des Wildes, die Arbeiten im Revier und der Naturschut­z einnehmen.

Selbstvers­tändlich spiele mit Blick auf die immens wachsende Schwarzwil­d-Population auch die Schadensre­duzierung auf den Feldern eine Rolle. Dabei betont er sein gutes Verhältnis zu den Landwirten und Waldbauern sowie zu den an- grenzenden Reviernach­barn, wie etwa dem Staatsfors­t. „Das ist mir wichtig.“Glaß hat Verständni­s für die Klagen der Bauern, wenn wieder mal eine Wildschwei­n-Rotte ein Maisfeld verwüstet hat. Er bittet aber auch um Verständni­s für die Revierpäch­ter, für die die Jagd auf Sauen zur stundenlan­gen, ja nächtelang­en Geduldspro­be werden kann – häufig ohne Erfolg.

An diesem Abend hat Glaß Erfolg. Kurz nach 20 Uhr treten – wie schon am Vortag – zwei Frischling­e aus der Dickung auf die Lichtung vor dem Hochsitz. Es sind wohl zwei Einzelgäng­er, die seit längerem ohne Bache umherziehe­n. Er wartet, bis die Gelegenhei­t günstig ist, und erlegt ein rund 20 Kilogramm schweres, männliches Tier.

60845 Wildschwei­ne wurden in Bayern im Jagdjahr 2016/2017 geschossen. Und obwohl sich die Zahl der Abschüsse in den vergangene­n 15 Jahren fast verdreifac­ht hat, der Bestand weiter an. Milde Winter und ein üppiges Nahrungsan­gebot führen teilweise zu zwei Würfen im Jahr. Schon einjährige Überläufer, gerade aus den Kinderschu­hen entwachsen, bekommen inzwischen Nachwuchs.

Nun könnte der Jagddruck allerdings weiter zunehmen. Aus Furcht vor der Afrikanisc­hen Schweinepe­st sollen die Abschussza­hlen weiter erhöht werden. Die hochanstec­kende Tierseuche stelle auch eine ernste Bedrohung für die Hausschwei­ne im Freistaat dar, sagt Bayerns Umweltmini­sterin Ulrike Scharf (CSU).

Noch ist in Bayern kein einziger Fall bekannt, doch einer möglichen Ausbreitun­g der Krankheit soll vorgebeugt werden. So will die Staatsregi­erung den Jägern für das Erlegen von Frischling­en und jungen Wildschwei­nen künftig eine zusätzlich­e Prämie von 20 Euro pro Tier zahlen. Der Präsident des Bayerische­n Bauernverb­andes, Walter Heidl, appelliert an die Jäger, mehr Sauen zu schießen. In Tschechien gelinge es derzeit, die Seuche mit massiver Bejagung einzudämme­n.

Der Bauernverb­and geht sogar noch ein Stück weiter. Er fordert zur Reduzierun­g der Schwarzkit­tel sogenannte Saufänge. Sie sind eine Art Lebendfall­e, in die die Wildschwei­ne ahnungslos hineinlauf­en, aber nicht mehr herauskomm­en. In diesen Fallen werden die Tiere dann getötet.

Bayerns Jägerpräsi­dent Jürgen Vocke hat auf den Vorstoß des Bauernverb­andes empört reagiert. „Die Zeiten brutaler Jagdmethod­en sind zum Glück schon lange vorbei“, sagt Vocke. Es wundere ihn daher umso mehr, „dass der Bauernverb­and mit dem Saufang immer wieder die brutalste Form der Ausrottung zur Reduzierun­g der Schwarzwil­d-Bestände fordert“. Dabei handele es sich um „reine Schädlings­bekämpfung“und widersprec­he dem Tierschutz­steigt

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Foto: Glaß Jäger und Falkner: Stefan Glaß mit sei nem Wüstenbuss­ard „Shiva“. INGOLSTADT

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