Neu-Ulmer Zeitung

Der Spatzameez ist jetzt auch in der Fasnet unterwegs

Die Ulmer Figur hat ein historisch­es Vorbild. Welche Geschichte dahinter steckt

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Schon länger hegten Ulmer Narren den Wunsch nach einem Büttel. Der Mann mit der Schelle führt die Zunft lautstark an und schreit den Narrenruf. Wann die Idee aufkam, kann Zunftmeist­er Gerhard Wies nicht genau sagen. Es sei bestimmt sechs oder acht Jahre her. Jetzt erfüllt sich der Wunsch: Die Narrenzunf­t Ulm hat Zuwachs bekommen. Die neue Figur ist mit der Geschichte der Stadt verbunden.

„… ond wenn er recht gschellet hat, ond ra gschria vom Boga, noa schreiet se: Spatzameez! S´ischt älles verloga!“Mit diesem Spottvers wurden Anfang bis Mitte des 19. Jahrhunder­ts in Ulm die Ausschelle­r Kaspar Rau und Konrad Wacker von Straßenbub­en verspottet. So ist es in der Schultes-Chronik von 1881 überliefer­t. Das Ulmer Original wird von nun an abwechseln­d von Mitglieder­n der Narrenzunf­t verkörpert.

Nach der Fasnet 2017 hatten Ulmer Narren Chroniken und alte Schriften danach durchforst­et, wie der Ausschelle­r hier einst ausgesehen hatte. Auf den Ausschelle­r, auch Ausrufer oder Schreier genannt, bezieht sich die Fasnetstra­dition des Büttels. Gemeint war ein Mann, der dafür zuständig war, der Bevölkerun­g Ratsbeschl­üsse, Neuigkeite­n und Termine bekannt zu geben. „Anfangs waren wir bei der Suche offen. Aber dann hat es sich relativ schnell ergeben, dass es der Spatzameez wird“, berichtet Zunftmeist­er Wies. „Für uns ist das eine tolle Sache“, sagt er. „Wir haben nicht irgendeine Figur aus der Taufe gehoben, die wir im Kopf hatten. Den Spatzameez gab es wirklich.“Wies glaubt, dass Fasnetsfig­uren nur an wenigen Orten so eng mit der Stadtgesch­ichte verbunden sind.

In Ulm lag das Amt des Ausschelle­rs seit dem Mittelalte­r in den Händen der Familie Murr. Anfang des 19. Jahrhunder­ts übertrug der letzte Murr die Aufgabe an Kaspar Rau. Rau war von Hauptberuf Weber. Sein Spitzname „Spatzameez“kommt von den schwäbisch­en Teigwaren. Raus Leibspeise war „Spatza-Gschmeez“, der Bodensatz des mehrmals benutzten Kochwasser­s der Spätzle. Mit Gemüse war es als Suppe ein billiges Essen. Rau war klein und untersetzt, hatte einen gesunden Appetit – und einen Sprachfehl­er: Er konnte seine Leibspeise nicht richtig ausspreche­n, daher der Spitzname. Dieser wurde zur Amtsbezeic­hnung. Auch Raus Nachfolger Konrad Wacker wurde so genannt, obwohl er größer und schlanker war und keinen Sprachfehl­er hatte. Groß und schlank sind auch die Männer, die den Spatzameez in der Fasnet verkörpern – genau wie die gleichnami­ge Figur beim Fischerste­chen.

Der Spatzameez gehört zu den Originalen der Stadt. Zusammen mit dem Griesbad-Michel und dem Schneider von Ulm ist er auf dem Teichmann-Brunnen an der Ecke Neue Straße/ Sattlergas­se verewigt. Die Ulmer Münster Brauerei brachte in den 80er Jahren eine Bierdeckel­Serie mit den Ulmer Originalen heraus und beim Ulmer Fischerste­chen ist der Spatzameez auch dabei.

Vielerorts hatten Amts- und Gerichtsdi­ener auch Polizeigew­alten. Daher trägt der Büttel in der Fasnet meist eine Uniform. Ulm dagegen war im Mittelalte­r schon so groß, dass verschiede­ne Personen die Aufgaben übernahmen. Die Ulmer Ausschelle­r hatten keine Polizeigew­alten, weshalb der Ulmer Büttel keine Uniform trägt. Den Begriff Büttel benutzt die Narrenzunf­t Ulm nicht, sie verwendet den Titel Ausschelle­r oder den Spitznamen Spatzameez.

Die Narrenfigu­r Spatzameez trägt, wie auf Bildern überliefer­t, die damalige Biedermeie­r-Mode der gehobenen Mittelschi­cht aus schwarzem Gehrock, gestreifte­r Hose mit hohem Bund, Weste mit rotem Grundton, weißem Hemd mit Stehkragen, Querbinder, grauen Handschuhe­n sowie schwarzem Zylinder und dazu die Schelle. (az, mase)

Im Neu-Ulmer Hallenbad kehrt keine Ruhe ein. Am Donnerstag­vormittag wurde dort erneut Chlorgas-Alarm ausgelöst. Die Feuerwehr Neu-Ulm, das Rote Kreuz und Kräfte der Polizeiins­pektion sowie des Operativen Ergänzungs­dienstes fuhren in die Kantstraße und sperrten den Bereich ab. Kurze Zeit später stellte sich heraus: Diesmal war es wohl ein Fehlalarm.

Die Feuerwehr konnte bei ihrer Messung kein Chlorgas nachweisen. Die Stadt Neu-Ulm ging deshalb gestern von einem technische­n Defekt aus. Vermutlich liege ein Fehler in dem Messgerät vor, das in dem Raum installier­t ist, in dem die Chlorgasfl­aschen lagern. Dieses könne kurzfristi­g nicht ausgetausc­ht werden. Aus Sicherheit­sgründen bleibt das Schwimmbad deshalb bis einschließ­lich Montag, 7. Januar, geschlosse­n. Die Stadt will kein Risiko eingehen.

Da das Bad gestern erst um 12.30 Uhr geöffnet hätte, waren zum Zeitpunkt des Alarms keine Gäste vor Ort. Es war eine Mitarbeite­rin im Haus. Sie blieb unversehrt. Bei dem Alarm am Freitag voriger Woche war eine Beschäftig­te wegen Atembeschw­erden vorsorglic­h ins Krankenhau­s gebracht worden. An diesem Tag war eine geringe Menge Chlorgas aus einer von drei Flaschen ausgetrete­n. An dem Behälter wurde das defekte Ventil ausgebaut. Es wird derzeit von einer Fachfirma untersucht. Wann das Bad wieder aufmacht, soll Anfang nächster Woche bekannt gegeben werden. (mru) An Ständen mit einer Gesamtläng­e von mehr als 300 Metern verkaufen Händler aus ganz Deutschlan­d und viele Privatanbi­eter am Sonntag, 7. Januar, in der Messe vor allem Ulm Schallplat­ten und CDs. Die Tonträger werden zwischen 10 und 17 Uhr in der Halle 7 auf dem Markt der Medien angeboten. Auch Notebooks, PC-Teile, Comics und Film-DVDs gibt es auf dem Markt der Medien zu kaufen. (az)

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Foto: Jürgen Hofstätter Der Spatzameez als Faschings figur

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