Neu-Ulmer Zeitung

Im Gleichtakt mit den Nachbarn

Immer nur Nuxit? Bei der Neu-Ulmer CSU-Stadtratsf­raktion geht es um ganz andere Themen, auch internatio­nale. Dazu passt ein frischgeba­ckenes Parteimitg­lied

- VON RONALD HINZPETER

Wenn Neu-Ulm in den vergangene­n Monaten für Diskussion­sstoff gesorgt hatte, ging es in der Regel um die angestrebt­e Abspaltung vom restlichen Landkreis. Beim Neujahrsem­pfang der CSUStadtra­tsfraktion spielte das Thema Nuxit eine völlig untergeord­nete Rolle. Vielmehr ging es in den Reden vor allem um Gemeinsamk­eit, weniger um Trennendes, sondern um Verbindend­es. Und das reichte augenfälli­g auch über die Donau, denn Ulms Oberbürger­meister Gunter Czisch gab bei diesem Abend im Petrussaal den Takt an – zumindest musikalisc­h: Er spielte Schlagzeug in der Jazzband „No Milk, No Sugar“.

Der CSU-Fraktionsv­orsitzende Johannes Stingl nahm das als „gutes Omen für alle anstehende­n gemeinsame­n Projekte der beiden Städte diesseits und jenseits der Donau“. Bei einem möglichen Nuxit soll Neu-Ulm nach dem Willen der Stadtratsm­ehrheit künftig „auf Aufgenhöhe“enger mit Ulm zusammenar­beiten. Stingl streifte das Thema nur mit zwei Sätzen, indem er Landrat Thorsten Freudenber­ger (CSU) für die „faire Begleitung“der angestrebt­en Abspaltung dankte. Zugleich bat er um Verständni­s, „wenn wir uns trotz der guten Zusammenar­beit mit dem Kreis in der Vergangenh­eit weiterhin für die Zukunft als vierter Partner in der Region mit der Stadt Ulm, dem Alb-Donau-Kreis und dem Kreis Neu-Ulm aufstellen möchten“.

Dessen ungeachtet betonte Stingl in seiner Rede den Zusammenha­lt innerhalb der Stadt. Alle gesellscha­ftlichen Akteure seien aufgerufen, dem Trend entgegenzu­wirken, „das eigene Ich in den Vordergrun­d zu stellen“und dabei die Interessen der Gemeinscha­ft aus dem Auge zu verlieren: „Wir müssen uns wieder stärker Gedanken darüber machen, was uns zusammenhä­lt. Wir müssen uns stärker darum bemühen, dass wir wieder deutlicher das Gemeinsame in den Fokus stellen.“Die Politik müsse sich in der Stadt um das kümmern, was die Menschen bekümmere.

Die CSU-Landtagsab­geordnete und Europamini­sterin Beate Merk lenkte in ihrem Vortrag den Blick vom Lokalen hin zu den globalen Problemen, die sie bei ihren Reisen im Namen der Staatsregi­erung sehr hautnah erfahren hat: „Die vielen Krisen der Welt sind auch an mir nicht spurlos vorübergeg­angen.“Vor allem die Probleme der Kinder hätten sie „massiv durchgesch­üttelt“, denn in den Konfliktge­genden der Erde könnten sie wegen fallender Bomben und Granaten nicht draußen spielen, würden als Soldaten und menschlich­e Schutzschi­lde missbrauch­t und seien Folter und Vergewalti­gung ausgesetzt. „Das bedrückt mich.“

Angesichts der vielen Kriege brach sie eine Lanze für ein starkes Europa, in dem wir „näher zusammenrü­cken müssen“. Als eine der Herausford­erungen nannte sie die wachsende Einflussna­hme der Chinesen auf dem alten Kontinent. Die machte sie exemplaris­ch an der Übernahme des Augsburger Roboterher­stellers Kuka fest. Sie sprach sich in diesem Zusammenha­ng für eine starke Bundesregi­erung aus und gab sich zuversicht­lich, dass die Große Koalition zustande kommt: „Das müssen wir schaffen. Wir brauchen keine neue Bundestags­wahl.“

Was den Nuxit betrifft, so müsse die „beste Lösung für alle“gefunden werden. Wenn er komme, müsse er aber den Rückhalt in der Bevölkerun­g haben. Deshalb müsse die Politik weiter informiere­n, denn „das muss reifen“.

Ungewöhnli­ch ist, dass bei einer solchen Veranstalt­ung neue Parteimitg­lieder vorgestell­t werden, doch es kommt nicht oft vor, dass eine deutsche Partei einen Flüchtling aufnimmt. Die CSU hat es getan: Mohammed Nabo ist aus Syrien geflohen und gehört nun zu den Christsozi­alen in Neu-Ulm.

130 Aussteller aus der gesamten Republik haben sich seit Mittwoch ganz den nachwachse­nden Rohstoffen verschrieb­en. Der Verein Renergie Allgäu lädt auf dem Messegelän­de in der Ulmer Au bis einschließ­lich heute zu den Biogas-Infotagen ein. Das Spektrum der 140 Aussteller aus der gesamten Republik reicht vom Pflanzenba­u über Anlagentec­hnik, Fragen zu Ökonomie und Ökologie, Biochemie und Biologie bis hin zu neuesten Entwicklun­gen und Forschungs­ergebnisse­n. Im Zentrum der Stände und zahlreiche­r Fachvorträ­ge stehen drei zentrale Fragen, die wohl jeder Besucher der Messe in sich trägt, wie Stephan Ruile von Renergie erläutert: „Was macht ökonomisch Sinn, was ist technisch möglich und was ist im Alltag praktikabe­l?“

Mit dem Ende der Vergütung auf der Grundlage des Erneuerbar­eEnergien-Gesetzes, müssen sich Anlagebetr­eiber dem freien Wettbewerb stellen und sich mit eigenen Angeboten an öffentlich­en Ausschreib­ungen der Netzagentu­r beteiligen. (heo) O

Die zweite Ausgabe der Biogas Infotage finden noch bis einschließ­lich heute auf dem Ulmer Messegelän­de statt. Tageskarte: 30 Euro. Zwei Frauen und ein Mann sind bei einem Unfall am Dienstag bei Illerriede­n verletzt worden, berichtet die Polizei. Gegen 14 Uhr fuhr eine 69 Jahre alte Frau in einem Nissan von Vöhringen nach Illerriede­n. Sie bremste und setzte den Blinker, um nach links abzubiegen. Das bemerkte eine 26-Jährige, die hinter dem Nissan fuhr, zu spät. Die jüngere Frau fuhr auf, ihr VW schob den Nissan neben die Fahrbahn. Beide Frauen wurden leicht verletzt, der 57-jährige Mitfahrer im VW schwer. Rettungskr­äfte brachten alle ins Krankenhau­s. Die Autos mussten abgeschlep­pt werden. Die Polizei schätzt den Gesamtscha­den auf etwa 13 000 Euro. (az)

 ?? Foto: Alexander Kaya ?? Den Takt gibt Ulms Oberbürger­meister Gunter Czisch (Mitte) beim Neujahrsem­pfang der CSU Fraktion nur am Schlagzeug vor. Die Reden hielten Fraktionsv­orsitzende­r Johannes Stingl (links) und Ministerin Beate Merk.
Foto: Alexander Kaya Den Takt gibt Ulms Oberbürger­meister Gunter Czisch (Mitte) beim Neujahrsem­pfang der CSU Fraktion nur am Schlagzeug vor. Die Reden hielten Fraktionsv­orsitzende­r Johannes Stingl (links) und Ministerin Beate Merk.

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