Neu-Ulmer Zeitung

Vorsicht, wenn der Chef anruft

Vermehrt taucht in der Region Günzburg eine Betrugsmas­che auf, bei der die Täter sich als Führungskr­äfte ausgeben und hohe Überweisun­gen in Auftrag geben. Wie man das Treiben entlarvt

- VON STEFAN REINBOLD

Die E-Mail kam, als der Chef gerade in einer Besprechun­g mit seinen Führungskr­äften war. Der Absender: auf den ersten Blick der Chef selbst. Er fragte in der Buchhaltun­g nach, wie viel Geld die Firma auf die Schnelle flüssig machen könne. Zunächst dachte die Mitarbeite­rin, es handle sich um einen ganz normalen Vorgang. Da die Firma aus dem südlichen Landkreis jedoch unterschie­dliche Firmenteil­e mit je eigenen Konten hat, fragte sie genauer nach. Erst nach dem Absenden der E-Mail fiel ihr auf, dass etwas an der Mailadress­e ihres vermeintli­chen Chefs nicht stimmte. Als dann mit der Rückantwor­t eine Aufforderu­ng kam, rund 20000 Euro auf ein Konto im Ausland zu überweisen, alarmierte die Mitarbeite­rin in Absprache mit ihrem echten Chef die Polizei. Der Firma entstand kein Schaden durch diesen Betrugsver­such. Die Masche ist der Polizei bereits bekannt. Unter dem Stichwort „CEO-Fraud“verzeichne­n die Ermittler bundesweit ähnliche Versuche, Firmen um größere Geldbeträg­e zu prellen. Auch die Krumbacher Polizei stellt vermehrt ähnliche Versuche fest.

Dabei verschaffe­n sich die Täter im Vorfeld ihres Betrugsver­suchs möglichst viele Daten und Informatio­nen über das anvisierte Unternehme­n. Sie nutzen dabei Informatio­nen, die die Firmen in Wirtschaft­sberichten, im Handelsreg­ister oder auf ihrer Homepage veröffentl­ichen. Darunter fallen auch Namen von Mitarbeite­rn, die dann auch über soziale Netzwerke ausgeforsc­ht werden. Besonderes Augenmerk legen die Täter laut Polizei auch auf Angaben zu Geschäftsp­artnern oder künftigen Investitio­nen.

Mit diesem Insiderwis­sen ausgestatt­et nehmen die Täter dann mit den ausgeforsc­hten Mitarbeite­rn Kontakt auf – meist per E-Mail – und geben sich als leitende Angestellt­e, Geschäftsf­ührer oder Handelspar­tner aus. Dabei benutzen sie verfälscht­e Mailadress­en, die den echten täuschend ähnlich sind oder identische Telefonnum­mern. Sie fordern die Mitarbeite­r unter dem Siegel der Verschwieg­enheit und einem Vorwand, etwa einer Unter- auf, höhere Geldbeträg­e zu überweisen. Meist befinden sich die Zielkonten in China, Hongkong oder in Osteuropa. „Werden die geforderte­n Summen überwiesen, ist das Geld weg“, sagt Claus Schedel von der Krumbacher Polizei. Die Schäden, die durch diesen Betrug entstehen, gehen allein in Bayern in die Millionen. Tendenz steigend.

Grundsätzl­ich nehmen derartige Betrugsmas­chen überhand. „Das ist überborden­d“, sagt Werner Deuring, der sich bei der Krumbacher Polizei speziell um diese Delikte kümmert. Und für die meist aus sicherer Distanz agierenden Kriminelle­n offensicht­lich ein lohnendes Geschäft. „Da werden Gelder umgesetzt, die einen klassische­n Bankraub geradezu lächerlich aussehen lassen“, sagt Deuring. In aller Regel ist es sehr schwer, die Täter ausfindig zu machen, da der einzige Ermittlung­sansatz meist nur die angegebene Kontonumme­r ist. Die Konten sind dann allerdings oft unter Angabe falscher Daten eröffnet worden und verschwind­en, nachnehmen­sübernahme, dem das Geld abgehoben wurde, schnell wieder.

Bis die Polizei über das Bundeskrim­inalamt die Behörden vor Ort kontaktier­en, sind die Täter längst über alle Berge. Der beste Schutz vor diesen Betrugsmas­chen sei, den gesunden Menschenve­rstand einzuschal­ten. Ein Rückruf beim Chef genügt meist schon, um den Betrug auffliegen zu lassen. Grundsätzl­ich sollten bei dubiosen Überweisun­gen ins Ausland oder wenn man finanziell in Vorleistun­g gehen soll, die Alarmglock­en schrillen. Müll kann man nur in die Tonne werfen? Stimmt nicht: Aus Klopapierr­ollen, Tetrapaks oder Joghurtbec­hern lassen sich Murmelbahn­en, Fangspiele und mehr bauen. Am Sonntag, 14. Januar, sind Familien mit Kindern ab drei Jahren ins Bayerische Schulmuseu­m Ichenhause­n eingeladen. Im dortigen Atelier kann mit weggeworfe­nen Dingen gebastelt werden. Wer leere Plastikbec­her, ausgewasch­ene Tetrapaks und Papprollen hat, soll diese mitbringen. Im Anschluss kann die Ausstellun­g „Was macht die Kuh im Kühlschran­k?“besucht werden, in der es unter anderem ebenfalls um Müll geht. Beginn ist um 14 Uhr. Um Anmeldung unter Telefon 08223/6189 wird gebeten. (az)

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Foto: Julian Stratensch­ulte, dpa Per Telefon oder per Mail geben sich unbekannte Täter als Führungskr­äfte von vorher ausgeforsc­hten Unternehme­n aus und versuchen Mitarbeite­r dazu zu bringen, teils hohe Geldsummen auf Konten im Ausland zu überweisen. Die Polizei warnt vor dieser Masche...

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