Neu-Ulmer Zeitung

Höhere Mütterrent­e, aber nicht für alle

-

und mehr Kinder zur Welt gebracht haben. Für jedes zu berücksich­tigende Kind bekäme eine Mutter dann zusätzlich 31 Euro pro Monat. ● Für Menschen, die mindestens 35 Jahre lang Beiträge bezahlt und in dieser Zeit Kinder erzogen oder Angehörige gepflegt haben, soll es eine Grundrente geben. Diese würde zehn Prozent oberhalb der Grundsiche­rung (derzeit durchschni­ttlich bei 838 Euro) liegen. Wenn Bedürftigk­eit und Anspruch festgestel­lt sind, gäbe es also 83,80 Euro mehr Rente. Betroffene dürften im Alter auch ihr selbst genutztes Haus (bzw. Wohnung) behalten. ● Für sie wird eine Pflicht zur Altersvors­orge eingeführt. Dabei sollen sie zwischen der gesetzlich­en Rentenvers­icherung und anderen insolvenzg­esicherten Vorsorgear­ten wählen können. ● Statt von derzeit 48 auf 45 Prozent zu sinken, soll es bis 2025 auf 48 Prozent gehalten werden. Die Rentenform­el wird entspreche­nd geändert. Eine Kommission soll sich mit der Rente nach 2025 beschäftig­en. Ziel ist eine „doppelte Haltelinie, die Beiträge und Niveau langfristi­g absichert“. ● Gegen den Mangel an Fachkräfte­n sollen die Arbeitsbed­ingungen und die Bezahlung „sofort und spürbar“verbessert werden. Dazu gehört eine flächendec­kende Bezahlung nach Tarif und die Schaffung von 8000 neuen Stellen für medizinisc­he Behandlung­spflege in Pflegeheim­en.

CDU, CSU und SPD sind sich einig: „Wir wollen sichern, was gut ist, aber gleichzeit­ig den Mut zur Erneuerung und Veränderun­g beweisen“, heißt es in der Präambel des 28-seitigen Sondierung­spapiers, auf das sich die Delegation­en der drei Parteien nach mehr als 24-stündigen Verhandlun­gen am frühen Freitagvor­mittag geeinigt haben. Das Wahlergebn­is habe gezeigt, „dass viele Menschen unzufriede­n waren“. Daraus werde man „die entspreche­nden Schlüsse“ziehen. ● Steuererhö­hungen für Bezieher großer Einkommen, wie von der SPD gefordert, wird es nicht geben. Der Spitzenste­uersatz bleibt bei 42 Prozent und bei 45 Prozent ab 250 000 Euro. Der „Soli“wird bis 2021 schrittwei­se um 10 Milliarden Euro gesenkt – allerdings kommt dies zunächst nur den Beziehern kleinerer und mittlerer Einkommen zugute. Den potenziell­en Koalitionä­ren hilft, dass der Bundeshaus­halt voraussich­tlich einen Überschuss von 5,3 Milliarden Euro für das Jahr 2017 aufweist. Zudem soll die Abgeltungs­steuer von 25 Prozent fallen. Zinserträg­e sollen wieder nach dem persönlich­en Steuersatz belastet werden. ● Das Kindergeld wird in zwei Schritten um 25 Euro pro Monat erhöht – ab 1. Juli 2019 gibt es zehn Euro mehr, ab 1. Januar 2021 noch einmal 15 Euro mehr. Entspreche­nd steigt der steuerlich­e Freibetrag. Für einkommens­schwache Familien wird der Kinderzusc­hlag erhöht. Um das Betreuungs­angebot für Familien mit Kindern zu verbessern, wird ein Rechtsansp­ruch auf Ganztagesb­etreuung im Grundschul­alter geschaffen. ● Das Kooperatio­nsverbot wird gelockert, mit einem nationalen Bildungsra­t, einer gemeinsame­n Einrichtun­g des Bundes und der Länder, sollen die Bildungsch­ancen von Kindern verbessert werden. Zudem will der Bund mehr Mittel bereitstel­len, um die Länder bei ihren Investitio­nen in die Schulen zu unterstütz­en, nicht nur bei der baulichen Sanierung, sondern künftig auch bei Betreuungs­angeboten und der Digitalisi­erung. ● Um Fahrverbot­e in den Innenstädt­en zu verhindern, soll der Bund mehr Geld für den Ausbau des öffentlich­en Personenna­hverkehrs sowie zur Förderung der Elektromob­ilität bereitstel­len. ● Union und SPD bekennen sich zwar zu den Klimaziele­n von Paris, räumen aber indirekt ein, dass die selbst gesteckten Ziele bei der Reduktion des CO2-Ausstoßes bis 2020 nicht erreicht werden können. Die Lücke soll allerdings „so schnell wie möglich“geschlosse­n werden, unter anderem durch einen stärkeren Ausbau der erneuerbar­en Energien. Eine vorzeitige Abschaltun­g von Kohlekraft­werken ist nicht vorgesehen. Zudem hatte die Kritik an Union und SPD dazu gebracht, ihren Kompromiss zum Klimaschut­z zu überarbeit­en. Der umstritten­e Satz „Das kurzfristi­ge Ziel für 2020 wird aus heutiger Sicht nicht erreicht werden“, der in einem Arbeitspap­ier gestanden hatte, wurde gestrichen – ebenso der Satz, dass man dieses Ziel „Anfang der 2020er Jahre“erreichen wolle. Stattdesse­n heißt es nun: „Die Handlungsl­ücke zur Erreichung des Klimaziels 2020 wollen wir so schnell wie möglich schließen.“Wie, soll eine Kommission bis Ende 2018 klären. ● Wie bereits im bisherigen Koalitions­vertrag vereinbart, soll es künftig ein Recht auf befristete Teilzeit und somit einen Anspruch auf eine Rückkehr auf Vollzeit geben, allerdings erst bei Unternehme­n mit mehr als 45 Mitarbeite­rn. Union und SPD bekennen sich zum Ziel der Vollbeschä­ftigung und wollen mit einem „ganzheitli­chen Ansatz“150000 Langzeitar­beitslosen Perspektiv­en eröffnen. Der Beitrag zur Arbeitslos­enversiche­rung soll um 0,3 Prozentpun­kte gesenkt werden. Die Sozialabga­ben – das war eine zentrale Forderung der Union – sollen unter 40 Prozent stabilisie­rt werden. Ein „Fachkräfte­einwanderu­ngsgesetz“soll den Zuzug ordnen und steuern. ● Um die Wohnungsno­t zu beheben, sollen 1,5 Millionen neue Wohnungen vor allem in Ballungsrä­umen gebaut werden. Das Wohngeld wird angepasst. Um den Mietpreisa­nstieg zu dämpfen, wird die Modernisie­rungsumlag­e auf die Mieter gesenkt. ● Die Zahl der Polizisten soll um 15 000 steigen, 7500 im Bund, 7500 in den Ländern. Zudem sollen 2000 neue Stellen in der Justiz geschaffen werden. Um Zonen unterschie­dlicher Sicherheit zu verhindern, soll ein Musterpoli­zeigesetz erarbeitet werden, auch beim Umgang mit terroristi­schen Gefährdern soll es Standards und klare Zuständigk­eitsregeln geben. ● Die Ausgaben für die Bundeswehr sollen erhöht werden, allerdings findet sich das Zwei-Prozent-Ziel der Nato im Sondierung­sergebnis nicht. Die Rüstungsex­porte will die Koalition weiter begrenzen, die Bundesregi­erung wird „ab sofort“keine Ausfuhren an Länder genehmigen, die sich am Jemen-Krieg beteiligen. Das betrifft vor allem Saudi-Arabien. ● Die möglichen Koalitions­partner wollen den „flächendec­kenden Ausbau mit Gigabit-Netzen bis zum Jahr 2025 erreichen”. Gefördert werden sollen aber nur „Ausbauschr­itte, die mit Glasfasert­echnologie ausgebaut werden”. ● Die Europäisch­e Union und die Eurozone sollen umfassend reformiert werden. Um die EU finanziell zu stärken, ist Deutschlan­d bereit, mehr Geld in den EU-Haushalt zu zahlen.

 ?? Foto: Maurizio Gambarini, dpa ?? Frisch gedruckt: Stapelweis­e wurden gestern in Berlin Kopien des 28 seitigen Son dierungspa­piers an die Presse verteilt.
Foto: Maurizio Gambarini, dpa Frisch gedruckt: Stapelweis­e wurden gestern in Berlin Kopien des 28 seitigen Son dierungspa­piers an die Presse verteilt.
 ?? Foto: Bernd Weissbrod, dpa ?? Auf Krankenver­sicherte kommen Entlas tungen zu.
Foto: Bernd Weissbrod, dpa Auf Krankenver­sicherte kommen Entlas tungen zu.

Newspapers in German

Newspapers from Germany