Ehrenmänner geben sich die Ehre
Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen aus Hamburg verkündet in der Ulmer Hudson Bar die Botschaft von Liebe und Arbeitsunlust
Zum etablierten Spielort für außergewöhnliche Auftritte hat sich das Hinterzimmer der Hudson Bar im Herzen Ulms gemausert. Eine der ersten Veranstaltungen im neuen Jahr wartet mit einer Band auf, auf die sich Musikkenner sicher besonders gefreut haben: die Liga der gewöhnlichen Gentlemen, abgekürzt DLDGG. Und schon vor Beginn des Konzerts ist hinter dem roten Vorhang zum „gemütlichen Wohnzimmer“mit Discokugel und Kronleuchtern alles rappelvoll mit Hipstern, Poppern und Stylern zwischen 30 und 60.
Modern-Vintage nennen die Second-Hand-Dandys ihre Musik, altmodisch und doch modern. Auf je- den Fall alles andere als Mainstream. Vielleicht ein Spaßprojekt, auf jeden Fall mit Tiefgang zwischen den Zeilen. Mit Titeln wie „Die Welt braucht mehr Leute so wie Dich“, „Der große Kölner Pfandflaschenbetrug“oder dem Titeltrack ihres neuen Albums, „It’s Ok To Love DLDGG“, groovt die Fünfer-Kombo um SingerSongwriter Carsten Friedrichs mit Saxofon, Orgel, Gitarre, Bass und Schlagzeug irgendwo zwischen Tocotronic und Superpunk (bei denen Friedrichs und Bassist Tim Jürgens vorher spielten) durch die Hamburger Schule, musikalisch mit deutlicher Northern-Soul-Schlagseite.
„Das gefällt mir sehr, ich will immer mehr“lautet eine Textzeile, die das Publikum berauscht und aus Überzeugung übernimmt. Auch der Anti-Knaller „Arbeit ist ein Sechsbuchstabenwort“reißt das Publikum mit. „Wir lassen nicht locker, bis die Botschaft die ganze Menschheit erreicht hat“, so Friedrichs, der sich mehrfach höflich für den Applaus bedankt, der ihm und seiner Band immer wieder entgegenschwappt.
Das Bier fließt, die Weingläser klingen. So gehört sich das. Das Konzert ist zu Ende, die Menge feiert weiter. Die Ehrenmänner verlassen schwitzend die Bühne und kommen mit Kartons voller CDs, Schallplatten und T-Shirts wieder. Das neue Album geht über den Merchandise-Tisch wie warme Semmeln. Die Party geht an der Bar weiter.