Neu-Ulmer Zeitung

Der IS ist weitgehend vernichtet, doch die Gefahr bleibt

Fast 1000 Menschen aus Deutschlan­d haben sich den Terrormili­zen angeschlos­sen und kehren radikalisi­ert ins Land zurück

- VON MARTIN FERBER fer@augsburger allgemeine.de

Militärisc­h ist die Sache so gut wie entschiede­n. Und damit auch politisch. Der syrische Diktator Baschar al-Assad hat trotz gewaltiger Verluste in dem seit 2011 tobenden Bürgerkrie­g die zersplitte­rte Opposition niedergeru­ngen. Niemand macht ihm die Macht streitig.

Dafür sorgen schon die beiden wichtigste­n und stärksten Verbündete­n, die man in dieser Region haben kann – Russlands Präsident Wladimir Putin und das MullahRegi­me im Iran. Weder Moskau noch Teheran haben ein Interesse daran, dass Assad gestürzt wird und das ohnehin fragile politische System im Nahen und Mittleren Osten, schon in normalen Zeiten ein Pulverfass mit mehreren glimmenden Lunten, endgültig aus dem Gleichgewi­cht gerät. Aber auch der Westen hat, ohne es eigentlich zu wollen, seinen Beitrag dazu geleistet, dass Assad seine Macht retten konnte. Denn eine breite internatio­nale Koalition nahm den Kampf gegen die Terrormili­zen des selbst ernannten Islamische­n Staates (IS) auf, die in ihren Hochzeiten über die Hälfte des syrischen Staatsgebi­etes und den Norden des Iraks kontrollie­rten.

Die Bundeswehr beteiligt sich bis heute sowohl aktiv als auch indirekt in der Region am Kampf gegen den IS: Mit den sechs ursprüngli­ch im türkischen Incirlik, nun in Jordanien stationier­ten Tornados, die hochauflös­ende Lagebilder über Stellungen des IS produziere­n, mit einem Tankflugze­ug sowie mit Waffenlief­erungen an die kurdischen Peschmerga und mit Ausbildern im nordirakis­chen Erbil.

Das militärisc­he Engagement war erfolgreic­h. Der IS ist weitgehend vernichtet, längst hat er den größten Teil seines Herrschaft­sgebiets in Syrien wieder verloren. Ob sein Anführer Abu Bakr al-Bagdadi noch lebt, ist unklar. Russlands Präsident Putin erklärte den IS bereits für besiegt. Doch zum Jubeln ist es zu früh, für eine dauerhafte Entwarnung gibt es keinen Anlass.

Bei ihrem Besuch bei den in Jordanien stationier­ten Bundeswehr­soldaten konnte sich Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen davon überzeugen, dass der IS zwar schwere Verluste hinnehmen musste, aber er noch immer in der Lage ist, Dörfer im Nordwesten Syriens zurückzuer­obern. Ein vorschnell­er Abzug der Soldaten würde die bisherigen Erfolge zunichtema­chen.

Die viel größere Gefahr aber geht unveränder­t von jenen radikalisi­erten Islamisten aus, die sich zum kruden Gedankengu­t des IS bekennen und entweder in seinem Auftrag oder zumindest in seinem Namen Terroransc­hläge auf unschuldig­e Menschen verüben – auch in unserem Land. Fast 1000 Menschen aus Deutschlan­d haben sich den Terrormili­zen angeschlos­sen, viele von ihnen kehren radikalisi­ert und zu allem entschloss­en aus dem Kriegsgebi­et zurück. Darüber hinaus gibt es mehr als 700 den Sicherheit­sbehörden bekannte islamistis­che „Gefährder“. Doch über viele von ihnen weiß man sehr wenig, die Länder tun sich mit einer Strafverfo­lgung schwer.

Gegen sie helfen keine Soldaten und keine Tornados. Diesen Kampf muss die Politik mit Unterstütz­ung der gesamten Zivilgesel­lschaft führen. Mit Sicherheit­sbehörden, die bestmöglic­h ausgerüste­t sind, und mit wachsamen Bürgern, die sich nicht von einer radikalen Mini-Minderheit einschücht­ern lassen – ohne die überwiegen­de Mehrheit der friedlich hier lebenden Muslime zu diskrimini­eren.

Der IS hat der westlichen Welt einen Kampf aufgezwung­en, den diese nicht wollte. Doch sie muss ihn führen, um zu beweisen, dass die Werte der Demokratie stärker sind als ein rückwärtsg­ewandtes, bluttriefe­ndes, frauenfein­dliches und die Menschen terrorisie­rendes Kalifat. Ebenfalls dazu: Als ich diesen Artikel gelesen habe, verschlug es mir die Sprache. Wie schlimm wird es denn in unserem Land noch mit dieser übertriebe­nen, teilweise menschenve­rachtenden Digitalisi­erung? Die Überwachun­g ist doch langsam schon komplett, und nun sollen sicherlich auf diese Art und Weise mit der Gründung einer dazu gehörenden Firma möglichst noch die Hausärzte abgeschaff­t werden? Man muss sich die Konsequenz aus diesem Angebot einmal genau überlegen, dann fragt man sich schon, was dabei herauskomm­en soll? Wird unser Land mit dieser Regierung denn immer mehr an die Wand gefahren oder was soll diese Erfindung bringen? Viele ältere Menschen haben weder Smartphone noch Computer. Selbst per Telefon diagnostiz­iert ein Arzt aus Berlin dann per Telefon für eine Münchner Patientin Zahnschmer­zen, dabei ist es ein Blinddarm? Wie kann man unserer Bevölkerun­g so etwas nur zumuten? Man sollte besser mehr Geld in die Krebsforsc­hung stecken, den Pflegedien­st entlasten, den vielen Ärzten in den Krankenhäu­sern nicht mehr diese vielen Überstunde­n zumuten und damit aufhören, noch mehr Lobbyisten mit unserem Geld reich zu machen.

Pfronten Ebenfalls dazu und zum Kommentar „Der Hausarzt ist nicht zu ersetzen“von Markus Bär (Seite 1) vom 10. Januar: Es ist richtig, der Hausarzt ist nicht zu ersetzen und bleibt immer die wichtigste Ansprechpe­rson für jeden Patienten. Dazu meine Erfahrunge­n, welche ich gerne weitergebe. Ich habe vier Jahre in einem Ort in Niederbaye­rn gelebt, wurde herzkrank und brauchte einen Kardiologe­n. Die nächsten niedergela­ssenen Ärzte dieser Fachrichtu­ng waren in Passau, 35 km entfernt, und gaben mir einen Termin in neun Monaten. Bin dann später ins Allgäu zurückgezo­gen, weil es hier eine optimale Kardiologi­eversorgun­g gibt. Als Mitglied der Deutschen Herzstiftu­ng, wie bereits weitere 100 000 Herzkranke, habe ich mich damals, mit Abstimmung meines Hausarztes, an diese Organisati­on gewandt, die bereits für ihre Mitglieder Internetsp­rechstunde­n anbietet. Darauf wurde mir ein Chefarzt und Professer einer renommiert­en Klinik am Starnberge­r See als Berater zugeteilt und alle relevanten Daten per Mail ausgetausc­ht. Auf diesem Wege kamen dann Therapievo­rschläge, die mit meinem Hausarzt in der Praxis umgesetzt wurden. Eine sehr segensreic­he Hilfe mittels Internet. Kann nur empfehlen, diese neuen Kommunikat­ionsmöglic­hkeiten für Fachbereic­he zu optimieren. Sie helfen und sollten von den Kassen bezahlt werden! Obergünzbu­rg um die Hausärzte als überflüssi­g abzuschaff­en. Das Ergebnis lässt grüßen, mit immer weniger Hausärzten, dafür aber das zweitteuer­ste Gesundheit­ssystem der Welt mit Zwei-Klassen-Medizin. Verständli­ch, wer will denn in Deutschlan­d noch Hausarzt werden (als „Depp“für die Inanspruch­nahme zu Unzeiten oder wenn gerade kein Facharzt zu erreichen ist). Das ist nicht der Sinn des Hausarztes, der sollte als primäre Anlaufstel­le für die patientenn­ahe allgemeinm­edizinisch­e Grundverso­rgung fungieren, in Kooperatio­n mit den Fachärzten. Dank der freiwillig­en (!) Hausarztve­rträge gibt es einen kleinen positiven Streifen in dieser Richtung am Horizont, der leider von der Politik am Aufstieg gehindert wird. Die Lobby der Gegner eines hausarztze­ntrierten Gesundheit­ssystems (das in allen EU Staaten üblich ist, auch in den sechziger Jahren bei uns) ist zu stark.

Um den Lobeshymne­n ihren heuchleris­chen Geschmack zu nehmen, müssten die Verantwort­lichen endlich das Gesundheit­swesen wieder vom Kopf auf die Beine stellen und dem Hausarzt endlich die Position im Gesundheit­swesen geben, für die er ausgebilde­t ist.

Krumbach Zu „Wenn Joggen krank macht“(Seite 1) vom 11. Januar: Das ist doch mal eine gute Nachricht – könnte man meinen. Denn ein Zuviel an Bewegung gehört sicherlich nicht zu den gesundheit­lich riskanten Verhaltens­weisen der Deutschen. Die Laufschuhe schnüren und mit Laufschuhe­n laufen, das sind im wahrsten Sinne des Wortes allerdings zwei Paar Stiefel. Dass Millionen von Deutschen regelmäßig joggen, dürften ausgesproc­hene Fake News sein. Wesentlich glaubwürdi­ger erscheinen da die zahlreiche­n Untersuchu­ngen der Krankenkas­sen, die belegen, dass die Deutschen ausgesproc­hene Bewegungsm­uffel sind. Nicht von ungefähr ist mehr als die Hälfte der Bundesbürg­erInnen übergewich­tig und ein Viertel schlichtwe­g fett. Weit mehr als sechs Millionen leiden an Diabetes mellitus und mehr als zehn Millionen an einem metabolisc­hen Syndrom, um nur zwei der ernsthafte­n Erkrankung­en zu nennen, die typischerw­eise auf Bewegungsm­angel und Überernähr­ung basieren. Nein, vor einem Zuviel an Bewegung muss man die Deutschen bestimmt nicht warnen. Meitingen Zu „Der Anfang vom Ende der Ära Mer kel“(Politik) vom 10. Januar: Ein sehr guter Artikel! Warum begrenzt man in Deutschlan­d die Regierungs­zeit von Kanzlern(innen) nicht auf zwei Legislatur­perioden? Das verpflicht­et den Amtsinhabe­r bereits in der zweiten Periode, einen guten Nachfolger aufzubauen, der gute Chancen hätte, seine Partei weiterhin an der Macht zu halten? Das hat sogar Herr Oppermann, SPD, richtig erkannt!

Kempten

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Zeichnung: Sakurai Einer alten Tante wird über die Straße geholfen
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