Herzschmerz zum Abschied
Mag ja sein, dass in Großbritannien manchem erst jetzt dämmert, was der Brexit für das Land wirklich bedeutet. Aber es gibt keine relevanten Kräfte, die eine neue Abstimmung erzwingen könnten – und damit bleibt das Vereinigte Königreich weiter auf Austrittskurs aus der EU.
Das müssen auch die höchsten Repräsentanten der Gemeinschaft zur Kenntnis nehmen, die gestern Schalmeienklänge in Richtung London sandten. Sollten diese Botschaften der Klimaverbesserung dienen – bekanntlich laufen die Austrittsgespräche äußerst holprig –, so erfüllen sie einen Sinn. Sind sie jedoch als Impulse gedacht, die Großbritannien zur Umkehr bewegen sollen, so entspringen sie politischer Träumerei. Das harte Tagesgeschäft lässt keinen Raum für solche Sentimentalität.
Die EU muss den Austrittswunsch der Briten, auch wenn er sich in einer noch so knappen Mehrheit manifestiert hat, respektieren. Indem sie das eingeleitete Verfahren mit allen Konsequenzen durchzieht, schickt die EU auch ein Warnsignal an andere Mitgliedstaaten, in denen Exit-Tendenzen ansatzweise vorhanden sind. Deswegen darf auch von Tusk und Juncker eine gewisse Härte gegenüber London verlangt werden.
Unabhängig davon sollte die Brüsseler EU-Spitze aber auch weiter darum werben, dass Großbritannien und die Gemeinschaft weiter einen guten Umgang miteinander pflegen. Denn ein Staat, der die EU verlässt, wird dadurch nicht zum Feind. Sondern bleibt hoffentlich ein Freund. Die Herzen dürfen offen bleiben.
Dieses südamerikanische Land ist vermintes Gelände für Papst Franziskus. Umfragen zufolge bekennen sich weniger als die Hälfte der Menschen in Chile noch zum katholischen Glauben, nirgendwo sonst in Lateinamerika ist das Vertrauen in die Kirche so erschüttert. Vor allem der Missbrauchsskandal um einen einflussreichen Priester hat das Bild des Vatikans besudelt.
Zum Auftakt seiner sechsten Lateinamerika-Reise bat Franziskus um Verzeihung für den sexuellen Missbrauch von Kindern durch Geistliche. „Wir müssen uns dafür einsetzen, dass sich dies nicht wiederholt“, sagte er am Dienstag im Regierungspalast La Moneda, wo er von Chiles Staatschefin Michelle Bachelet empfangen wurde. Der Papst bezog sich auf den Fall des Priesterausbilders Fernando Karadima, der womöglich von Bischöfen gedeckt wurde. Ein vatikanisches Gericht hatte ihn 2011 wegen sexuellen Missbrauchs schuldig gesprochen.
„Ich kann nicht umhin, den Schmerz und die Scham zum Ausdruck zu bringen, die ich angesichts des nicht wiedergutzumachenden Schadens empfinde, der Kindern von Geistlichen der Kirche zugefügt worden ist“, sagte der Pontifex. Bei der ersten Messe der Reise im O’Higgins-Park rief er die Menschen zudem zu einem aktiven Einsatz für mehr Gerechtigkeit auf. Wer Frieden wolle, müsse für die Gerechtigkeit arbeiten, sagte er vor rund 400 000 Menschen.
Heute will das Kirchenoberhaupt in der südchilenischen Stadt Temuco mit Vertretern der indigenen Mapuche zusammenkommen, die seit Jahrzehnten um die Rückgabe von Ländereien kämpfen.