Kann die EZB die Inflation überhaupt noch steuern?
sagt Finanzexperte Gerke: Günstige Immobilienkredite haben einen Bauboom befeuert, die Preise für das Bauen steigen. „Doch inzwischen sind die Zinsen so weit unten, dass die EZB keinen Spielraum mehr hat.“Der Leitzins liegt schon bei null. Ein zweites Instrument, das der Zentralbank dann bleibt, ist die sogenannte Offenmarktpolitik. Die EZB kauft Staats- oder Unternehmensanleihen von Kreditinstituten und stattet den Markt mit mehr Geld aus. Diesen Kurs führt die EZB dieses Jahr fort. Sie kauft zwar weniger Anleihen – aber immer noch monatlich Papiere für 30 Milliarden Euro. Mittlerweile habe das Programm Dimensionen erreicht, „wie wir sie noch nicht erlebt haben“, sagt Gerke.
Ein Problem ist, dass die derzeitige Politik der EZB – Nullzinsen und steigende Inflation – den Sparern massive Verluste einbrockt. Ihr Erspartes verliert an Kaufkraft. „Der Sparer zahlt die Zeche“, bringt es der Präsident des Bayerischen Finanz-Zentrums auf den Punkt.
Inzwischen stellen Fachleute bereits die Frage, ob die gewaltigen Anstrengungen der EZB noch angemessen sind. Denn anscheinend fällt es immer schwerer, die Inflation überhaupt zu beeinflussen. Denn auch wenn diese in Deutschland anzieht, liegt sie in Europa immer noch deutlich unter dem Ziel von knapp zwei Prozent.
Dass es so lange gedauert hat, die Inflation zu bewegen, führt Gerke auf die Massivität der Finanzkrise 2008 und der Rezession in Europa zurück. Dies war derart „drastischer Natur“, dass es lange Zeit brauchte, bis sich Länder wie Griechenland erholten.
Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer argumentierte kürzlich sogar, dass die EZB mit ihren Instrumenten die Inflation kurzfristig überhaupt kaum mehr beeinflussen kann. Grund sei die Globalisierung. „Wird Arbeit im Heimatland teuer, verlagern Unternehmen sie in andere, billigere Standorte.“Das drücke die Inflation, ohne dass die EZB es verhindern könne. Diese riskiere durch ihre Politik aber „Blasen an den Finanz- und Häusermärkten“.