Neu-Ulmer Zeitung

Warum Antibiotik­a immer seltener helfen

Bakterien werden resistent – das könnte lebensbedr­ohliche Folgen haben

- VON MARKUS BÄR

Viele Patienten haben das schon erlebt: Man geht mit Fieber zum Arzt, weil man eine Krankschre­ibung braucht, um sich daheim auszukurie­ren – und dann verlässt man die Praxis mit einem Rezept für ein Antibiotik­um. Dabei werden gerade Erkältungs­krankheite­n sehr oft von Viren ausgelöst, gegen die Antibiotik­a gar nicht helfen. Mithilfe des Projekts „Antibiotik­a-Resistenze­ntwicklung nachhaltig abwenden“, das gestern in Nürnberg vorgestell­t wurde, soll der Einsatz von Antibiotik­a deshalb zunächst in Bayern und Nordrhein-Westfalen erheblich reduziert werden.

Je häufiger Antibiotik­a verschrieb­en werden, desto mehr Bakteriens­tämme entstehen, die gegen die Medikament­e resistent sind. Schätzunge­n zufolge werden schon im Jahr 2050 mehr Menschen aufgrund von Antibiotik­aresistenz­en sterben als durch Krebs – sollte sich die Verschreib­ungspraxis nicht ändern. So heißt es auch in einem Antrag von CSU-Landtagsab­geordneten wie Klaus Holetschek (Memmingen) und Thomas Goppel (Eresing). Sie fordern mehr Infoverans­taltungen für Ärzte.

Doch warum wurden und werden überhaupt Antibiotik­a ohne Not verschrieb­en? Einer der Initiatore­n des Projekts erklärt das so: „Wenn ein Patient mit 39 Grad Fieber in der Praxis erscheint, hat er oft Angst und erwartet deutliche Gegenmaßna­hmen vom Arzt. Und viele Ärzte verschreib­en dann das Antibiotik­um, weil sie Komplikati­onen befürchten“, sagt Dr. Veit Wambach. Er ist Hausarzt und Vorsitzend­er der Agentur deutscher Arztnetze. Oft sei der Einsatz jedoch überflüssi­g. „Der Arzt sollte entscheide­n, ob wirklich ein Antibiotik­um sinnvoll ist.“Und das müsse durch Infoverans­taltungen gefördert werden. „Oft hilft bei einer starken Erkältung einfach: viel trinken und vor allem ausruhen“, sagt Wambach. Mit Salzwasser inhalieren helfe, Schleim dünnflüssi­ger zu machen, der sonst Nährboden für Bakterien sein könnte. „Und nachgewies­en ist auch, dass Obst essen besser ist, als Vitamintab­letten zu nehmen.“

Ein guter Weg sei zudem, besorgten, in Sachen Antibiotik­a aber aufgeklärt­en Patienten ein Rezept mit der Vorgabe mitzugeben, es nur dann einzulösen, wenn sich ihr gesundheit­licher

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