Man wartet darauf, dass er eine Weinflasche entkorkt
seit er mit seinem „Kleinen Erziehungsberater“für Eltern kleiner Kinder all das niedergeschrieben hat, was wir in der einen oder anderen Form schon erlebt haben, mit einem Unterschied: Hacke kann das ungleich besser und lustiger formulieren. Wie er da so sitzt in diesem orangefarbenen Sitzmöbel, neben sich ein Stapelchen selbst geschriebener Bücher, wartet man eigentlich nur auf den Moment, in dem er sich eine Pfeife anzündet, die erste Rotweinflasche entkorkt und Sachen sagt wie: „Da war ich neulich ...“
Und so ähnlich ist es ja auch, obwohl der Abend zunächst ein wenig holperig beginnt, denn Axel Hacke trifft die Bühnentreppe nicht richtig und so wird es weniger ein Auftritt als ein Aufstolpern. Doch das kann ihn nicht aus der Bahn werfen: „Ich habe schon in allen möglichen Zuständen Lesungen gemacht, warum nicht mit einem kleinen Schienbeinbruch?“Ein typischer Hacke-Satz: selbstironisch-unterkühlt, mit eher stillem Witz formuliert.
Er plaudert viel an diesem Abend. Bevor es ans Lesen geht, muss erst mal über seinen Illustrator gesprochen werden, über Michael Sowa. pflegt in seinen Bildern einen ebenso stillen skurril-absurden Humor wie Hacke. In eines der Bilder für dessen Buch „Die Tage, die ich mit Gott verbrachte“hat er einen rauchenden Hund gemalt. Der kam im Text nicht vor, weshalb der Autor halt diesen paffenden Köter einfach reingeschrieben hat. Kein Problem für jemanden, der vorgibt, mit der Kücheneinrichtung zu reden.
Wenn Axel Hacke seine Anekdoten erzählt und eine Handvoll Kolumnen vorliest, dann blitzt ihm der Schalk aus den Augenwinkeln, dann lebt er auf, wenn das Publikum mitgeht, so als sei er davon selber überrascht. Er wirkt fast wie eine etwas lebhaftere Ausgabe von Loriot: freundlich, aber immer auch ein wenig distanziert.
Weil seine Texte nicht einfach flach dahingeplaudert sind, sondern immer mal wieder tiefer schürfen – etwa in seinem Buch über Gott, den er als melancholischen Künstler porträtiert, der beim Schöpfen nicht immer ein glückliches Händchen an den Tag legte – hat Hacke zuletzt ein sehr ernstes Werk verfasst. Er gab ihm den etwas länglichen Titel „Über den Anstand in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wir miteinander umgehen“. Mit seinen geschliffenen Betrachtungen trifft er einen Nerv, denn vom Anstand scheinen heutzutage immer mehr Menschen Abstand zu nehmen: Lügen in Zeiten der Trump-Ära, Shitstorms im Internet bei jeder sich bietenden Gelegenheit und die gefühlt immer rüderen Umgangsformen der Ich-Gesellschaft – Hacke setzt dem einen im besten Sinne konservativen Appell für Fairness, Solidarität, Rücksicht entgegen und wünscht sich, dass die Menschen einfach nicht mitmachen, wenn etDer was „unanständig“ist. Der Applaus dafür ist anständig, allerdings kein Vergleich zum Finale, als Hacke seinen größten Hit auspackt: seine Betrachtungen über falsch gehörte Liedtexte aus der Trilogie vom „weißen Neger Wumbaba“.
Der geht auf eine Zeile aus „Der Mond ist aufgegangen“von Matthias Claudius zurück. Statt „ ...und aus den Wiesen steiget, der weiße Nebel wunderbar“, hatte mal jemand gemeint, aus den Wiesen erhebe sich „der weiße Neger Wumbaba“. Hackes Kunst besteht nicht darin, möglichst dämliche Verhörer zu präsentieren, sondern daraus wunderbar abstruse Betrachtungen abzuleiten. Die Besucher kugeln sich auf ihren Sitzen. Nach knapp zwei Stunden netto beendet Hacke den Abend und sagt artig „Auf Wiederhören“. Dabei müsste es heißen: „Auf Wiederverhören“. Das Kammerorchester der Universität, das Kammerorchester Ulmer Studenten (KUS), feiert sein 30-jähriges Bestehen mit einem Konzert am Samstag, 20. Januar, um 17 Uhr im Haus der Begegnung in Ulm. Auf dem Programm steht neben der „Finlandia“und der Sinfonie Nr.3, C-Dur, op.52 von Jean Sibelius das Harfenkonzert, Es-Dur, op.74 von Reinhold Glière. Solistin ist die 1997 geborene Harfenistin Miriam Ruf. Die Günzburgerin ist mehrfache Bundessiegerin bei „Jugend musiziert“und studiert am Konservatorium in Amsterdam. In verschiedenen Ensembles und Orchestern wirkte sie bei Konzerten in bekannten Konzertsälen in Deutschland und den Niederlanden mit. Achim Schmid-Egger, Hornist des Philharmonischen Orchesters der Stadt Ulm, leitet dieses Konzert. (az) O
Karten gibt es im Service Center Neue Mitte oder an der Abend kasse. Nach einer Winterpause beginnt morgen, Samstag, wieder das Kreativangebot für kleine Stadthaus-Besucher zur Marktzeit. Der erste Workshop von 11 bis 13 Uhr mit Katrin Strazzeri heißt „Von Flugzeugen und Sauriern I“. Inspiriert von den geheimnisvollen Werken „aus allen Welten“des Ateliers Goldstein in der aktuellen Ausstellung werden mit Holz, Pappe und Papier oder Metall und Recycling-Fundstücken Zukunftshäuser, Bagger oder Dinos gebaut. Neu ist in diesem Jahr, dass die Workshops über mehrere Termine reichen und dadurch auch größere Objekte geschaffen werden können. Genauso dürfen die Teilnehmer aber auch nur einen Workshop wahrnehmen. (az) O
Anmeldung erbeten unter 0731/161 77 00.