Das Putengeschnetzelte von der SPD war der Tiefpunkt
Für Thomas de Maizière steht am Morgen fest, dass er sein Amt an Seehofer abgeben muss. Mit versteinerter Miene tritt er vor die Kameras. Die Journalisten reagieren nicht gleich. Weil der Noch-Innenminister von der CDU in den Tagen zuvor meist wortlos an ihnen vorbeigegangen war, begreifen sie zunächst nicht, dass er nun doch etwas sagen will. Es sind Worte des Abschieds: „Als Minister hatte ich ein Amt auf Zeit, das war mir immer bewusst.“Andere Ämter seien für ihn niemals infrage gekommen.
Dass Merkel der SPD so weit entgegengekommen ist, kritisieren viele in ihrer eigenen Partei. CDU-Abgeordnete berichten am Nachmittag von verärgerten Reaktionen aus der Basis. „Dieses Verhandlungsergebnis ist ein Schlag ins Gesicht für jeden, der sich im Wahlkampf für die CDU engagiert hat“, heißt es in einer E-Mail an einen christsozialen Parlamentarier. Auch Angela Merkel wird womöglich auf dem für Ende Februar angekündigten CDUParteitag noch für die GroKo werben müssen.
Doch am Mittwoch überwiegt bei vielen der Politiker die Erleichterung. Vorbei sind die langen Nächte mit dem stundenlangen Warten auf den Gängen, dem Essen, das in Warmhalteschalen aus Edelstahl vor sich hin köchelt. Das matschige Putengeschnetzelte, das im WillyBrandt-Haus bei der SPD serviert wurde, sagt ein Teilnehmer, sei der absolute Tiefpunkt der Koalitionsverhandlungen gewesen. Zumindest kulinarisch.