Neu-Ulmer Zeitung

Der kurdisch türkische Jahrhunder­tkonflikt

Die Auseinande­rsetzung, die jetzt unter den Augen der Weltöffent­lichkeit im Norden Syriens militärisc­h ausgetrage­n wird, ist so alt wie die Republik, die Atatürk gegründet hat. Doch Gewalt wird keine Lösung sein

- VON SUSANNE GÜSTEN

Die aktuellen Gefechte zwischen türkischen Truppen und kurdischen Milizionär­en im Nordwesten Syriens begannen am 20. Januar – doch ihre Wurzeln reichen rund hundert Jahre in die Vergangenh­eit zurück. Der Konflikt zwischen dem türkischen Staat und der kurdischen Minderheit ist so alt wie die türkische Republik und eine Lösung ist nach wie vor nicht in Sicht.

1923 gründete der osmanische Ex-General Mustafa Kemal, der später den Ehrennamen Atatürk erhielt, die moderne türkische Republik. Weniger als zwei Jahre später stand der junge Staat seinem ersten großen Aufstand gegenüber: In Südostanat­olien erhoben sich die Kurden unter Scheich Said. Ankara ließ den Aufstand niederschl­agen, Scheich Said wurde gehängt.

In der Abkehr vom Vielvölker­staat der Osmanen setzte Atatürks Republik auf die Betonung der staatliche­n Einheit, die auch als Einheit des Staatsvolk­es verstanden wurde. Forderunge­n ethnischer Minderheit­en wie der Kurden wurden daher als Angriff auf den Staat selbst gesehen – ein Staatsvers­tändnis, das die türkische Politik prägte. Der öffentlich­e Gebrauch der kurdischen Sprache wurde verboten, zeitweise wurde sogar die Existenz eines kurdischen Volkes an sich verneint.

Nicht immer und überall führten die Gegensätze zu Konflikten. So arrangiert­e sich Ankara mit vielen Clanchefs im feudalisti­sch geprägten Kurdengebi­et. Eine der Folgen war, dass das Kurdengebi­et sozial und wirtschaft­lich vom Rest des Landes abgekoppel­t wurde.

Die Macht der Clans rief gegen Ende der 1970er Jahre kurdische Linksextre­misten auf den Plan. Einige von ihnen gründeten 1978 unter Abdullah Öcalan die Arbeiterpa­rtei Kurdistans (PKK). Eine der ersten Aktionen der Gruppe war ein Angriff auf die Bucaks, Chefs eines mit Ankara verbündete­n Kurdenclan­s. Im Jahr 1984 rief die PKK den Kampf für einen Kurdenstaa­t und gegen Ankara aus. Öcalan selbst floh nach Syrien, wo das Assad-Regime die kurdischen Separatist­en als Werkzeug in seinem Dauerstrei­t mit dem türkischen Nachbarn einsetzte. Die stalinisti­sch organisier­te PKK präsentier­t sich nach außen als Freiheitsb­ewegung, duldet in ihren Einflussbe­reichen und in der eigenen Organisati­on jedoch keinerlei Widerspruc­h; Öcalan ließ mehrmals interne Kritiker hinrichten.

Unterdesse­n eskalierte der Krieg zwischen der Armee und der PKK. Im Laufe der Jahre wurden mehrere tausend kurdische Dörfer zerstört, mehrere Millionen Kurden flohen in andere Teile der Türkei und nach Europa. Mehr als 40000 Menschen sind in dem Konflikt bisher getötet worden.

Öcalans Festnahme im Jahr 1999 markierte eine Wende: Der PKKChef bot sich als Gesprächsp­artner für die Suche nach einer Lösung an, die auch wegen einer neuen Ära in Ankara plötzlich möglich erschien. Als erster türkischer Ministerpr­äsident räumte Recep Tayyip Erdogan im Jahr 2005 ein, dass sein Land ein „Kurdenprob­lem“habe.

Nach jahrelange­n Kontakten vereinbart­en die türkische Regierung und die PKK einen Waffenstil­lstand, der in der Region die Hoffnung auf Frieden aufblühen ließ. Doch der Konflikt im benachbart­en Syrien, wo sich der dortige PKKAbleger PYD mit seiner Miliz YPG eine Autonomiez­one entlang der türkischen Grenze sicherte, ließ den Krieg in der Türkei im Jahr 2015

Wie China, Russland und Nordkorea will US-Präsident Donald Trump die Stärke seines Landes nun auch mit einer Militärpar­ade zeigen. Er beauftragt­e das Pentagon mit der Planung einer Parade, wie seine Sprecherin Sarah Sanders am Dienstag mitteilte. Trump sei ein großer Unterstütz­er der Streitkräf­te. Er habe das Verteidigu­ngsministe­rium deswegen darum gebeten, die Möglichkei­t einer Feierlichk­eit zu prüfen, bei der alle Amerikaner ihre Wertschätz­ung zum Ausdruck bringen könnten, sagte Sanders.

Der Wunsch nach einer Parade entstand bei Trump nach einem Bericht der Washington Post, als er bei dem Aufzug zum französisc­hen Nationalfe­iertag in der Hauptstadt Paris zu Gast war. Von der dargeboten­en militärisc­hen Stärke zeigte er sich anschließe­nd begeistert. Ehemalige Top-Militärs der USA kritisiert­en im Sender CNN Trumps Plan. „Der Marschbefe­hl lautete: Ich will eine Parade wie die in Frankreich“, zitierte die Zeitung einen Mitarbeite­r des Militärs, der nicht namentlich genannt werden wollte. Die Parade soll demnach noch in diesem Jahr stattfinde­n.

„Ich komme von dem Gedanken nicht los, dass es hierbei mehr um sein Ego als um alles andere geht. Ich meine: Wer ist jetzt der Raketenman­n?“, spielte John Kirby, Konteradmi­ral im Ruhestand, auf Trumps Rede vor den Vereinten Nationen an.

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Foto: Delil Souleiman, afp Ein kurdischer Milizionär mit seiner umgehängte­n Kalaschnik­ow nimmt an einer Demonstrat­ion in der Stadt Jandairis nahe der türkischen Grenze und nur 18 Kilometer von Afrin gelegen teil.

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