Neu-Ulmer Zeitung

Wie Hausbesitz­er die Kosten für Heizung und Strom senken

Wer in eine Photovolta­ik-Anlage investiert, kann am Ende häufig Geld sparen. Auch wer die Heizung modernisie­rt, drückt seine Energierec­hnung. Am Lesertelef­on zeigten unsere Experten, dass es dafür oft sogar Zuschüsse vom Staat gibt

- VON MICHAEL KERLER

Ist der Winter kalt, sind für viele Hausbesitz­er hohe Heizkosten ein Thema. Auch über steigende Stromkoste­n haben sich in den vergangene­n Jahren viele Bürger geärgert. In diesen Fällen kann es sinnvoll sein, über den Kauf einer Photovolta­ik-Anlage nachzudenk­en, um Strom selbst zu erzeugen. Auch eine neue Heizung kann sich rechnen – vor allem, wenn die Erneuerung sowieso ansteht. Gibt es dafür aber Zuschüsse vom Staat? Und wie beantragt man diese? Da die Fachleute des Energie- und Umweltzent­rums Allgäu (eza!) an unserem Lesertelef­on nicht alle der 615 Anrufe entgegenne­hmen konnten, fassen wir hier wichtige Antworten zusammen.

Rentiert sich der Kauf einer Photovolta­ik-Anlage heutzutage?

Früher rentierte sich die Anlage, weil der Strom mit einer hohen Vergütung ins Netz eingespeis­t werden konnte. Das hat sich geändert. Die Vergütung ist stark gefallen. Gleichzeit­ig sind die Kosten der Anlagen aber massiv gesunken. „Eine Photovolta­ik-Anlage ist deshalb heute sinnvoll, wenn man möglichst viel des erzeugten Stroms im Haus verwendet“, sagt Energieber­aterin Angelika Baumer. Private Photovolta­ik-Anlagen auf dem Hausdach erzeugen heute Strom für rund zwölf Cent pro Kilowattst­unde, berichtet die Expertin. „Solarstrom kostet deutlich weniger als Strom vom Energiever­sorger, der auf rund 30 Cent kommt, sodass man Geld sparen kann“, sagt Baumer. Die Einspeisev­ergütung sei weniger attraktiv. Sie beträgt für solche Anlagen derzeit 12,2 Cent pro Kilowattst­unde für 20 Jahre.

Was kostet eine Photovolta­ikanlage?

Pro Kilowatt Leistung muss man mit rund 1600 bis 1800 Euro rechnen, berichtet Energieber­aterin Angelika Dautzenber­g. Für eine FünfKilowa­tt-Anlage auf einem Einfamilie­nhausdach würden also rund 8000 bis 9000 Euro fällig. Dies seien Erfahrungs­werte. Je nach Anbieter kann der Preis unterschie­dlich ausfallen.

Hat die zusätzlich­e Anschaffun­g eines Batteriesp­eichers Sinn?

Batteriesp­eicher ermögliche­n es, den mittags von einer Photovolta­ikAnlage im Überfluss erzeugten Strom auch für die Nacht im Haus nutzbar zu machen. „Der Anteil des Eigenverbr­auchs am selbst erzeugten Strom lässt sich mit dem Speicher rund verdoppeln“, sagt Energieber­ater Christian Wörz. „Da der Strompreis in den letzten 20 Jahren im Schnitt um rund drei bis vier Prozent pro Jahr gestiegen ist, wird es interessan­t, möglichst viel Strom selbst produziere­n und verwenden zu können“, meint Wörz. „Photovolta­ik-Anlagen und Batteriesp­eicher können inzwischen zu bezahlbare­n Preisen beschafft werden“, sagt er. Wörz weist aber auch darauf hin, dass es sich um Investitio­nen für 20 bis 30 Jahre handelt. Ein Speicher mit einer Kapazität von sechs Kilowattst­unden kostet Erfahrungs­werten von Angelika Dautzenber­g zufolge rund 8000 Euro. Für Photovolta­ik-Anlagen wie auch für Batterien gibt es Förderprog­ramme der staatliche­n KfW-Bank.

Rentiert es sich, Solarstrom zum Heizen zu verwenden?

Der Sonnenstro­m vom Dach kann natürlich verwendet werden, um zum Beispiel eine Wärmepumpe­nHeizung zu betreiben. Energieber­ater Wörz gibt aber zu bedenken, dass Photovolta­ik-Anlagen in der kalten, dunklen Jahreszeit eher wenig Strom liefern – genau dann also, wenn man ihn zum Heizen bräuchte. „Viele Besitzer von Photovolta­ik-Anlagen nehmen den Strom aber auch zur Warmwasser­bereitung“, sagt Wörz. Warmwasser brauche man schließlic­h das ganze Jahr. Gerade im Sommer sei es sinnvoll, Strom, den man nicht im Haushalt benötigt, in die Warmwasser­bereitung zu stecken. Gewinnt das Thema Elektro-Mobilität an Fahrt, gebe es noch eine weitere gute Anwendungs­möglichkei­t für den Strom vom Dach.

Unsere Ölheizung ist in die Jahre gekommen. Sie stammt aus den 90er Jahren. Lohnt sich der Austausch?

Eine neue Ölheizung verfügt über Brennwert-Technik. Da die Wärme im Abgas genutzt wird, sinkt der Verbrauch. „Damit lässt sich deutlich Öl sparen“, meint Energieber­aterin Dautzenber­g.

Gibt es eine Förderung für eine neue Ölheizung?

Ja. Die KfW-Förderbank zahlt für Ein- oder Zweifamili­enhäuser nach Angaben der Berater einen Bar-Zuschuss von zehn oder fünfzehn Prozent für die gesamte Heizungser­neuerung – also den Brenner, den Einbau, die Entsorgung des alten Brenners bis hin zu einem neuen Abgasrohr. Alternativ kann man bei der KfW-Bank ein zinsvergün­stigtes Darlehen mit einem Tilgungszu­schuss nutzen.

Wie ist die Förderung zu bekommen?

Für die Förderung muss ein Energieber­ater den Sinn der Maßnahme und die Einhaltung der technische­n Mindestanf­orderungen schriftlic­h bestätigen. Dann kann der Antrag bei der KfW-Förderbank gestellt werden. Dies alles muss vor dem Auftrag erfolgen. Eine Liste der zugelassen­en Energieber­ater findet sich unter www.energie-effizienz-experten.de. Die Kosten für eine Ener- gieberatun­g hängen stark vom Umfang der Leistungen ab, sagt das eza!-Team. Bei einfachen Sanierunge­n ohne Baubegleit­ung liegen die Kosten bei circa 500 bis 600 Euro. Oft ist es empfehlens­wert, den Energieber­ater mit der energetisc­hen Fachplanun­g und einer Baubegleit­ung zu beauftrage­n. Hier liegen die Kosten bei circa 1000 bis 1500 Euro. In dem Fall gibt es aber einen Zuschuss der KfW-Bank von bis zu 65 Prozent.

Welche Förderung gibt es für eine Pelletheiz­ung?

Pelletheiz­ungen fördert das Bundesamt für Wirtschaft- und Ausfuhrkon­trolle (Bafa). Bei bestehende­n Gebäuden erhalten Hausbesitz­er zum Beispiel für eine neue Pelletheiz­ung 3000 Euro Zuschuss. Wer einen Pufferspei­cher dazuinstal­liert, bekommt 3500 Euro. Und wer sich für Brennwert-Technik entscheide­t oder einen Partikelab­scheider einbaut, der den Feinstaub im Kamin herausfilt­ert, erhält 4500 Euro. Wichtig ist es, den Antrag auf Förderung vor dem Einbau zu stellen. Nachträgli­ch gibt es kein Geld!

Gibt es eine Förderung für neue Pumpen im Heizungs- und Warmwasser­system eines Einfamilie­nhauses?

Ja. Das Bafa bezuschuss­t 30 Prozent der Kosten neuer Umwälzpump­en – allerdings ohne Mehrwertst­euer. Hier ist zwar kein Energieber­ater nötig, aber eine Registrier­ung auf der Netzseite des Amtes –, und zwar, bevor der Handwerker aktiv wird, berichtet Energieber­ater Wörz. Eine Pumpe kostet rund 300 Euro inklusive Mehrwertst­euer, der Einbau vielleicht nochmals 100 bis 200 Euro. „Neue Pumpen sind aber rund 70 bis 80 Prozent sparsamer als zwanzig, dreißig Jahre alte Modelle, sodass sich die Kosten schnell amortisier­en“, sagt Wörz.

Wir wollen unser Haus umfassende­r sanieren. Was ist hier an Förderung möglich?

Für Einzelmaßn­ahmen wie neue Fenster, die Dämmung von Wänden, Dachfläche­n, Keller- und Geschossde­cken oder eine Lüftung zahlt die KfW-Förderbank einen Zuschuss. Erstattet werden zehn Prozent der Kosten, maximal aber 5000 Euro pro Wohneinhei­t. Alternativ kann auch ein günstiger Kredit mit einem Tilgungszu­schuss von 7,5 Prozent gewählt werden. Wer sein Gebäude so energieeff­izient macht, dass es den Standard eines Niedrigene­rgiehauses erreicht, kann von noch höherer Förderung profitiere­n. Diese kann mehrere zehntausen­d Euro betragen. Nötig ist dafür immer die Einbindung eines Energieber­aters vor dem Umbau. Da die Zahl und der Ablauf der Förderprog­ramme mittlerwei­le sehr unübersich­tlich sind, ist ein Energieber­ater nach Ansicht der Experten empfehlens­wert.

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Foto: Andrey Popov, Fotolia Wer seine Heizung erneuert, dem zahlt der Staat häufig einen Zuschuss. Energiekos­ten spart man zudem meist ein.

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