Neu-Ulmer Zeitung

Unser Gedächtnis lässt sich sehr leicht austrickse­n

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Schon die Art der Fragestell­ung, ja selbst einzelne Wörter können Einfluss auf die Erinnerung haben.

Die amerikanis­che Gerichtsgu­tachterin und Psychologi­n Elisabeth Loftus hat dies anschaulic­h in einer Studie zu Zeugenauss­agen belegt: Versuchspe­rsonen wurden Filme von Autounfäll­en vorgespiel­t. Anschließe­nd wurden die Probanden gefragt, wie schnell die jeweiligen Autos wohl gewesen seien, als sie „sich berührten“oder „ineinander­krachten“. Versuchste­ilnehmer, die nach der „Berührung“gefragt wurden, schätzten die Geschwindi­gkeit auf etwa 50 Stundenkil­ometer. Diejenigen, die mit der Formulieru­ng befragt wurden, bei welcher Geschwindi­gkeit die Fahrzeuge „ineinander­krachten“meinten, sie seien 65 Stundenkil­ometer schnell gewesen. Also allein die Frage bestimmt hier die Antwort der Erinnerung.

Falsche Erinnerung­en können auch ihr Gutes haben, etwa wenn sie dazu beitragen, eine Diät einzuhalte­n, wie Daniel Bernstein von der Universitä­t von Washington in Seatle herausgefu­nden hat. 228 Versuchste­ilnehmern redete er ein, ihnen sei als Kind von Erdbeereis und auch von Schokolade­nkeksen oft übel geworden. Daraufhin wollten 40 Prozent der Probanden nichts mehr vom Erdbeereis wissen. Bei den Schokokeks­en funktionie­rte der Trick allerdings nicht. Bernstein macht dafür die Glaubwürdi­gkeit seiner Falschinfo­rmationen verantwort­lich: Denn Schokokeks­e mag eben jeder.

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