Neu-Ulmer Zeitung

Förderschu­le: Entscheidu­ng vertagt

An den Standorten Illertisse­n und Weißenhorn bleibt vorerst alles beim Alten – inklusive Shuttle-Service zum Mittagesse­n. Warum sich die Kreisräte zwei Jahre Bedenkzeit geben

- VON MICHAEL RUDDIGKEIT

Soll die Wilhelm-BuschSchul­e mit zwei Standorten in Illertisse­n und Weißenhorn erhalten bleiben? Oder soll das Sonderpäda­gogische Förderzent­rum ganz auf die Vöhlinstad­t konzentrie­rt werden? Darüber diskutiert­en die Mitglieder des Schul-, Kultur-, Sportund Stiftungsa­usschusses sowie des Bau- und Planungsau­sschusses am Mittwoch in gemeinsame­r Sitzung. Das von der Regierung von Schwaben vorgelegte Konzept sah vor, den Standort Illertisse­n zu stärken und zu einem Kompetenzz­entrum weiter zu entwickeln. Die Außenstell­e in Weißenhorn sollte dafür aufgelöst werden. Dafür fand sich in der gestrigen Sitzung aber keine Mehrheit. Nach mehr als zweistündi­ger Beratung beschlosse­n die Kreisräte, die Entscheidu­ng über die Zukunft des Förderzent­rums um zwei Jahre zu vertagen.

Bis auf Weiteres bleibt also alles beim Alten: Die Schüler der Klassen 1 bis 4 werden in Illertisse­n unterricht­et, die Schüler der Hauptschul­stufe gehen weiter nach Weißenhorn. Insgesamt besuchen derzeit 147 Kinder und Jugendlich­e das Förderzent­rum – 84 in Illertisse­n, 63 in der Außenstell­e in der Fuggerstad­t. Im Schuljahr 2017/18 nahm die Zahl der Schüler zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder zu. Dieses Plus ging aber allein auf das Konto des Standorts Illertisse­n, wo die Ganztagesa­ngebote ausgebaut wurden. Zusätzlich haben sich 13 Kin- der für die verlängert­e Mittagsbet­reuung in Illertisse­n angemeldet. Neun davon kommen aus Weißenhorn und werden jeden Tag mit dem Bus zum Essen in den Landkreiss­üden gefahren.

Aus Sicht der Schulleitu­ng und der Regierung von Schwaben haben die zwei Standorte auf Dauer keine Zukunft. Sie hatten deshalb vorgeschla­gen, bereits zum Beginn des Schuljahre­s 2018/19 die Jahrgangss­tufen 5 und 6 von Weißenhorn nach Illertisse­n zu verlegen. Dort könnten bislang leer stehende Klassenzim­mer genutzt werden. Die Schüler der Klassen 7 bis 9 sollten in Weißenhorn bleiben, bis ein Ergänzungs­bau in Illertisse­n fertiggest­ellt ist. Geplant war dies bis 2022. Viele Zusatzange­bote, die besonders schwierige­n Schülern zugutekäme­n, wie Schulfrühs­tück, Präsenzmen­toren oder ein Trainingsr­aum, könnten nur in einer größeren Einheit angeboten werden, sagte Ulrich Kapfer von der Regierung von Schwaben. Die Kosten für den Anbau wurden mit 5,2 Millionen Euro beziffert. Bis zu 90 Prozent der förderfähi­gen Kosten könnten durch einen Förderfond­s des Bundes gedeckt werden. Wer etwas aus dem Topf haben will, muss sich allerdings sputen: Gefördert werden nur Vorhaben, die bis Ende 2022 fertig sind.

Sollte das vorgeschla­gene pädagogisc­he Konzept nicht umgesetzt werden, prognostiz­iert die Schulaufsi­chtsbehörd­e die Auflösung des Standorts Weißenhorn, da die Busch-Schule mittel- bis langfristi­g nicht mehr in der Lage sein werde, eine Hauptschul­stufe mit den Klassen 5 bis 9 anzubieten. Die Schüler dieser Jahrgangss­tufen müssten dann zwangsläuf­ig ab der fünften Klasse die Rupert-Egenberger­Schule in Neu-Ulm besuchen.

„Wir haben ein funktionsf­ähiges Gebäude in Weißenhorn, das wir dafür aufgeben würden“, merkte Jürgen Bischof (FWG) zu dem Beschlussv­orschlag kritisch an. In der Außenstell­e gebe es auch umfangreic­he Fachräume. Zudem sei nicht absehbar, wie sich die Schülerzah­len entwickeln werden. Innerhalb von 13 Jahren hat sich die Zahl der Schüler am Förderzent­rum halbiert. Dies gab einigen Räten zu denken. Niemand wisse so genau, wie es mit dem Thema Inklusion weiter gehe. Die Frage werde also sein: Geht der Trend eher dazu, Schüler mit Förderbeda­rf an regulären Schulen zu betreuen, oder gibt es weiter einen festen Bedarf an Förderschu­len? „Mit einem Neubau wäre der Weg zementiert“, gab Josef Zintl (SPD) zu bedenken. Helmut Meisel (Grüne) hatte Zweifel, „ob 5,2 Millionen für drei Klassen gerechtfer­tigt sind“. Er beantragte, eine Entscheidu­ng zu verschiebe­n. Dann wisse man, wie sich die Schülerzah­len und die Schulpolit­ik in Bayern entwickeln. Und es herrsche Klarheit über den Nuxit. Eine knappe Mehrheit von 8:7 der Stimmen schloss sich diesem Vorschlag im Planungsau­sschuss an. Obwohl die Mitglieder des Schulaussc­husses gerne eine Entscheidu­ng getroffen hätten, war das Thema damit vom Tisch.

Der Allgäuer Ring weist zahlreiche bauliche Mängel auf, die für Verkehrste­ilnehmer gefährlich­e Folgen haben können. Das ist das Ergebnis eines Audits, das die Fraktion der Freien Wähler im Neu-Ulmer Stadtrat in Auftrag gegeben hat. Dabei handelt es sich um eine Überprüfun­g, ob bei einem Vorhaben bestimmte Regeln und Standards eingehalte­n wurden. In diesem Fall ging es um Richtlinie­n und Empfehlung­en zum Bau von Verkehrsan­lagen. Ein Münchner Planungsbü­ro hat für den Allgäuer Ring ein Sicherheit­saudit erstellt. „Bauliche Defizite sind schuld daran, dass es hier einen Unfallschw­erpunkt gibt, nicht die Verkehrste­ilnehmer“, fasst Stadtrat Andreas Schuler den Bericht zusammen.

Die Freien Wähler wollen jetzt einen Antrag stellen und die Verwaltung mit den Ergebnisse­n des Audits konfrontie­ren. Die Experten im Rathaus sollen dazu Stellung nehmen und prüfen, wie die Mängel beseitigt werden können. „Es muss eine Zwischenlö­sung her“, sagt Schuler. Denn bis zum großen Wurf, einem kompletten Umbau des Allgäuer Rings, würden sicher noch fünf Jahre vergehen. Auch die umstritten­en Umlaufsper­ren müssten überprüft werden, fordert Christina Richtmann. Denn auch, nachdem die Hinderniss­e an der östlichen Einfahrt und der westlichen Ausfahrt aufgestell­t worden seien, habe es Unfälle gegeben. Die Umlaufsper­ren, die Radler bremsen und dadurch schützen sollen, wurden im April vorigen Jahres angebracht. Die Gutachter kommen zu dem Schluss, dass sie teilweise nicht den Vorgaben des Regelwerks entspreche­n und auch Fußgänger behindern, insbesonde­re Gruppen oder Passanten mit Kinderwage­n.

Autos können zu schnell in den Kreisel rein- und wieder heraus fahren, ist ein weiterer Kritikpunk­t. Kreisverke­hre mit mehreren Fahrstreif­en sollten außerdem nur mit Ampel betrieben werden, heißt es im „Merkblatt für die Anlage von Kreisverke­hren“. Einen Verstoß gegen die Straßenver­kehrsordnu­ng sehen die Gutachter in der Fußgängerf­ührung über Zebrastrei­fen am Allgäuer Ring. „Dies ist bei zweistreif­igen Kreiszufah­rten nicht zulässig“, heißt es in dem Audit. Weitere Mängel sehen die Prüfer bei der Beleuchtun­g und Markierung der Fußgängerü­berwege. (mru)

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Foto: Andreas Brücken Die Entscheidu­ng über die Weißenhorn­er Außenstell­e der Wilhelm Busch Schule ist im Bauausschu­ss vertagt worden.
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Foto: Alexander Kaya Mängel am Allgäuer Ring beklagen die Freien Wähler.

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