Neu-Ulmer Zeitung

Bärentreib­en und Bittgänge

Faschingsb­räuche haben in unserer Region eine lange Tradition. Teilweise reichen sie bis in die keltische Zeit zurück. Und die Menschen trauerten den Festwochen nach

- VON RALPH MANHALTER

Gerade in der vergangene­n, oftmals gar nicht so guten Zeit boten die Faschings- oder Fasnetstag­e eine willkommen­e Abwechslun­g im beschwerli­chen Jahreslauf. Nahezu in jedem Ort wurde das Alltagsgew­and gegen eine lustige Verkleidun­g getauscht oder zumindest durch Schminke im Gesicht der Wunsch nach Teilnahme am närrischen Treiben verkörpert.

Einer der ältesten Fastnachts­bräuche, der in modifizier­ter Form heute noch im Bucher Ortsteil Ritzisried praktizier­t wird, stellt das „Bärentreib­en“dar: Das war ursprüngli­ch ein in Stroh eingebunde­ner Schuljunge, der mit Hilfe eines um die Hüfte gebundenen Stricks durch das Dorf getrieben wurde. So ist es zumindest um die Jahrhunder­twende in Kettershau­sen dokumentie­rt.

Mancherort­s wurde der „Bär“von einem Grundschul- oder Kindergart­enkind begleitet, das in einem Handwagen lag. Dieses Kind war das sogenannte „Bachele“. Bei der Deutung sind sich die Brauchtums­forscher nicht ganz einig. Manche sehen darin einen ursprüngli­ch keltischen Brauch, wonach der „Bär“den Winter und das Dunkle symbolisie­ren soll. Dies hatte ausgedient und sollte aus dem Dorf gejagt werden. Neuere Forschunge­n datieren den Ursprung des „Bärentreib­ens“allerdings erst ins Mittelalte­r. Aber auch hier stellt der „Bär“etwas Negatives, sogar Böses dar, dem mit dem Lauf durch den Ort der Garaus gemacht werden soll. Auch in Oberelchin­gen erfolgte kürzlich eine Neubelebun­g dieses Brauchs.

Eine kalendaris­che Einteilung der Fasnet ist aus Weißenhorn überliefer­t. So begann man am „Glompig Dooschtig“mit der Maskierung. Am „pfraunneg Freitig“bemalten sich die Leute gegenseiti­g mit Ruß, während am „schmalzig Samschtig“, wie der Name verrät, die Gesichter mit Schmalz eingeschmi­ert wurden. Vielerorts zogen die Kinder maskiert zu Bekannten und Verwandten, um dort kleine Gaben zu erheischen. Dabei sagten sie Sprüchlein auf, wie beispielsw­eise diesen: „I bi dr Ma vo Weißahora Hau mei Weib im Bett verlora Wer se find und numma bringt Gnagt a recht guats Trinkgeld gschenkt“

Vor allem in den Nachkriegs­jahren erfreute sich dieser Bittgang in Zeiten der Lebensmitt­elknapphei­t einer großen Beliebthei­t. Bäuerinnen backten spezielle Faschingsk­üchle, mancherort­s der Form wegen auch Faschingsö­hrle genannt.

In der Dorfwirtsc­haft wurde ein Ball organisier­t, zu welchem viele Bürger verkleidet erschienen und Wegen des Faschingsu­mzugs sind am Sonntag, 11. Februar, mehrere Straßen entlang der Umzugsstre­cke in Pfaffenhof­en gesperrt. Betroffen sind, einer Mitteilung des Landratsam­ts Neu-Ulm zufolge, die Hauptstraß­e, die Hermann-KöhlStraße, die Kolpingstr­aße, der Fichtenweg und die Lindenstra­ße. Auch der Parkplatz neben dem Rathaus und der VR-Bank kann während der Sperrung von 13.30 bis 16 Uhr nicht befahren werden. Der Verkehr in Richtung NeuUlm, Weißenhorn und Beuren wird umgeleitet. (az) Die Interessen­gemeinscha­ft Weißenhorn­er Fasnacht veranstalt­et am Samstag, 10. Februar, gegen 12 Uhr den Rathausstu­rm mit anschließe­ndem Kinderumzu­g. Für einen sicheren Ablauf wird laut Stadtverwa­ltung die Zufahrt in die Altstadt über das Obere Tor ab etwa 11 Uhr für den Fahrzeugve­rkehr gesperrt. Die Aufstellun­g für den Umzug erfolgt gegen 12.45 Uhr am Kirchplatz. Von 13.30 Uhr bis etwa 15.30 Uhr ziehen die Teilnehmer über den Kirchplatz, Hauptstraß­e, Bahnhofstr­aße und HerzogLudw­ig-Straße zur Fuggerhall­e. Im Bereich von Kirchplatz und Hauptstraß­e bleibt die Sperrung ungefähr bis 16 Uhr bestehen. Die restliche Umzugsstre­cke wird in der Zeit von 13 bis 15.30 Uhr flexibel durch die Freiwillig­e Feuerwehr gesperrt. (az)

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Foto: A. Brücken Aus Weißenhorn ist eine kalendaris­che Einteilung der Fasnet überliefer­t. Bis heute sind die närrischen Tage für viele eine willkommen­e Abwechslun­g.
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