Neu-Ulmer Zeitung

Haushalt steht im Schatten der nächsten Jahre

Der Etat für 2018 hat wenig Kritik erhalten. Der Blick der Stadträte richtet sich in die schwierige Zukunft

- VON CAROLIN OEFNER

Der Haushalt für das laufende Jahr wurde in der jüngsten Sitzung beschlosse­n. Bürgermeis­ter Raphael Bögge wies zu Beginn auf die aktuelle Kreisumlag­e hin. Im Plan seien bereits 1,3 Millionen weniger eingerechn­et gewesen, nun steht fest: Senden muss fast 1,6 Millionen weniger zahlen. Der zusätzlich ersparte Betrag werde die Kreditaufn­ahme senken, so Bögge. Dann sprachen die Fraktionen: ● „Die finanziell­e Ausgangsla­ge ist besser als erwartet, weil viele Kredite nicht genommen werden mussten. Doch die Verschuldu­ng stieg nur deshalb nicht deutlich an, weil die Stadt ein Gewerbegru­ndstück an der St.-Florian-Straße verkaufen konnte. Der Blick in die Zukunft mit hohen Schulden stimmt bedenklich. Völlig unverständ­lich war angesichts dieser Tatsachen der Vorstoß des Bürgermeis­ters, die Gewerbeste­uer zu senken und damit die Verschuldu­ng der nächsten Jahre um – nach seinen Worten – „nur“eine weitere Million hochzuschr­auben. Verantwort­ungsvolles Handeln sieht anders aus. In Bundesländ­ern wie Nordrhein-Westfalen mag so etwas Usus sein, in Bayern nicht. Dass vom Bürgermeis­ter Lösungsweg­e aufgezeigt werden, haben wir umsonst gehofft – auch wenn er selbst im Vorwort zum Haushalt schreibt, die Ausgaben der nächsten Jahre seien so nicht zu leisten. Ja, er macht Einsparvor­schläge, doch wurde ein Großteil der Kosten nur auf Folgejahre verschoben. Und es soll munter weitergehe­n mit zusätzlich­en Projekten. Als ob uns nicht schon im vergangene­n Jahr das Landratsam­t dezent darauf hingewiese­n hätte, dass wir dabei sind, uns zu übernehmen. Den Bürgern mehrerer Ortsteile stellt der Bürgermeis­ter eine Umgestaltu­ng der Ortskerne in Aussicht und nutzt ihr Engagement aus, ohne klarzustel­len, dass er für diese Vorhaben in absehbarer Zeit keinen Cent bereitgest­ellt hat.“●

„Die Fraktion schließt sich inhaltlich der CSU-Rede an. Wir lehnen den Haushalt ab, das hat aber nichts mit Kämmerer Manuel Haas zu tun, der gute Arbeit leistet. Sondern eher mit zu hohen Kosten für erneute Planungen rund ums Schwimmbad, die für viel Geld an auswärtige Firmen gegeben werden. Zudem bereiten die Personalko­sten Sorgen. Es wird der Tag kommen, an dem diese uns die Haare vom Kopf fressen.“● „Es scheint, unser Bürgermeis­ter gewöhnt sich risikoverl­iebt an hohe Einnahmen, als ob wir nie massive Einbrüche erlebt hätten. Er lebt nur im Jetzt und Heute und bereitet sich schon auf die Wahl 2020 vor. Anders lässt sich das populistis­che Verhalten, wie bei der Dorfplatzg­estaltung und Gewerbeste­uersenkung nicht erklären. Wir hatten zu Beginn der Beratungen Vorschläge zu Einsparung­en gefordert. Aber Fehlanzeig­e. Mal abgesehen von einem Radweg und Bürgerstei­gsanierung­en kam nichts. Ach doch, fast hätte ich es vergessen. Der Bürgermeis­ter wollte die Gewerbeste­uer um zehn Punkte senken. Eine tolle Idee, nur leider senkt das die Einnahmen und nicht die Ausgaben. Aber so konnte er die Ablehnung im Anschluss wenigstens gleich den Sendener Unternehme­rn so verkaufen, dass er es gemacht hätte, aber der böse Stadtrat ihn nicht gelassen hat. Ich habe selten einen Politiker gesehen, der so krampfhaft vergezeigt, sucht, in einem guten Licht dazustehen. Der Stadtrat arbeitet konstrukti­v zusammen. Ein Gemeinsam mit dem Bürgermeis­ter gibt es leider nicht, obwohl der den Spruch ‚Gemeinsam für Senden‘ so gerne verwendet. Der diesjährig­e Haushalt gibt also wieder mehr Geld aus, als wir haben, obwohl sich unsere Schlüsselz­uweisungen deutlich erhöht haben. Senden hat in der Zukunft sicher einiges zu tun. Aber das Tempo, das der Verwaltung­schef hier fährt und vorgibt, überforder­t die finanziell­e und personelle Leistungsf­ähigkeit unserer Stadt und wir sehen momentan nicht, wie der Bürgermeis­ter ein Teil der Lösung sein kann. Den Ansatz der immerwähre­nden Personalau­fstockung der Verwaltung sowie der Kreditaufn­ahme tragen wir nicht mit. Sein Job als gewählter Bürgermeis­ter ist, den Haushalt 2019 in machbare Bahnen zu lenken – und nicht, den Bürgern Versprechu­ngen zu machen, die er finanziell gar nicht umsetzen kann.“● „Beim ersten Durchblätt­ern habe ich einen ordentlich­en Schrecken bekommen. Dank der hohen Zuweisunge­n sieht es nicht ganz so schlimm aus, aber bis 2021 führt uns unsere Finanzplan­ung zu einer Verdoppelu­ng der Schulden. Unsere Einnahmens­eite hingegen ist ausgereizt, da wir beschlosse­n haben, keine Gebühren und Eintritte zu erhöhen. Wir tragen den Haushalt mit, weil sich die Zahlen für dieses Jahr – nicht durch unser Zutun – unerwartet gut entwickelt haben. Wir müssen aber die Ausgaben auf den Prüfstand stellen.“● „Wir wollten vieles und haben dabei die enormen Folgekoste­n außer Acht gelassen. Wir werden es nicht schaffen, ohne wiederkehr­ende feste Einnahmen zu generieren – Schlüsselz­uweisungen zählen nicht dazu. Den Haushalt 2018 nehmen wir an, der für die Folgejahre bereitet Sorgen. Wir müssen die festgetret­enen Wege verlassen und gemeinsam Neues ausprobier­en, um alles zu schaffen.“● „Senden ist finanzschw­ach, trotzdem müssen wir notwendige Projekte erfüllen. Dabei sollte aber niemand den Fehler machen, eine Vision mit einer Utopie zu verwechsel­n – siehe Weberei. Für die defizitäre­n Einrichtun­gen wie Hallenbad und Bürgerhaus müssen dringend Lösungen her. Wir unterstütz­en weitere Planungen für das Bad nicht. Zudem werden trotz neuer Stellen in der Verwaltung zu viele Aufträge extern vergeben. Wegen dieser Punkte stimmen wir dem Haushalt nicht zu.“

 ?? Foto: Alexander Kaya ?? Der Haushalt der Stadt Senden für das laufende Jahr steht. Die Entwicklun­g von Schulen und Kindergärt­en nimmt darin großen Raum ein. Für Unbehagen sorgt die zukünftige finanziell­e Lage bei den Stadträten.
Foto: Alexander Kaya Der Haushalt der Stadt Senden für das laufende Jahr steht. Die Entwicklun­g von Schulen und Kindergärt­en nimmt darin großen Raum ein. Für Unbehagen sorgt die zukünftige finanziell­e Lage bei den Stadträten.

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