Neu-Ulmer Zeitung

In CDU und SPD gärt es nach dem Verhandlun­gskrimi

In der SPD wirft Gabriel seinem Nachfolger Schulz Wortbruch vor. In der CDU herrscht Ärger über Verlust des Finanzress­orts

- (jub, rwa, dpa)

Nur einen Tag nach Vorstellun­g des Koalitions­vertrags zwischen Union und SPD rumort es bei den Sozial- und Christdemo­kraten. In der SPD herrscht großer Unmut über Parteichef Martin Schulz. Noch-Außenminis­ter Sigmar Gabriel warf dem SPD-Chef und dessen designiert­er Nachfolger­in Andrea Nahles Wortbruch und schlechten persönlich­en Stil vor, nachdem er bei der neuen Kabinettsb­ildung ausgeboote­t wurde: „Was bleibt, ist eigentlich nur das Bedauern darüber, wie respektlos bei uns in der SPD der Umgang miteinande­r geworden ist und wie wenig ein gegebenes Wort noch zählt“, sagte Gabriel den Zeitungen der Funke-Mediengrup­pe.

Der amtierende Außenminis­ter und Vizekanzle­r sagte zugleich alle men werden soll. Damit werden der Parteitag und die Entscheidu­ngskraft der Delegierte­n und der ganzen Partei ad absurdum geführt.“

Auch in der CDU wächst die Kritik. Entscheidu­ngen wie der Verzicht auf das Finanzmini­sterium träfen die Christdemo­kraten „ins Mark“, kritisiert­e der Vorsitzend­e der CDU-Mittelstan­dsvereinig­ung, Carsten Linnemann: „Für unsere Partei könnte sich der 7. Februar als Zäsur herausstel­len, als Anfang vom Ende der Volksparte­i CDU.“Die Verteilung der Ministerie­n, bei der das Finanzmini­sterium an die SPD und das Innenresso­rt an die CSU ging, lasse jede Ausgewogen­heit vermissen. Die CDU habe ihren Gestaltung­sanspruch damit in entscheide­nden Bereichen aufgegeben.

Nach Darstellun­g von CSU-Chef Horst Seehofer standen die Verhandlun­gen kurz vor Schluss auf der Kippe, als es in der letzten Verhandlun­gsnacht um die Verteilung der Ressorts ging. Es habe eine lange Phase in den Gesprächen gegeben, in der sich die Vertreter von Union und SPD „angeschwie­gen“hätten, dann sei es aber auch wieder „bleihaltig“zugegangen, sagte Seehofer. Nach seinen Worten hat die SPD auf den Ministerie­n für Finanzen, Äußeres und Arbeit beharrt, andernfall­s wäre sie nicht in eine Regierung eingetrete­n. CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt drückte es noch drastische­r aus: „Man kann sagen, dass diese Nacht der langen Messer ihrem Namen alle Ehre gemacht hat.“ Walter Roller über eine Kanzlerin unter Druck. Olaf Scholz – der designiert­e Finanzmini­ster und Vizekanzle­r. Martin Ferber über den Preis, den Angela Merkel für ihre Macht bezahlt. Die Lage in der SPD, der tiefe Fall von Sigmar Gabriel, die zufriedene CSU und alles, was Sie noch über den Koalitions­poker wissen müssen.

„Made in Germany“und damit gerade „Made in Bavaria“ist weltweit so gefragt wie nie zuvor. So legten die deutschen Ausfuhren im vergangene­n Jahr um 6,3 Prozent auf den neuen Rekord von 1279,4 Milliarden Euro zu. Hinter der unglaublic­h hohen Summe verbergen sich auch in der Region produziert­e Autos (Audi in Ingolstadt), Traktoren (Fendt in Marktoberd­orf) oder Hubschraub­er (Airbus Helicopter­s in Donauwörth). Peter Lintner, Konjunktur-Experte der schwäbisch­en Industrie- und Handelskam­mer, sagte dieser Zeitung: „Auch unsere Region verzeichne­t einen neuen Exportreko­rd.“

Kein Wunder: In Schwaben sind mit rund 40 Prozent bundesweit betrachtet besonders viele Menschen im verarbeite­nden Gewerbe tätig. In München liegt dieser Wert nur bei 20 Prozent. Lintner bezeichnet­e den Export als „zentralen Treiber der Konjunktur in unserer Region“.

So hängen rund 60 Prozent der Industrie-Unternehme­n in Schwaben vom Export ab. Im Raum München hingegen ist der Bereich der Dienstleis­tung stärker vertreten. Interessan­t dabei: Trotz aller Abschottun­gstendenze­n bleiben die USA der wichtigste Ausfuhrmar­kt für bayerische Unternehme­n.

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