Neu-Ulm hat andere Interessen
Es ist aus Sicht von Neu-Ulm völlig nachvollziehbar, dass sie den Orange Campus lieber heute als morgen bauen würden. Denn Ulms bayerische Schwester trägt vergleichsweise wenig Risiko. Neu-Ulm liefert ein Grundstück, das derzeit keiner braucht und auch die 1,5 Millionen Euro, die der Stadtrat einstimmig als Zuschuss absegnete, sind in Anbetracht der Summen, mit denen sonst so hantiert wird, überschaubar. Überschaubar auch vor dem Hintergrund, dass das ehrgeizige, in Deutschland bisher einzigartige Projekt den Glanz des Ulmer Bundesligateams endgültig nach Bayern verlagert und ein prima Werbeträger wäre. Die Spielstätte ist ja ohnehin schon hier.
Die Sorgen in Ulm sind freilich andere. Im Falle einer finanziellen Schieflage des Projekts würde die aus Steuergeldern gespeiste Ulmer Stadtkasse weit mehr bluten als die der Nachbarstadt. Die Fragen der Stadt Ulm an den investierenden Verein sind durchaus berechtigt. Es kann ja nicht sein, dass BBU ’01 um die Bedingung einer 50-prozentigen verbindlichen Vermietung für Fitnessbereich, Gastronomie sowie Büro- und Shopflächen im nicht förderfähigen Teil von einer Hand an die andere vermietet. Ein Mietvertrag zwischen der Orange Campus GmbH und dem Verein BBU’01 ist nichts anderes als Augenwischerei.
Wenn der Orange-Campus so wegweisend ist, wie oft behauptet wird, sollte es doch kein Problem sein, diese Mietverträge vorzulegen. Vor Bekanntwerden der Schieflage des Hauptsponsors Teva wäre wahrscheinlich der Ruf nach einer weiteren Finanzspritze laut geworden. Doch die wird erst mal nicht kommen. Es scheint, als habe das Leistungszentrum somit nur noch eine Realisierungschance: Fragen des Erbbaurecht und der Grundschuld müssen so geregelt werden, dass bei einem Scheitern des Projekts Ulm und Neu-Ulm die nicht-kommerziellen Hallen zugeschlagen bekommen, die sie mit einem nie da gewesenen Millionenzuschuss plus Darlehen ermöglicht haben. Und nicht die Banken. Alles andere wäre aus Sicht des Steuerzahlers fahrlässig.