Neu-Ulmer Zeitung

Neu-Ulm hat andere Interessen

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R redaktion@nuz.de

Es ist aus Sicht von Neu-Ulm völlig nachvollzi­ehbar, dass sie den Orange Campus lieber heute als morgen bauen würden. Denn Ulms bayerische Schwester trägt vergleichs­weise wenig Risiko. Neu-Ulm liefert ein Grundstück, das derzeit keiner braucht und auch die 1,5 Millionen Euro, die der Stadtrat einstimmig als Zuschuss absegnete, sind in Anbetracht der Summen, mit denen sonst so hantiert wird, überschaub­ar. Überschaub­ar auch vor dem Hintergrun­d, dass das ehrgeizige, in Deutschlan­d bisher einzigarti­ge Projekt den Glanz des Ulmer Bundesliga­teams endgültig nach Bayern verlagert und ein prima Werbeträge­r wäre. Die Spielstätt­e ist ja ohnehin schon hier.

Die Sorgen in Ulm sind freilich andere. Im Falle einer finanziell­en Schieflage des Projekts würde die aus Steuergeld­ern gespeiste Ulmer Stadtkasse weit mehr bluten als die der Nachbarsta­dt. Die Fragen der Stadt Ulm an den investiere­nden Verein sind durchaus berechtigt. Es kann ja nicht sein, dass BBU ’01 um die Bedingung einer 50-prozentige­n verbindlic­hen Vermietung für Fitnessber­eich, Gastronomi­e sowie Büro- und Shopfläche­n im nicht förderfähi­gen Teil von einer Hand an die andere vermietet. Ein Mietvertra­g zwischen der Orange Campus GmbH und dem Verein BBU’01 ist nichts anderes als Augenwisch­erei.

Wenn der Orange-Campus so wegweisend ist, wie oft behauptet wird, sollte es doch kein Problem sein, diese Mietverträ­ge vorzulegen. Vor Bekanntwer­den der Schieflage des Hauptspons­ors Teva wäre wahrschein­lich der Ruf nach einer weiteren Finanzspri­tze laut geworden. Doch die wird erst mal nicht kommen. Es scheint, als habe das Leistungsz­entrum somit nur noch eine Realisieru­ngschance: Fragen des Erbbaurech­t und der Grundschul­d müssen so geregelt werden, dass bei einem Scheitern des Projekts Ulm und Neu-Ulm die nicht-kommerziel­len Hallen zugeschlag­en bekommen, die sie mit einem nie da gewesenen Millionenz­uschuss plus Darlehen ermöglicht haben. Und nicht die Banken. Alles andere wäre aus Sicht des Steuerzahl­ers fahrlässig.

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