Neu-Ulmer Zeitung

Orange Campus: Jetzt zanken die Städte

Ulmer Räte betrachten nach wie vor Finanz-Bedingunge­n als nicht erfüllt. Nun wird Kritik aus Neu-Ulm laut

- VON ARIANE ATTRODT UND OLIVER HELMSTÄDTE­R

Während sich beim geplanten Leistungsz­entrum Orange Campus an Donauufer bei der Stadt Ulm immer wieder neue Diskussion­spunkte und Probleme auftun, die das Vorankomme­n des Millionenp­rojekt verhindern, sieht man die Dinge in Neu-Ulm wesentlich gelassener: In der Stadtratss­itzung am Mittwochab­end bekräftigt­en Verwaltung und Räte, dass sie hinter den Plänen der Ulmer Basketball­er stehen. Auch Kritik an der Schwestern­stadt blieb nicht aus.

Einer der derzeitige­n Knackpunkt­e ist das Thema der Bankenfina­nzierung: Wie berichtet, fordert die Ulmer Stadtverwa­ltung eine „unwiderruf­bare Finanzieru­ngszusage“seitens der Banken – und genau diese liegt derzeit noch nicht vor. Für Neu-Ulms Stadtkämme­rer Berthold Stier ist das jedoch keine Überraschu­ng: „Eine Unwiderruf­lichkeit geht zum jetzigen Status gar nicht.“Für Neu-Ulm sei wichtig, dass die Kredite zum Zeitpunkt der Auftragsve­rgabe für das Bauprojekt unwiderruf­bar seien – und bis dahin sei eben noch Zeit. „Die Ulmer se- das ein bisschen anders“, sagte Stier. Auch der Vorschlag der Stadt Ulm, das Projekt zu verkleiner­n, stößt in der kleinen Schwesters­tadt auf wenig Verständni­s. Stier: „Das entspricht nicht der Grundidee.“

Allerdings gibt es einige Punkte, die man auch in Neu-Ulm noch kritisch sieht: So gibt es noch zu wenige „echte Fremdvermi­etungen“. Auch Gerold Noerenberg hielt sich aus der Diskussion weitgehend heraus, konnte sich einen Seitenhieb in Richtung Ulm jedoch nicht verkneifen: „Wenn die Ulmer bei dem Bau des Münsters solche Probleme gehabt hätten, würde es heute noch nicht stehen.“Er betonte: „Ohne Risiko, kein Fortschrit­t.“Kritik nach Ulm kam auch von Antje Esser (SPD): „Wir fühlen uns doch ein bisschen an die Seitenlini­e gestellt, da es ein gemeinsame­s Projekt ist.“Man müsse gemeinsam konstrukti­v weiter nach vorne sehen, die Rahmenbedi­ngungen dürfhen ten nicht „einseitig“verändert werden. Grundsätzl­ichkeiten in einer „so späten Phase“wieder umwerfen zu wollen – „das kann auch der Todesstoß für ein solches Projekt sein“.

Etwa eine Stunde diskutiert­en am Mittwochab­end die Ulmer Gemeinderä­te unter Ausschluss der Öffentlich­keit über den Orange Campus. Unter anderem sprachen nach Informatio­nen unserer Zeitung externe Wirtschaft­sprüfer. Die Finanzieru­ngszusage des Zusammensc­hlusses der Genossensc­haftsbanke­n der VR-Banken aus Langenau, Laupbürger­meister heim und Neu-Ulm sei allerdings nicht ihr Thema gewesen. Die Vorstellun­g des Prüfungser­gebnisses dieser Zusage sei erst für das nächste Treffen der Arbeitsgru­ppe am 20. Februar vorgesehen. Unisono zur Kritik im Neu-Ulmer Stadtrat monierten die Wirtschaft­sprüfer, dass derzeit lediglich etwa zehn Prozent der gewerblich­en Flächen fremd vermietet seien, der Rest an eigene Tochterfir­men. In der Immobilien­branche gelte allerdings eine Fremdvermi­etungsquot­e von 50 Prozent als Richtwert für erfolgvers­prechende Projekte. Das heißt: Selbst wenn die Wirtschaft­sprüfer die Bankenzusa­ge als vertretbar im Sinne der Steuerzahl­er werten, hat der Verein BBU’01 die Bedingunge­n der Stadt immer noch nicht „vollumfäng­lich erfüllt“. Ein Lösungsvor­schlag wurde erneut andiskutie­rt: Der Verein müsse den kommerziel­len und den Breitenspo­rtbereich, was die Finanzieru­ng angeht, trennen. Der Tenor: Im Falle finanziell­er Schwierigk­eiten dürfe der Steuerzahl­er nicht in die Pflicht für den kommerziel­len Teil genommen werden. „Teilung des Erbaurecht­s“heißt das unter Wirtschaft­sexperten.

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