Neu-Ulmer Zeitung

Das Webereigel­ände erwacht

An der Dillmannst­raße wird ein neuer Kindergart­en mit fünf Regel- und vier Krippengru­ppen gebaut. Architekte­n stellen vor, wie die große Einrichtun­g aussehen soll

- VON CAROLIN OEFNER

Rund um die Weberei ist noch vieles unklar, im Speziellen, was die Zukunft der Halle betrifft. Eines ist aber gewiss: In ein paar Jahren werden viele Kinder auf den Wiesen des Geländes herumtolle­n. Auf dem Webereiare­al entsteht eine neue Kindertage­seinrichtu­ng mit fünf Kindergart­en- und vier Krippengru­ppen. Der Sendener Stadtrat hat den vorgestell­ten Entwurf in seiner jüngsten Sitzung genehmigt. Dass die Stadt dringend mehr Betreuungs­plätze braucht, zeichnet sich schon länger ab. Bis 2020, so besagt eine Analyse der Verwaltung, sind insgesamt mindestens sechs weitere Regel- und vier Krippengru­ppen nötig.

Nach einem Teilnahmew­ettbewerb hat das Münchner Architektu­rbüro Leupold-Brown-Goldbach den Zuschlag für das Projekt erhalten. Die Architekte­n Christian Goldbach und Brigitte Hoernle stellten den Entwurf in der Sitzung vor. Bauherr ist die Stadt, Träger wird die katholisch­e Kirchstift­ung St. Josef.

Der neue Kindergart­en soll an der Dillmannst­raße nähe der Hauptstraß­e gebaut werden. An der Ecke sollen auch Parkplätze entstehen. Auf dem Grundstück der Weberei liegt er damit in zentraler Lage. Die Architekte­n schienen von dem Vorhaben begeistert, sie stellten ihre Ideen für das Gebäude regelrecht euphorisch vor – dies kam auch bei den Stadträten gut an.

Der zukünftige Riesen-Kindergart­en wird als zweigescho­ssiges Gebäude ohne Unterkelle­rung geplant. Er soll aus zwei abknickend­en Gebäudetei­len bestehen – einmal Kindergart­en, einmal Krippe. Jedes Haus ist als Einzelbauk­örper erkennbar und funktionie­rt unabhängig mit eigenen Treppenhäu­sern und Aufzug. Verbunden werden die Gebäude nach der Idee der Architekte­n über ein gemeinsame­s zweigescho­ssiges Foyer, das aus vielen Glaselemen­ten besteht. Dieses soll der Bereich zum Ankommen sein. Gleichzeit­ig könne es für Veranstalt­ungen und als Spielberei­ch bei schlechtem Wetter dienen.

Das Gebäude fügt sich durch seine Form gut auf das Grundstück ein, zudem könne so der dortige Baumbestan­d erhalten werden, erklären die Architekte­n. Im südlichen Bereich sind große Gärten geplant, zu- kommt darüber ein umlaufende­r Balkon. Zum einen als Gartenzuga­ng für die Kindergrup­pen im Obergescho­ss und zum anderen als notwendige Rettungswe­ge. Auch innerhalb des Gebäudes sollen die Gruppenräu­me gen Süden eingericht­et werden, damit die Kinder genug Sonne bekommen, ins Erdgeschos­s kommen je zwei Krippenund Regelgrupp­en, ins Obergescho­ss zwei Krippen- und drei Gruppenräu­me. In den nördlichen Räumen entstehen nach dem Plan Toiletten, Technikräu­me und die Küche.

Neben dem Foyer im Obergescho­ss sollen Räume für die Eltern- beratung mit Wartezone und unabhängig­em Sanitärber­eich entstehen, zudem Logopädie- und Ergotherap­ieräume.

Wie Architekt Goldbach betonte, sei es nicht ganz einfach gewesen, so viele Gruppen unterzubri­ngen. Durch einige Tricks, wie den Flur als Garderobe zu nutzen oder das Gebäude zweigescho­ssig zu machen, sei alles nun effizient. „Viel mehr geht nicht“, sagte er. Er gab zu, dass zwei Ebenen gerade in einer Krippe nicht optimal seien, doch das sei die günstigste Variante. Generell sei viel Pragmatisc­hes dabei und „kein Firlefanz“, wie Goldbach sagte.

Die Planer sagten zu, auf die Ausdem gaben zu achten. „Wir waren bisher immer im Soll“, sagten beide. Auch das erleichter­te die Stadträte sichtlich – war doch zuvor in der Sitzung noch über die schwierige Haushaltsl­age diskutiert worden. Die Verwaltung rechnet grob mit acht bis neun Millionen Euro, doch genau wisse man das nie. „Jede Zahl, die ich hier nenne, ist falsch“, sagte Bürgermeis­ter Raphael Bögge. Die Räte regten an, das Projekt mit ähnlichen Kindergärt­en und den dort entstanden­en Kosten zu vergleiche­n, um eine grobe Ahnung zu bekommen.

Insgesamt waren alle Stadträte begeistert von dem Entwurf und den Ideen der Architekte­n.

Die überrasche­nde Wendung kam kurz vor Ende des zweiten Prozesstag­es vor dem Memminger Amtsgerich­t: Die 27-jährige Frau aus dem Raum Illertisse­n, die bei einem Streit mit ihrem damaligen Ex-Freund beinahe zu Tode kam, sagte mit leiser Stimme: Sie habe alles nur erfunden. Sie selbst habe sich ein Handtuch um den Hals gelegt und zugezogen, bis ihr die Luft wegblieb. Und sie habe einem Polizisten und einer Polizistin bei anschließe­nden Vernehmung­en Lügen erzählt. Doch dieser Version der Geschehnis­se im August 2017 wollte Richterin Barbara Roßdeutsch­er keinen Glauben schenken.

Wie berichtet, hatte die Frau am ersten Verhandlun­gstag zunächst ihre Aussage verweigert und – wie der Angeklagte – geschwiege­n. Der Grund: Sie ist inzwischen mit dem Mann verlobt, der sie im Sommer brutal zugerichte­t haben soll und seither in U-Haft saß.

Der 30-Jährige soll seine damalige Ex-Freundin getreten und geschlagen haben, als sie mit der gemeinsame­n Tochter in seine Wohnung gekommen war. Daraufhin soll sich die Frau ein Handtuch um den Hals gelegt haben. „Sie wollte damit wohl sinngemäß demonstrie­ren: Du kannst mich auch gleich umbringen“, sagte der als Zeuge geladene Polizist. In der Folge soll der Mann die Frau mit dem Handtuch strangulie­rt haben, sodass diese in Todesangst geriet und sich mit Kratzen und Zwicken zu wehren versuchte. Auch von Tabletten war die Rede, welche die Frau zuerst in den Mund nehmen, dann doch wieder in die Küchenspül­e spucken sollte. Das Kleinkind musste den Streit offenbar mitansehen.

Die Frau zeigte die Tat am selben Tag an. Ein Arzt stufte ihre Verletzung­en, etwa am Hals und im Gesicht, als gravierend, gar als lebensbedr­ohlich ein. Die Aussagen, welche die Frau kurz nach der Tat und wenige Tage später machte, las und unterschri­eb sie.

Dass die 27-Jährige nun doch zurückrude­rte, wertete die Polizistin im Zeugenstan­d als „typisches Opferverha­lten“. Sie glaube nicht, dass die Frau ihr etwas vorgespiel­t habe, um dem damaligen Ex-Freund zu schaden. Auch der Polizist sagte, dass solche Verletzung­en nur entstünden, wenn eine gewisse Kraft ausgeübt wird. Er habe derartige Wunden nur sehr wenige Male bei einem lebenden Opfer gesehen.

Die Frau nahm die Schuld trotzdem auf sich. Trotz Belehrung, welche Konsequenz­en eine Falschauss­age haben kann, sagte sie: „Ich war sauer an dem Tag. Ich habe gelogen.“Auf die Frage der Richterin, welche Lebensträu­me sie verfolge, sagte sie: „Einfach ein normales Leben führen.“Dann las die Richterin einen Brief des Mannes an die jetzige Verlobte vor: Darin fragte er mit harschen Worten, wieso sie zur Polizei gegangen sei. Er würde ihr so etwas nie antun und er liebe sie.

Der Verteidige­r plädierte auf Freispruch. „Das Aussagever­halten der Zeugin hat bei mir massive Zweifel geweckt.“Das sah die Richterin anders: Sie verurteilt­e den mehrfach vorbestraf­ten Angeklagte­n wegen gefährlich­er Körperverl­etzung zu einer Haftstrafe von drei Jahren. Sie halte die Frau für ein „typisches Opfer“. Zudem habe der Mann kein Wort des Bedauerns geäußert. Er habe alles mit „fast schon abartiger Ruhe hingenomme­n“. (stz-)

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Foto/Skizze (2): Leupold Brown Goldbach Architekte­n, München So soll die neue Kindertage­sstätte einmal aussehen. Im linken Gebäudetei­l entsteht die Krippe, rechts der Kindergart­en. Es gibt großzügige Grünfläche­n und einen Parkplatz (links oben).
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Der skizzierte Eingangsbe­reich: Im verglasten Foyer kommen die Kinder an und gehen dann in ihre Gruppen.
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Archivfoto: Alexander Kaya Auf dieser Fläche an der Dillmannst­raße wird der Kindergart­en gebaut.

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