Neu-Ulmer Zeitung

Airbus muss über 80 Millionen Bußgeld zahlen

Teures Nachspiel des Eurofighte­r-Geschäfts mit Österreich

- VON STEFAN STAHL

Dieses Flugzeugge­schäft haben die Chefs des europäisch­en Airbus-Konzerns sicher schon oft verflucht. Denn mit dem Verkauf von letztlich 15 Kampfflugz­eugen des Typs Eurofighte­r an Österreich im Jahr 2003 haben sich die Verantwort­lichen des Unternehme­ns nichts als Ärger eingehande­lt.

Während in der Alpenrepub­lik selbst noch Verfahren wegen des Verdachts des Betrugs und der Bestechung laufen, konnte am Freitagabe­nd zumindest ein – wenn auch sehr teurer – juristisch­er Schlussstr­ich in Deutschlan­d gezogen werden. Wie die Staatsanwa­ltschaft München mitteilte, muss die Airbus Defence and Space GmbH – also die Verteidigu­ngs- und Raumfahrts­parte des Konzerns – wegen fahrlässig­er Aufsichtsp­flichtverl­etzung ein Bußgeld von 81,25 Millionen Euro zahlen. Das Unternehme­n akzeptiere das, sagte ein Airbus-Sprecher unserer Zeitung. Die Staatsanwa­ltschaft ermittelt seit 2012 gegen Mitarbeite­r von EADS, der heutigen Airbus Defence and Space GmbH.

Der Kampfflugz­eug-Deal mit Österreich dürfte in seiner Art einmalig sein: Denn die Verantwort­lichen in Wien verlangten für den rund zwei Milliarden Euro teuren Kauf der Militärflu­gzeuge selbstbewu­sst Kompensati­onsgeschäf­te von vier Milliarden Euro. Dass sich die Verantwort­lichen auf Seite des EADS-Konzerns auf den Wunsch der Österreich­er eingelasse­n haben, ist aus heutiger Sicht nicht nachvollzi­ehbar. Doch damals wollten die Manager des europäisch­en Eurofighte­rkonsortiu­ms mit aller Macht einen ersten Exporterfo­lg erstreiten.

Das nutzten die Österreich­er aus und setzten Gegengesch­äfte von vier Milliarden durch. Worum es dabei geht, wird durch Äußerungen von Kommerzial­rat Franz Hrachowitz deutlich. Der heutige Generalsek­retär der Interessen­gemeinscha­ft der österreich­ischen Luftfahrtz­ulieferind­ustrie frohlockte: „Dass im A380 heute so viele Teile aus Österreich mitfliegen, dass auch im neuen A350 vieles aus Österreich kommt und sogar ganze Endmontage­linien in Hamburg oder Toulouse von österreich­ischen Stahlbauun­ternehmen aufgebaut werden, ist ja kein Zufall oder Voodoo.“Das seien vielmehr reale Geschäfte, die das kleine Land sonst nicht in diesem Umfang bekommen hätte. So durften Firmen unseres Nachbarsta­ates als Belohnung für den Eurofighte­rkauf eben lukrative Teile für den Riesen-Airbus A380 oder das neue Langstreck­en-Flugzeug A350 liefern. Solche Deals sind legal und kommen in der Industrie immer wieder vor.

Was aber die Staatsanwa­ltschaft zu dem hohen Bußgeld veranlasst hat, war etwas anderes: EADS hatte zwei Firmen, die für die Vermittlun­g von Kompensati­onsgeschäf­ten mit Österreich gegründet wurden, mit Geldern in dreistelli­ger Millionenh­öhe ausgestatt­et. Die Mittel flossen von dort unter Umgehung unternehme­nsinterner Kontrollen größtentei­ls ohne belegbare Gegenleist­ung für unklare Zwecke weiter.

Die Staatsanwa­ltschaft wirft dem Flugzeughe­rsteller vor, die Aufsichtsp­flicht verletzt zu haben. Wegen der Ordnungswi­drigkeit muss Airbus das Bußgeld zahlen. Die Verantwort­lichen sind aber froh, dass der Vorwurf der Bestechung in Deutschlan­d vom Tisch ist.

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Archivfoto: Thorsten Jordan Ein deutsches zeug im Flug. Eurofighte­r Kampfflug

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