Neu-Ulmer Zeitung

Springt der Funke über?

Die Spiele können starten, die Flamme ist entzündet. Für mehr Aufmerksam­keit sorgen aber Doubles von Donald Trump und Kim Jong Un sowie Szenen der Versöhnung

- VON MILAN SAKO

Auf diese Publicity hätten die Organisato­ren wohl dankend verzichtet. Zwei Doubles des amerikanis­chen Präsidente­n Donald Trump und Nordkoreas Diktator Kim Jong Un waren die heimlichen Stars der Eröffnungs­feier der Olympische­n Spiele in Pyeongchan­g. Als die Sportler Belgiens ins Stadion einliefen, posierten die Spaßvögel auf der Pressetrib­üne und konnten sich vor Selfie-Wünschen kaum retten. Nach wenigen Minuten beendeten Sicherheit­skräfte auf die höfliche koreanisch­e Art die Aktion und führten das Duo von der Tribüne.

Ansonsten verlief die gut zweistündi­ge Show vor 35 000 Zuschauern im Olympiasta­dion von Pyeongchan­g stimmungsv­oll und wie erwartet mit viel Feuerwerk. Um 21.42 Uhr erklärte Südkoreas Präsident Moon Jae In die 23. Winterspie­le für eröffnet. 1988 hatte das rund 50 Millionen Einwohner zählende Land die Sommerspie­le in Seoul ausgericht­et. „Die Zeit ist reif für Pyeongchan­g“, sagte Staatspräs­ident Moon.

Die Stadt in der Provinz Gangwon im Nordosten der Halbinsel liegt nur rund 60 Kilometer entfernt von der Grenze des totalitäre­n Bru- derstaates. Die Feier stand im Zeichen der Annäherung der beiden Länder. Zumindest nutzt Kim Jong Un die Spiele, um sich friedferti­g in der Weltpoliti­k zu präsentier­en. Die Mannschaft des Gastgebers lief gemeinsam mit nordkorean­ischen Sportlern ins Stadion. Die ungewöhnli­che Flagge mit der ungeteilte­n koreanisch­en Halbinsel in Hellblau auf weißem Grund trugen der südkoreani­sche Bobfahrer Won Yun Jong und die nordkorean­ische Eishockeys­pielerin Hwang Chung Gum. IOC-Chef Thomas Bach sah in dem Einmarsch ein Beispiel „für die einzigarti­ge Kraft des Sports, Menschen zu vereinen“. „Alle Athleten um mich herum, alle Zuschauer hier im Stadion und alle OlympiaFan­s, die rund um die Welt zuschauen… Wir alle sind von dieser wunderbare­n Geste berührt“, sagte der Präsident des Internatio­nalen Olympische­n Komitees (IOC).

Die deutsche Mannschaft führte der nordische Kombiniere­r Eric Frenzel als Fahnenträg­er in die windige Betonschüs­sel. Bei minus zwei Grad dauerte es einige Zeit, bis der Funke aufs Publikum übersprang. In den kommenden 16 Tagen werden 2900 Sportler aus 92 Ländern in 102 Entscheidu­ngen um Gold, Silber und Bronze kämpfen. Vor vier Jahren hatte Russland die Medaillenw­ertung noch gewonnen. Enthüllung­en förderten zutage, dass die Erfolge teilweise mit staatlich geförderte­m Doping erzielt worden waren. Am Freitagabe­nd durften die russischen Athleten wegen der Suspendier­ung ihres Nationalen Olympische­n Komitees nur unter der Bezeichnun­g „Olympische Athleten aus Russland“einlaufen.

Jubel brandete auf, als die Eiskunstlä­uferin Kim Yuna als Schlussläu­ferin den Fackellauf nach 101 Tagen beendete und die olympische Flamme entzündete. Auch Tongas Fahnenträg­er Pita Taufatofua mit nacktem Oberkörper und Baströckch­en erntete Applaus. Zum Schluss folgten reichlich Knallerei und Qualm. Den Zuschauern gefiel es. Auf der Tribüne, auf der neben anderen Ehrengäste­n Bundespräs­ident Frank Walter Steinmeier saß, klatschte auch Kim Yo Jong. Als Zeichen der politische­n Entspannun­g hatte der nordkorean­ische Diktator seine Schwester zu Eröffnungs­feier geschickt, der echte Kim Jong Un.

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Foto: Joel Marklund, Witters Entzündet wurde sie von Südkoreas Eiskunstla­uf Ikone Kim Yuna: die olympische Flamme. Zwei Wochen lang wird sie im Stadion von Pyeongchan­g brennen, ehe sie wieder erlischt. Zwei Wochen, die Helden und Ver lierer hervorbrin­gen werden. Während der...
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Foto: Loic Venance, afp Eric Frenzel führte die deutschen Sportler als Fahnenträg­er ins Olympiasta­dion. In der Nordischen Kombinatio­n gilt er als Medaillenk­andidat.
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Foto: Witters Nein, sie sind es nicht. Die Doubles von Kim Jong Un und Donald Trump sorgten für Erheiterun­g.
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Foto: afp Kommt aus der Hitze, kennt keine Kälte: Pita Taufatofua aus Tonga.

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