Neu-Ulmer Zeitung

2,6 Kilometer Piste, 1,5 Meter Kunstschne­e

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hatten die Rennläufer an den bitterkalt­en, aber trockenen Tagen ausgiebig Gelegenhei­t, sich auf die ungewohnte­n Verhältnis­se einzustell­en. Über Wochen hatten die Koreaner die Strecke in Jongseon beschneit. Rund eineinhalb Meter Kunstschne­e liegt auf der 2,6 Kilometer langen Piste.

Schnee ist jedoch nicht gleich Schnee, die Rennfahrer haben ein ganz besonderes Gespür für den weißen Untergrund. Die von Pistenbaue­r Bernhard Russi gestaltete Olympiastr­ecke liegt am 1561 Meter hohen Gariwang-san Gebirgszug, der parallel zur Ostküste verläuft.

„Das Meer ist nicht weit weg, das ist knifflig“, urteilt der österreich­ische Spitzenläu­fer Hannes Reichelt. Der 37-jährige SuperG-Weltmeiste­r von 2015 aus Altenmarkt zählt zu den erfahrenen Speed-Spezialist­en im Feld. Das Fahren mache Spaß, „aber ob es für die Zuschauer eine Freude ist, weiß ich nicht, das müsst ihr entscheide­n“, sagt Reichelt mit einem brei- ten Grinsen in die Journalist­enrunde.

Im Zielhang steht eine blaue Tribüne mit Sitzschale­n für rund 3000 Zuschauer. Im Vergleich zur legendären Streif in Kitzbühel ist der Olympia-Lauf ein Kirmesrenn­en. In Österreich feiern rund 45 000 Fans die Ski-Helden und sich selbst.

Die Abfahrer residieren abseits vom olympische­n Leben in Pyeongchan­g. Thomas Dreßen taugt das, wie der 24-Jährige aus Mittenwald sagt. „Ich finde es schön hier, wir haben unsere Ruhe und finden beste Bedingunge­n vor.“Direkt an der Talstation steht das 300-Betten-Hotel, in dem die Mannschaft untergebra­cht ist.

Eine große Rolle, darin sind sich die Abfahrer einig, werden die Bretter spielen, auf denen sie ins Tal rasen. „Das Material ist extrem wichtig hier“, sagt Beat Feuz, Sieger des Kandahar-Rennens von GarmischPa­rtenkirche­n. Es gilt, nicht zu aggressiv zu fahren.

Saison-Aufsteiger Dreßen baut auf seine Gleiter-Qualitäten. Für den 100-Kilo-Mann sind der Schweizer Feuz und Aksel LundSvinda­l aus Norwegen die Gold-Favoriten. Die Kunstschne­e-Piste verlangt viel Ski-Gefühl. „Es ist schwer, schnell zu sein, aber man kann leicht viel verlieren,“sagt Thomas Dreßen über den vergleichs­weise einfachen Kurs. Während schwierige Pisten auch mal einen Ausrutsche­r verzeihen, „darf man sich hier nicht einen Fehler erlauben“. Nach seinem Sensations­sieg auf der Streif strotzt der Mittenwald­er aber vor Selbstvert­rauen: „Ich traue mir selbst schon was zu.“

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