Der Nuxit und die Fieberkurve
Offenbar steigt jetzt doch so langsam die Fieberkurve in Sachen Nuxit. Die Stadt muss einen zusätzlichen Diskussionsabend in der Pfuhler Seehalle anberaumen, weil der Gesprächsbedarf so groß ist. Hunderte von Themenvorschlägen sind bereits im Rathaus eingegangen. Sollten die alle besprochen werden – das kann dauern.
Gut, dass die Debatte nun in der breiten Bevölkerung angekommen ist. Vergangenes Jahr stieß die Kreisfreiheit bei den meisten Menschen offenbar noch auf freundliches Desinteresse, während sich vor allem Lokalpolitiker die Köpfe heißredeten. Die erste Runde der städtischen Informationsveranstaltungen im Herbst war von überschaubarem Publikumszuspruch begleitet.
Das Bündnis „Nuxit – So geht’s net“, das einen Bürgerentscheid über den möglichen Ausstieg anstrebt, kann sich über mangelndes Interesse nicht beklagen. Die Deutsche Presseagentur hat das Thema für sich entdeckt und meldet süddeutschlandweit, dass sich in NeuUlm Ungeheures tut – was denn auch am Freitag in diversen Internet-Portalen stand. Für Leser unserer Zeitung ist das natürlich nichts Neues, denn bereits am Donnerstag wussten sie, dass demnächst Unterschriften für ein Bürgerbegehren gesammelt werden.
Mit ihren Aktivitäten setzt das Bündnis mittlerweile die Kommunalpolitiker unter Druck. Die „Ausstiegs“-Fraktionen von CSU, SPD und Pro Neu-Ulm fühlten sich nun bemüßigt, ihrerseits mit großem Aufwand die Werbetrommel zu rühren: für den Nuxit. Sie sehen sich herausgefordert, das gibt etwa Stephan Salzmann von Pro offen zu. Ob das aufwendig produzierte, beidseitig bedruckte Info-Blatt im Format Din-A-3 – also knapp einer Zeitungsseite – die Aussteiger argumentativ voranbringt, darf bezweifelt werden, denn es enthält im Wesentlichen Bekanntes. Doch damit zeigen die drei Fraktionen wenigstens noch einmal Flagge und sorgen dafür, dass möglicherweise doch noch mehr Menschen über ein Thema reden, bei dem es eigentlich in erster Linie um Verwaltungszuständigkeiten geht. Aber natürlich hängen viele an den in mehr als vier Jahrzehnten gewachsenen Strukturen.
Da können Stadtpolitiker noch so sehr die Sachlichkeit beschwören, letztendlich werden die Menschen das Nuxit-Thema in erster Linie emotional sehen.