Neu-Ulmer Zeitung

Wie eine Plattenfir­ma aus Bellenberg im Rockgeschä­ft mitmischt

Vor vier Jahren wurde El-Puerto-Records gegründet. Das Label hat eine gewisse Bekannthei­t erlangt: Namhafte Künstler stehen dort unter Vertrag

- VON JENS CARSTEN

Laut, heiß und voll: So lieben Rockfans die Traube in Bellenberg – und wenn dort etwas geboten wird, strömen sie aus der ganzen Region herbei. Wer es musikalisc­h hart und heftig mag, sollte sich am Freitag in der Kneipe einfinden: Die Traube wird dann zum Schauplatz eines Stücks Rockgeschi­chte. Die Sainted Sinners präsentier­en ihr zweites Album „Back with a Vengeance“. Es sind bekannte Namen, die sich die Gitarren umschnalle­n und zum Mikrofon greifen: Dazu gehören Frank Pané von der berühmten Hardrockba­nd Bonfire und David Reece, der einst bei der Heavy-Metal-Combo Accept sang. Drummer Berci Hirleman und Bassist Malte Frederik Burkert komplettie­ren das Quartett der „gesegneten Sünder“. Die vier sind nicht nur Gäste in Bellenberg: Sie stehen bei dem dort gegründete­n Plattenlab­el El Puerto Records (mit Sitz in Gerstetten, Kreis Heidenheim) unter Vertrag. Vor einem Jahr veröffentl­ichten die Hardrocker ihr Debütalbum. Jetzt folgt Teil zwei. Auch ein dritter ist geplant.

Stelzer weiß noch gut, wie der Deal ausgehande­lt wurde. Im ersten Stock der Traube, in den Privaträum­en. Einige Männer gesetzten Alters saßen zusammen, man plauderte über Musik und trank auch das eine oder andere Bierchen. Man war sich sympathisc­h, sagt Stelzer. „Das hat einfach gepasst.“Und irgendwann sprach man übers Geschäft. Das Fazit: Die Sainted Sinners unterschri­eben nicht etwa bei einer renommiert­en Plattenfir­ma, sondern für drei Alben bei dem lokalen Label Puerto Records. Dieses ist inzwischen im Rockmusikg­eschäft kein unbeschrie­benes Blatt mehr, sagt der 50-jährige Stelzer, der das Unternehme­n zusammen mit Torsten Ihlenfeld (der bei der erfolgreic­hen Metal-Band Brainstorm spielt) vor vier Jahren gegründet hat: „Wir kennen das Musikgesch­äft seit langer Zeit, auch unter dem Blickwinke­l des Künstlers.“Man habe „viel Energie“in die Firma gesteckt und sich so einen seriösen Ruf erarbeiten können. Dass die Inhaber das Label nebenberuf­lich betrieben, gibt ihnen vor allem eines: Freiheit. „Wir können uns aussuchen, mit wem wir zusammen arbeiten wollen.“

Acht Bands gehören zu der musikalisc­hen Familie, die ihren Künst-

lern ein sicherer Hafen im stürmische­n Musikgesch­äft sein will, so Stelzer. Daher gab man sich den Namen „Puerto“, spanisch für Hafen. Neben den Sinners haben die Labelmanag­er weitere bekannte Musiker unter ihre Fittiche genommen: Calico Cooper, die Tochter von Rockaltmei­ster Alice Cooper, singt bei

der Metalband Beasto Blanco. Ebenfalls in dieser Gruppe ist Chuck Garric, der unter anderem bei Dio, der Band des 2010 gestorbene­n ExBlack-Sabbath-Sängers Ronnie James Dio, Bass spielte. Der Amerikaner arbeitet seit Jahren mit Alice Cooper zusammen – und arrangiert­e bei einem Konzert ein Treffen zwischen den Mitarbeite­rn der Bellenberg­er Plattenfir­ma und dem Weltstar. Und wie ist der inzwischen 70-jährige Cooper so drauf? „Aufgeräumt, fit, sportlich“, sagt Stelzer. Seit zwei Jahrzehnte­n habe die Musiklegen­de das Rockstarle­ben zugunsten eines gesünderen Lebenswand­els aufgegeben. „Jetzt spielt er viel Golf“, sagt Stelzer.

Auch bei den Sinners kommen Rockfans älterer Semester auf ihren Geschmack: Klassische­r Hardrock im Stil der 1980er werde geboten, sagt Stelzer. Aber durchaus wandlungsf­ähig: Sei das erste Album „Sainted Sinners“eher keyboardla­stig à la Deep Purple gewesen, gehe das zweite etwas in Richtung Van Halen. Bei Puerto Records hofft man auf eine große Nachfrage: Einiges Geld habe das Label damals zum Erstlingsw­erk der Sinners in die Werbung gesteckt. Mit Erfolg: Viel und oft war in einschlägi­gen Magazinen von der Band zu hören. Über Verkaufsza­hlen spricht Stelzer nicht. Nur so viel: Man sei mit der ersten CD durchaus zufrieden gewesen. Das zweite Album soll in größerer Stückzahl erscheinen, heißt es. Erst Debüt, dann Europatour, jetzt die zweite Scheibe – das klingt nach einem straffen Programm. Die Künstler arbeiteten hauptberuf­lich, sagt Stelzer: „Sie tun nichts, außer Musik machen und Songs schreiben.“Moderne Technik helfe beim Austausch zwischen Gitarrist Pané in Kaufbeuren, Sänger Reece in Mailand, Drummer Hirleman in Budapest und Bassist Burkert in Hamburg. So internatio­nal sei die Band aufgestell­t, dass man die Veröffentl­ichung des Albums auch andernorts hätte feiern können. Aber die Musiker hätten „einen Hang zur Traube“, sagt Stelzer. Spätestens seit Bonfire im Sommer 2016 bei einem Festival zum 160-jährigen Bestehen des Lokals dort spielte. Unvergesse­n geblieben sind die Kohlroulad­en, die von der Mutter der Wirtin Christina Riegel kredenzt wurden. Auch beim Konzert zur ersten CD habe sich die Traube als Veranstalt­ungsort bewährt, 200 bis 300 Gäste bekäme man hinein. Ebenso viele sollen es am Freitag werden, wenn ab 21 Uhr das neue Album gefeiert wird.

Vielleicht stößt man im fünfköpfig­en Team von El Puerto dann nicht nur auf das gelungene Zweitlings­werk an, sondern auch auf das, was das Jahr 2018 bringen wird. Das ist wohl einiges: Gleich sechs neue Bands sollen verpflicht­et werden. Man könnte sagen, Puerto Records sei dick im Geschäft. Doch Stelzer bleibt bescheiden, er spricht lieber von „gesundem Wachstum“. Zu unserem Bericht „Ärger um den Adler köchelt weiter“vom 7. Februar: Die beiden Berichte über den Ärger im Kulturzent­rum waren nicht von mir initiiert und auch nicht gewollt. Der Artikel hat mich nun doch veranlasst, einige Dinge richtig zu stellen.

Mit Herrn Schierhube­r hatte ich bei der Veranstalt­ung mit Alpenland Sepp & Co. in mehreren Vorgespräc­hen vereinbart, dass er weniger Bedienungs­personal beschäftig­en kann, dafür zusätzlich noch Getränke an zwei Verkaufsst­änden im Saal und einem Verkaufsst­and im Foyer anbieten wird, nachdem es bei Alpenland Sepp 2017 und dem Vöhringer Musikanten-Express 2017, bereits erhebliche Bewirtungs­probleme gegeben hatte. Einer kompletten Selbstbedi­enung der Getränke hätte ich nie zugestimmt. Auch wurde ich von Herrn Schierhube­r darüber in keinster Weise informiert. Für die angeblich beiden kurzfristi­g ausgefalle­nen Bedienunge­n hätte ein guter Wirt jederzeit Ersatzpers­onal zur Verfügung gehabt. Dass Herr Schierhube­r die Kritik nicht nachvollzi­ehen kann, erklärt seine Ignoranz, auf die Wünsche seiner Gäste einzugehen. Ich selbst war den ganzen Tag nach der Veranstalt­ung nur mit Schadensbe­grenzung beschäftig­t und muss nun befürchten, dass viele Stammgäste künftig ausbleiben.

Jürgen Hofstätter, der Präsident der Goldenen Elf, teilte mir mit, dass die Bewirtung der Prunksitzu­ng nicht nur auf Selbstbedi­enung basierte, sondern ergänzend zu den zwei bis drei Bedienunge­n für die rund 270 Gäste Speisen und Getränke zusätzlich noch im Foyer selbst geholt werden konnten. Er sei aber mit dieser Vorgehensw­eise durch den Pächter des EdwinSchar­ff-Hauses in Neu-Ulm nicht glücklich und wünsche sich auch lieber eine Bewirtung ohne Selbstbedi­enung.

Wenn ein Wirt bei über 400 Gästen zu wenig Umsatz generiert, dann liegt es mit Sicherheit nicht an den Kosten, sondern an der Qualität des Personals. Bei der Bewirtung der letzten 25 Alpenland Sepp & Co.-Veranstalt­ungen durch das frühere Pächterehe­paar Schulze hatte es nie Beanstandu­ngen gegeben, trotz gleicher Personalko­sten.

Vöhringen Am Faschingsd­ienstag, 13. Februar, sind Rathaus Vöhringen, Bauhof, Jugendhaus sowie die städtische­n Kindergärt­en geschlosse­n. (az)

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Archivfoto: Felix Oechsler Rocken in der Traube: Frank Pané (rechts) und David Reece gehören zu den Sainted Sinners, die am Freitag ihr zweites Album vorstellen.
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Repro: caj So sieht die CD aus: „Back with a Venge ance“lautet der Titel.
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Foto: Holley Austragung­sort der Wahl: Die Musiker mögen die Traube.
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Bernd Stelzer

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