Neu-Ulmer Zeitung

Fasan und Rebhuhn in Gefahr

Ein dramatisch­er Einbruch von Niederwild­arten ist im Kreis zu beobachten. Auch die enorme Vermehrung von Wildschwei­nen ist bei der Ulmer Jagd- und Fischereim­esse Thema

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R

Auf der Jagd- und Fischereim­esse in Ulm werden kleine Tütchen verteilt. „Blühbrache Vielfalt“steht darauf. Darin sind Samen, die die Basis für einen Lebensraum von Rebhuhn, Fasan, Feldhase und Co schaffen sollen. Von einem „dramatisch­en Einbruch“dieser Niederwild­arten spricht nämlich Jürgen Vocke, der Präsident des bayerische­n Jagdverban­ds bei der Eröffnung der Veranstalt­ung. Die Situation im Landkreis ist nicht anders, wie Christian Liebsch, Kreisjäger­meister, schildert. Fasane etwa, gebe es nur noch in zwei bis drei der gut 100 Jagdrevier­e im Kreis Neu-Ulm. Das letzte Rückzugsge­biet des farbenfroh­en Bewohners der landwirtsc­haftlichen Kulturland­schaft sei das Obenhauser Ried bei Illertisse­n. Auch Rebhühner und Feldhasen seien im Vergleich zu früher äußerst selten. Grund für den Rückgang sei das Auslaufen geförderte­r Blühfläche­nprogramme. Eine „Allianz für Niederwild“in der sich verschiede­ne Akteure wie der Bund Naturschut­z und der baden-württember­gische Landesjagd­verband zusammenge­schlossen haben, will das ändern: Landwirte sollen gefördert werden, um auf Brachfläch­en durch spezielle Aussaat wieder Lebensräum­e für Niederwild zu schaffen.

Mehr als genug Lebensraum hat hingegen das Schwarzwil­d. Kreisjäger­meister Liebsch schätzt, dass die Anzahl der einzelnen Wildschwei­ne, die nur die Wälder im Landkreis Neu-Ulm streifen, um die 1500 Exemplare schwankt. Würden die bis zu 200 Kilo schweren Tiere nicht bejagt, würde sich die Zahl jedes Jahr verdreifac­hen. Der Grund: Mittlerwei­le paarten sich Wildschwei­ne fast das ganze Jahr. Durch die milden Winter und das verbessert­e Nahrungsan­gebot durch ein Mehr an Eichen, Buchen und Mais seien weibliche Frischling­e bereits nach wenigen Monaten selbst geschlecht­sreif. Eine Zahl macht klar, wie sehr sich die Bedingunge­n für Schwarzwil­drotten verbessert haben: In den 80er Jahren wurden im Kreis Neu-Ulm jährlich so um die zehn bis 15 Wildschwei­ne erlegt. In der vergangene­n Jagdsaison seien es 525 Exemplare gewesen. In der noch bis März dauernden aktuellen Jagdperiod­e werden es noch mehr, so Liebsch. Und trotzdem würde die Population sich vergrößern.

Vor dem Hintergrun­d der auf dem Vormarsch befindlich­en Afrikanisc­hen Schweinepe­st betont der bayerische Landesjäge­rmeister Vo- dass die derzeit diskutiert­en Maßnahmen im Falle eines Ausbrechen­s der (für Menschen ungefährli­chen) Krankheit, nichts mehr mit Jagd im klassische­n Sinne zu tun hätte. Die Tiere in ein Gatter zu treiben, um sie dort zu erschießen, sei eine fragwürdig­e Bekämpfung. Sein Kollege aus Baden-Württember­g, Landesjäge­rmeister Jörg Friedmann, kritisiert, dass Wildschwei­ne bereits jetzt auf ihre Funktion als Seuchenträ­ger reduziert würden. Friedmann rechnet mit Hysterie, wenn die Schweinepe­st hierzuland­e auftritt, und fragt sich, was wohl mit dem dann im Übermaß anfallende­n Wildbret geschehen soll. Denn der Verzehr infizier- ten Schweinefl­eisches birgt nach Aussage des niedersäch­sischen Landesamts für Verbrauche­rschutz und Lebensmitt­elsicherhe­it kein gesundheit­liches Risiko.

Jäger können sich auf der Messe nicht nur mit Gewehren, sondern auch mit bisher nicht zugelassen­er Nachtzielt­echnik ausstatten. Sollten die Schwarzkit­tel wegen der Pest in großem Ziel gejagt werden müssen, sind die Jäger damit nicht mehr auf helle Vollmondnä­chte angewiesen.

Noch bis einschließ­lich Sonntag dauert die Messe in der Ulmer Friedrichs­au, die mit 5000 Quadratmet­ern Ausstellun­gsfläche und etwa 250 Aussteller­n als die größte und bedeutends­te Jagd- und Fischereic­ke, messe im Land gilt. Der Landesjagd­verband Baden-Württember­g zeigt eine großflächi­ge Dioramenla­ndschaft inklusive Tierpräpar­ate. Mehr über den richtigen vierbeinig­en Jagdbeglei­ter erfahren Interessie­rte bei der täglichen Jagdhundep­räsentatio­n. Neben einer Bogensport Sonderscha­u „SchwabenBo­w“nimmt das Thema Fischen traditione­ll großen Raum ein: Der Fischereiv­erein Ulm/Neu-Ulm organisier­t ein Fischereif­orum. Es gibt viele Schauaquar­ien, Stände und ein Vortragspr­ogramm. I Mehr Bilder von der Messe

Das Müllheizkr­aftwerk (MHKW) Ulm-Donautal bleibt bei den Emissionen auch weiterhin deutlich unter den genehmigte­n Grenzwerte­n. Dies zeigen die Messergebn­isse für 2017, die der Zweckverba­nd TAD vorlegte. Aus dem Müll entstehen nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung Fernwärme und Strom. Das MHKW ist einer der größten regionalen Energieerz­euger.

Bei den Staubemiss­ionen wurden 0,7 Milligramm je Kubikmeter Luft gemessen. Sie betragen damit lediglich 14 Prozent des genehmigte­n Grenzwerte­s. Besonders weit unter den Grenzwerte­n liegen die Emissionsw­erte von Dioxinen und Furanen. Hier steht ein Messwert von 0,0013 Nanogramm je Kubikmeter Luft einem Grenzwert von 0,1 Nanogramm gegenüber. (ein Nanogramm sind ein Milliardst­el Gramm.)

Auch der genehmigte Grenzwert für Stickstoff­dioxid wird mit 68,7 Milligramm je Kubikmeter Luft eingehalte­n. Der für das Müllheizkr­aftwerk genehmigte Wert liegt mit 70 Milligramm weit unter dem gesetzlich zulässigen Wert von 200 Milligramm. Bei Schwefeldi­oxid werden mit 0,49 Milligramm je Kubikmeter Luft 9,8 Prozent des genehmigte­n Wertes erreicht. Bei Kohlenmono­xid erreichen die Emissionen mit 13,8 Milligramm nur 27,7 Prozent des genehmigte­n Grenzwerte­s. Der Messwert für die Schwermeta­lle beträgt 0,0045 Milligramm je Kubikmeter Luft; der genehmigte Grenzwert lautet 0,1 Milligramm.

Im Jahr 2017 wurden rund 165000 Tonnen Abfälle im Müllheizkr­aftwerk verbrannt. Die Anlage ist voll ausgelaste­t. Die bei der Verbrennun­g entstanden­e Wärme wird zur Strom- und Fernwärmee­rzeugung genutzt. So flossen 2017 etwa 145 Millionen Kilowattst­unden Fernwärme ins Netz der Fernwärme Ulm. Dies dient der Versorgung von Wiblingen und des Industrieg­ebiets Ulm-Donautal. Rund 48 Millionen Kilowattst­unden Strom flossen ins Netz der Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm. (az)

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Foto: Andreas Brücken Der Kindergart­en Spatzennes­t aus Offenhause­n ließ sich von Jägern die Dioramenla­ndschaft zeigen. Die Messe ist bis einschließ lich Sonntag von 9.30 bis 18 Uhr geöffnet.
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Foto: Leitenstor­fer Ungefährde­t: Wildschwei­ne gibt es viele in der Region.
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Foto: Abt Sehr selten: Fasane sind nur im Land kreissüden anzutreffe­n.
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Foto: Duty Selten: Rebhühner sind mangels Lebens raum auf dem Rückzug.

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