Närrische Übermacht
Eschagore und Giggalesbronzer blasen zum Sturm auf das Weißenhorner Rathaus. Dabei muss sich der Bürgermeister viel Kritik in Reimform anhören. Er pariert mit Ausreden
Im kunterbunten Weißenhorner Faschingstreiben stand am Samstagmittag ein weiterer Höhepunkt an: Die Machtübernahme der Narren im städtischen BeamtenRefugium, dem Rathaus. Hunderte Hästräger versammelten sich, um dem Bürgermeister den RathausSchlüssel abzuknöpfen.
Die Narrenzunft „D´r Eschagore“und die „Weißahoarer Giggalesbronzer“hatten zum Sturm aufs Rathaus geblasen und als Verstärkung viele Kindergartenkinder mitgebracht. Mit Konfetti-Kanonen ausgerüstet, versuchte sich die Rathaus-Crew zwar zu verteidigen, gegen den Narren-Ansturm aber hatten die Mitarbeiter keine Chance. Und Kritik hagelte es außerdem – sogar in Reimform. Da kam etwa zur Sprache, dass die Parkplatzsuche in der Fuggerstadt vielen ein Ärgernis ist. „Die Parkerei im Städtle, des isch so a Sach, do darfsch parka, do it, do kriegsch a Straf“, hatte die Narrenzunft gedichtet, deren Sprecherin Simone Rogalski außerdem das „Chaos mit der Fernwärmeleitungslegerei“anprangerte. Aufgrund dessen nämlich habe „net amol a Eiheimischer gwußt, wo er nafahra ka“.
Bürgermeister Wolfgang Fendt indes parierte mit passenden Ausreden. Etwa, indem er den Narren riet, froh über die wohlige Wärme unterm Hintern zu sein. Und in Sachen Auffindbarkeit versprach er brav Besserung. Die nämlich hatten die Narren in ihrer Rede vermisst: Wegen fehlender Beschilderung sei die Verwaltung auch fünf Jahre nach dem Umzug ins Schloss ziemlich schwer zu finden. Nicht zuletzt sorgt bei den Hästrägern die Raumnot für Verdruss. „Aus der Zunftstub miassat mr bald raus – ganz guat gfalla däd ons da des HänsleHaus“, verkündeten sie. „Wir werden sicher was anderes finden“, versprach der Bürgermeister nun, „denn ihr kommt ja jedes Jahr wieder“.
Traditionsgemäß trugen auch die Kinder aus sechs Kindergärten dem Bürgermeister ihre Wünsche vor. Die reichten von „Wir wollen im Rathaus Kaba“über eine Turnstange für den Garten bis zu einem neu- Kettcar oder Werkzeug zum Spielen.
Wie fantasievoll und detailverliebt die Kostüme der Kindergartenkinder und Grundschüler ausfielen, konnten die Zuschauer anschließend beim Kinderumzug bewundern: Als Astronauten, Waldtiere, Piraten, Froschkönige, als Re- genbogen oder als farbenfrohe Maler waren Kinder und Eltern verkleidet. Sogar eine Riege aus Einhörnern und Drachen hatte den Weg in die Hauptstraße gefunden, zudem waren Konfetti-Clowns, Indianer und Jedi-Ritter mit von der Partie, ebenso die Narrenzunft „Schelmenschinder“. Launige Muen sik dazu spielten die Giggalesbronzer, die Sambagruppe „Los Locos“und die „Attahofer Pressband“.
Die Umzugsstrecke führte die Hästräger diesmal durch die Hauptstraße und über die Bahnhofstraße bis in die Fuggerhalle. Dort ließen es die Nachwuchs-Narren beim Kinderball krachen.
Es funkt wieder auf dem Kugelesberg in Wullenstetten: Der Schützenverein Hubertus und die Freiwillige Feuerwehr veranstalten am Samstag, 17. Februar, dort wieder ihr traditionelles Funkenfeuer. Angeführt von der Kapelle des Musikvereins Harmonia Wullenstetten wandern die Besucher um 18 Uhr mit brennenden Fackeln vom Feuerwehrgerätehaus zum Kugelesberg. Dort haben die Helfer des Schützenvereins und der Feuerwehr wie jedes Jahr einen großen Scheiterhaufen aufgebaut, der bis spät in den Abend den Himmel in Wullenstetten mit gelblich-roten Flammen erleuchtet. Der Schützenverein Hubertus bietet Kulinarisches an. (az)