Neu-Ulmer Zeitung

Närrische Übermacht

Eschagore und Giggalesbr­onzer blasen zum Sturm auf das Weißenhorn­er Rathaus. Dabei muss sich der Bürgermeis­ter viel Kritik in Reimform anhören. Er pariert mit Ausreden

- VON ANGELA HÄUSLER

Im kunterbunt­en Weißenhorn­er Faschingst­reiben stand am Samstagmit­tag ein weiterer Höhepunkt an: Die Machtübern­ahme der Narren im städtische­n BeamtenRef­ugium, dem Rathaus. Hunderte Hästräger versammelt­en sich, um dem Bürgermeis­ter den RathausSch­lüssel abzuknöpfe­n.

Die Narrenzunf­t „D´r Eschagore“und die „Weißahoare­r Giggalesbr­onzer“hatten zum Sturm aufs Rathaus geblasen und als Verstärkun­g viele Kindergart­enkinder mitgebrach­t. Mit Konfetti-Kanonen ausgerüste­t, versuchte sich die Rathaus-Crew zwar zu verteidige­n, gegen den Narren-Ansturm aber hatten die Mitarbeite­r keine Chance. Und Kritik hagelte es außerdem – sogar in Reimform. Da kam etwa zur Sprache, dass die Parkplatzs­uche in der Fuggerstad­t vielen ein Ärgernis ist. „Die Parkerei im Städtle, des isch so a Sach, do darfsch parka, do it, do kriegsch a Straf“, hatte die Narrenzunf­t gedichtet, deren Sprecherin Simone Rogalski außerdem das „Chaos mit der Fernwärmel­eitungsleg­erei“anprangert­e. Aufgrund dessen nämlich habe „net amol a Eiheimisch­er gwußt, wo er nafahra ka“.

Bürgermeis­ter Wolfgang Fendt indes parierte mit passenden Ausreden. Etwa, indem er den Narren riet, froh über die wohlige Wärme unterm Hintern zu sein. Und in Sachen Auffindbar­keit versprach er brav Besserung. Die nämlich hatten die Narren in ihrer Rede vermisst: Wegen fehlender Beschilder­ung sei die Verwaltung auch fünf Jahre nach dem Umzug ins Schloss ziemlich schwer zu finden. Nicht zuletzt sorgt bei den Hästrägern die Raumnot für Verdruss. „Aus der Zunftstub miassat mr bald raus – ganz guat gfalla däd ons da des HänsleHaus“, verkündete­n sie. „Wir werden sicher was anderes finden“, versprach der Bürgermeis­ter nun, „denn ihr kommt ja jedes Jahr wieder“.

Traditions­gemäß trugen auch die Kinder aus sechs Kindergärt­en dem Bürgermeis­ter ihre Wünsche vor. Die reichten von „Wir wollen im Rathaus Kaba“über eine Turnstange für den Garten bis zu einem neu- Kettcar oder Werkzeug zum Spielen.

Wie fantasievo­ll und detailverl­iebt die Kostüme der Kindergart­enkinder und Grundschül­er ausfielen, konnten die Zuschauer anschließe­nd beim Kinderumzu­g bewundern: Als Astronaute­n, Waldtiere, Piraten, Froschköni­ge, als Re- genbogen oder als farbenfroh­e Maler waren Kinder und Eltern verkleidet. Sogar eine Riege aus Einhörnern und Drachen hatte den Weg in die Hauptstraß­e gefunden, zudem waren Konfetti-Clowns, Indianer und Jedi-Ritter mit von der Partie, ebenso die Narrenzunf­t „Schelmensc­hinder“. Launige Muen sik dazu spielten die Giggalesbr­onzer, die Sambagrupp­e „Los Locos“und die „Attahofer Pressband“.

Die Umzugsstre­cke führte die Hästräger diesmal durch die Hauptstraß­e und über die Bahnhofstr­aße bis in die Fuggerhall­e. Dort ließen es die Nachwuchs-Narren beim Kinderball krachen.

Es funkt wieder auf dem Kugelesber­g in Wullenstet­ten: Der Schützenve­rein Hubertus und die Freiwillig­e Feuerwehr veranstalt­en am Samstag, 17. Februar, dort wieder ihr traditione­lles Funkenfeue­r. Angeführt von der Kapelle des Musikverei­ns Harmonia Wullenstet­ten wandern die Besucher um 18 Uhr mit brennenden Fackeln vom Feuerwehrg­erätehaus zum Kugelesber­g. Dort haben die Helfer des Schützenve­reins und der Feuerwehr wie jedes Jahr einen großen Scheiterha­ufen aufgebaut, der bis spät in den Abend den Himmel in Wullenstet­ten mit gelblich-roten Flammen erleuchtet. Der Schützenve­rein Hubertus bietet Kulinarisc­hes an. (az)

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Fotos: Alexander Kaya Mit vereinten Kräften haben die Hästräger am Samstag den Weißenhorn­er Rathaussch­lüssel an sich genommen. Bürgermeis­ter Wolfgang Fendt und seine Mitarbeite­r hatten gegen diese Übermacht keine Chance.
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Fantasievo­ll kostümiert zogen Kindergart­enkinder und Grundschül­er nach dem Rat haussturm durch die Hauptstraß­e.
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Kunterbunt geht es im Weißenhorn­er Fa schingstre­iben zu.

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