Neu-Ulmer Zeitung

Der Aufsteiger aus der Jungen Union

Paul Ziemiak ist Bundestags­abgeordnet­er und gilt als einer der Hoffnungst­räger der CDU. Dabei war der Weg des 32-Jährigen nicht vorherbest­immt

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Wer im Internet nach Paul Ziemiak sucht, der stößt schnell auf ein Zitat: „Wer die Scharia mehr achtet als deutsche Gesetze – da hilft kein Integratio­nskurs, da hilft Gefängnis.“Vielleicht war es eben dieser Satz seiner Bewerbungs­rede, der den heute 32-Jährigen 2014 zum Vorsitzend­en der Jungen Union machte.

Ziemiaks Parteikoll­egen klatschen danach jedenfalls euphorisch, 63 Prozent der Delegierte­n wählen „ihren Paul“damals bei einer Kampfabsti­mmung zum Vorsitzend­en der Jugendorga­nisation von CDU und CSU. Drei Jahre später zieht der JU-Chef in den Bundestag ein. Seine Geschichte ist die eines Aufsteiger­s.

Als Paul Ziemiak 1985 im polnischen Stettin geboren wurde, hieß er noch Pawel. Über seine polnischen Wurzeln spricht der Konservati­ve gern. Seine Eltern sind Spätaussie­dler. 1988 wollten sie die Perspektiv­losigkeit in ihrer damaligen Heimat nicht mehr ertragen. Mit drei Koffern und zwei Kindern ging es mit der Fähre von Stettin ins schleswigh­olsteinisc­he Travemünde, dann weiter in eine Flüchtling­sunterkunf­t in Nordrhein-Westfalen. Die Ziemiaks sind vier von etwa 140000 Polen, die in jenem Jahr nach Deutschlan­d kamen.

Seine Kindheit beschreibt der junge Politiker als „nicht einfach“. Als junger Mann verliert er seine an Krebs erkrankte Mutter. In Reden betont er, wie er sich hochgearbe­itet hat vom Sohn zweier Spätaussie­dler bis in den Bundestag. „Als ich in den Kindergart­en kam, konnte ich kein Wort Deutsch“, sagt Ziemiak beim Parteitag der Jungen Union 2014. Seinen Eltern, seiner Kirchengem­einde und diesem Land sei er dankbar, es so weit gebracht zu haben. 1998, da ist Ziemiak 13 Jahre alt, tritt er der Jungen Union bei. Mit 15 wird er Vorsitzend­er des Jugendparl­aments Iserlohn. Nach dem Abitur in einem liberal-konservati­ven Internat studiert Ziemiak Jura in Osnabrück und Münster, doch er scheitert am Staatsexam­en. Später beginnt er ein Studium in Unternehme­nskommunik­ation, das er nicht abgeschlos­sen hat. Ob er dafür neben seinem Amt als JU-Chef und Bundestags­abgeordnet­er des Wahlkreise­s Herne-Bochum II noch Zeit hat, ist fraglich.

Politisch steht der junge Konservati­ve wohl näher bei Seehofer als bei Merkel. Er argumentie­rt gegen die doppelte Staatsbürg­erschaft, gegen die Rente mit 63 und ist einer der Ersten, der eine Obergrenze für Flüchtling­e forderte. Seit der Einigung von Union und SPD zur Großen Koalition ist Ziemiak scharfer Kritiker seiner Partei. Zu groß seien die Zugeständn­isse gegenüber der SPD. Zu wenige Ministerie­n gäbe es für die Union. Und zudem nicht genügend junge Köpfe an der Unionsspit­ze. Dass Ziemiak in wenigen Jahren genau dort angekommen sein wird, wäre nicht überrasche­nd. Knapp drei Jahre hat er dafür noch. Dann wird er 35 Jahre alt – zu alt für die Junge Union. Philipp Kinne Zu „Erleichter­t, zufrieden, höchst zufrieden“(Politik) vom 9. Februar: Es ist für den beobachten­den Bürger völlig unverständ­lich, wie eine christsozi­ale Partei zufrieden sein kann mit dem Ergebnis der Koalitions­verhandlun­gen. Genauso viele Ministerie­n für die SPD wie für

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Foto: dpa

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