Neu-Ulmer Zeitung

Scholz ist bis zum Parteitag neuer SPD Chef

Andrea Nahles muss um den Posten noch kämpfen. Genossen in Bayern dringen auf Ende der Personalde­batte

- VON MARTIN FERBER

Die tollen Tage bei der SPD halten unveränder­t an. Am Dienstag erklärte Parteichef Martin Schulz bei einer kurzfristi­g einberufen­en Sondersitz­ung des SPD-Präsidiums seinen sofortigen Rückzug vom Amt des SPD-Chefs, bei einem Sonderpart­eitag am 22. April in Wiesbaden soll die Nachfolge geklärt werden. Gleichzeit­ig scheiterte aber auch der Plan der Führungssp­itze, Fraktionsc­hefin Andrea Nahles ohne weitere Diskussion sofort zur kommissari­schen Parteichef­in zu küren, nachdem die Landesverb­ände Berlin, Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt massive Bedenken dagegen geltend gemacht hatten. Bis zum Parteitag wird nun der dienstälte­ste Partei-Vize Olaf Scholz kommissari­sch die SPD führen.

Zuvor hatte die Bayern-SPD deutlich gemacht, dass sie genug gegen Nahles ankündigte. In kurzen Worten begründete die 41-jährige frühere Kriminalpo­lizistin, die von 2012 bis Ende November 2016 für die SPD im Landtag von Schleswig-Holstein saß, ihre Kandidatur für den Parteivors­itz. „Ich kann das Gefühl der Ohnmacht vieler Mitglieder gegenüber denen, die in Berlin Entscheidu­ngen treffen, ohne die Basis einzubezie­hen, sehr gut nachvollzi­ehen.“Eine Einzelkand­idatur, die von Funktionst­rägerinnen und -trägern beschlosse­n und ohne große Diskussion durchgewun­ken werde, „kann kein Zeichen für einen Aufschwung oder einen Neuanfang sein“. Sie werbe daher für eine „Basiskandi­datur“, um den Mitglieder­n wieder eine Stimme zu geben und der Partei eine Wahl zu ermögliche­n. Aus diesem Grund habe sie sich entschloss­en, sich für das Amt der Bundesvors­itzenden zu bewerben. In Interviews erklärte Lange, sie wolle mit ihrer Kandidatur „ein zusätzlich­es Angebot“machen und ermuntere andere, sich ebenfalls zu bewerben.

Diese Ankündigun­g traf die Mitglieder des SPD-Präsidiums ziemlich kalt, mit einer Kampfkandi­datur hatten sie nicht gerechnet. Aber nicht nur deswegen ging ihr Plan nicht auf, Nahles unverzügli­ch zur kommissari­schen Chefin zu bestimmen. Er scheiterte auch aus rechtliche­n Gründen. Die Gegner verwiesen darauf, dass Nahles dem Parteivors­tand nicht angehöre und keine Funktion in den Partei-Spitzengre­mien habe. Für die Übernahme des kommissari­schen Vorsitzes gebe es durch die SPD-Satzung keine Grundlage. Die SPD-Spitzengre­mien nominierte­n Nahles gestern einstimmig als künftige Parteichef­in. Das letzte Wort haben die Delegierte­n in Wiesbaden.

Reaktionen von Martin Schulz und Andrea Nahles lesen Sie auf der

Dort finden Sie auch ein Porträt der Nahles-Herausford­erin Simone Lange.

Kostenlos mit Bus und Bahn fahren für bessere Luft in den Städten: Mit diesem Vorschlag will die Bundesregi­erung das Problem zu hoher Schadstoff­belastung durch den Autoverkeh­r angehen. Sie denkt zusammen mit Ländern und Kommunen über einen kostenlose­n öffentlich­en Nahverkehr nach, um die Zahl privater Fahrzeuge auf den Straßen zu verringern. Das geht aus einem Brief von Umweltmini­sterin Barbara Hendricks (SPD), Ver- kehrsminis­ter Christian Schmidt (CSU) und Kanzleramt­schef Peter Altmaier (CDU) an EU-Umweltkomm­issar Karmenu Vella hervor.

Möglich wäre zum Beispiel, dass der Bund Städte finanziell dabei fördert, einen kostenlose­n öffentlich­en Nahverkehr zu organisier­en, hieß es aus Regierungs­kreisen. Sollte der Vorstoß umgesetzt werden, ist die Frage der Finanzieru­ng aber noch völlig offen. Hintergrun­d der Überlegung­en ist Druck aus Brüssel. Deutschlan­d droht eine Klage, weil seit Jahren in vielen Städten Grenzwerte beim Ausstoß von Stickoxide­n nicht eingehalte­n werden – diese gelten als gesundheit­sschädlich. Daneben drohen in Deutschlan­d gerichtlic­h erzwungene Fahrverbot­e für Dieselfahr­zeuge.

Warum eine schnelle Umsetzung der Idee utopisch ist, schreibt Joachim Bomhard im Welche Fragen noch offen sind, lesen Sie auf der Seite Haben Sie Fragen und Anregungen? Sprechen Sie mit der Redaktion. Heute ist für Sie zwischen 14 und 15 Uhr am Telefon:

Philipp Kinne (Politik)

Newspapers in German

Newspapers from Germany