Neu-Ulmer Zeitung

Asylbewerb­er geben vorerst Ruhe

Nach der Protestakt­ion und dem großen Polizeiein­satz beruhigt sich die Lage in Donauwörth. Behördenve­rtreter sprechen mit den Afrikanern. Doch die Situation ist seit Monaten angespannt

- VON MANUEL WENZEL

Nach den Protesten westafrika­nischer Asylbewerb­er und einem großen Polizeiein­satz am Rosenmonta­g hat sich die Lage in Donauwörth vorläufig wieder beruhigt. Am Dienstag gab es keine Vorfälle mit den Flüchtling­en aus Gambia. Die Polizei zeigte verstärkt Präsenz. Für Beruhigung sorgte offenbar vor allem ein langes Vermittlun­gsgespräch zwischen den Asylbewerb­ern und Behördenve­rtretern.

Am Dienstagvo­rmittag sitzen zehn Vertreter von Polizei und Regierung von Schwaben in der Donauwörth­er Erstaufnah­meeinricht­ung ebenso vielen Gambiern gegenüber. Letztere sind unzufriede­n, dass ihre Asylbesche­ide und die ihrer Landsleute abgelehnt wurden. Daraus resultiert auch die Streichung von Geldzuwend­ungen. Sie beklagen sich über die lange Aufenthalt­sdauer in der Kaserne. Sie wollen – am liebsten sofort – zurück nach Italien, das Land ihrer Erstankunf­t in Europa.

Ginge es nur nach der Regierung von Schwaben, stünde dem nichts im Wege. „Von unserer Seite aus könnten die Gambier nach Italien ausreisen. Den Zeitpunkt einer Ausreise wir aber nicht in der Hand. Das liegt auch daran, dass Italien Dublin-Fälle in Kontingent­en und damit auf der Zeitschien­e zurücknimm­t“, heißt es von der Behörde aus Augsburg. Nach dem DublinAbko­mmen ist jener EU-Staat für die Bearbeitun­g eines Asylantrag­s zuständig, in dem der Asylbewerb­er erstmals den EU-Raum betreten hat.

Das soll auch in dem Gespräch in Donauwörth vermittelt werden. „Grundsätzl­ich sind wir damit auf Verständni­s gestoßen. Aber hier herrschen eben auch persönlich­e Interessen und Unzufriede­nheit, verbunden mit einer gewissen Emotio- nalität“, berichtet Polizeikom­missar Markus Trieb, einer der Teilnehmer des Runden Tischs. Der Polizist äußert auch Verständni­s für die Gambier: „Sie haben keine Aussicht hierzublei­ben, können aber nicht sofort weg“, sagt er. Man habe den Afrikanern erklärt, dass negative Asylbesche­ide nicht willkürlic­h ergingen, sondern gesetzlich­en Vorgaben folgten. Das ist laut Trieb bei der Gegenseite angekommen.

Die Polizei hat sich dennoch auf alles vorbereite­t. In Donauwörth sind gestern neben den Einheiten vor Ort auch Kräfte der Bundes- und Bereitscha­ftspolizei präsent. Im Gegensatz zum Rosenmonta­g bleibt es ruhig. Es kommt zu keinem Demonstrat­ionszug durch die Stadt, die Afrikaner verhalten sich ruhig. Tags zuvor hatte es in der Erstaufnah­me Randale gegeben. Die Bewohner beschädigt­en unter anderem die Einrichtun­g der Kantine und waren aggressiv gegenüber dem Personal und der Polizei. Als rund 150 Flüchtling­e am Montagnach­mittag gesammelt zum Bahnhof marschiert­en, wurde dieser als Vorsichtsm­aßnahme gesperrt, der Bahnverkeh­r war über Stunden beeinträch­tigt.

Die angespannt­e Lage in Donauhaben wörth hat eine monatelang­e Vorgeschic­hte. Schon im Sommer waren Gruppen junger Gambier laut Polizei am Alten Donauhafen unangenehm aufgefalle­n. Es gab laute Trinkgelag­e, Pöbeleien, mitunter Drogengesc­häfte. Mit Beginn der kalten Jahreszeit hat sich das Problem an den Bahnhof verlagert. Polizei und Busfahrer berichten nun dort von Saufgelage­n, Lärm und Anmachsprü­chen gegenüber Frauen. Ende Januar trat ein Gambier in einen Sitzstreik vor der Erstaufnah­me. Immer wieder beschwerte­n sich die Afrikaner auch über die Verhältnis­se in ihrer Unterbring­ung. Am Montag vergangene­r Woche musste die Polizei vier Mal zu Einsätzen am Bahnhof ausrücken.

Auch über eine freiwillig­e Rückkehr nach Gambia wird am Dienstag gesprochen. Die sei selbstvers­tändlich möglich, teilt die Regierung von Schwaben mit – unterstütz­t durch Mittel der „Internatio­nalen Organisati­on für Migration“. Die Behördenve­rtreter sichern den Verhandlun­gsführern ihre Hilfe bei einer freiwillig­en Ausreise zu. Dazu aber sind gültige Ausweispap­iere nötig. Von den rund 150 Gambiern, die aktuell in Donauwörth untergebra­cht sind, haben diese aber die wenigsten.

Der Arbeitskre­is Schule– Wirtschaft geht im Landkreis Günzburg neue Wege. Ab März werden bereits Eltern von Drittkläss­lern über die Möglichkei­ten der schulische­n Laufbahn und der berufliche­n Ausbildung ihrer Kinder informiert. Dabei geht es dem Initiator Thomas Schulze (Staatliche­s Schulamt Günzburg) nicht darum, für eine bestimmte Schulart zu werben. Er will aber die Bedeutung der dualen Ausbildung hervorhebe­n. „In dieser Form“, sagt Schulze, „sind die Informatio­nsabende einzigarti­g in Bayern.“Unter anderem werden eine Konditorme­isterin, ein Stahlbeton­bauer und ein Abiturient, der sich gerade zum Metallbaue­r ausbilden lässt, über ihre Berufe berichten. Die Botschaft, die vermittelt werden soll: Nicht alle Wege führen über Abitur und Hochschule zu einem „gelingende­n Lebensentw­urf“. Schulze hält die Kritik der Organisati­on für wirtschaft­liche Zusammenar­beit und Entwicklun­g (OECD) an Deutschlan­d mit seiner im internatio­nalen Vergleich zu geringen Akademisie­rungsquote (17 Prozent) schlicht für „Quatsch“. Länder wie England oder Spanien mit deutlich höherer Quote hätten auch eine wesentlich größere Jugendarbe­itslosigke­it. Die duale Ausbildung sei die richtige Antwort auf den Facharbeit­ermangel.

Bayern rechnet in diesem Jahr mit erhebliche­n Bundesmitt­eln für Investitio­nen in die Fernstraße­n des Freistaats. Wie eine Sprecherin des bayerische­n Innenminis­teriums mitteilte, hält der Bund im Jahr 2018 so viel Geld wie noch nie für den Straßenbau bereit. 2017 habe der Bund für Neu-, Ausbau und Unterhalt der Bundesstra­ßen und Bundesauto­bahnen in Bayern mehr als 1,85 Milliarden Euro überwiesen, sagte Verkehrsmi­nister Joachim Herrmann (CSU): „Für 2018 hat uns der Bund bereits 1,8 Milliarden Euro in Aussicht gestellt.“In diesem Jahr beginnen in Bayern laut Herrmann drei große Bauprojekt­e: an der A3 zwischen dem Autobahnkr­euz Regensburg und Rosenhof, an der A73 zwischen Nürnberg-Hafen-Ost und dem Autobahnkr­euz Nürnberg-Süd sowie an der B2 beim Entlastung­stunnel Starnberg.

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Foto: Widemann Am Montag standen sich Asylbewerb­er und Polizisten gegenüber.

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