Der Tod des Moments
Egal, wo man hinschaut - überall trifft man auf den SelfieTrend. Ich glaube, er drückt gut das Prinzip aus, das unsere Zeit ausmacht: Den Trend, alles festhalten zu wollen, weil uns alles davoneilt. Wir können nicht mehr den Gegenüber erfassen, ergreifen, wahrnehmen (alles sensorische Begriffe, die unsere leibhafte Beziehung auf den anderen ausdrücken), weil uns der Augenblick enteilt. Weil wir schon wieder eigentlich wo ganz anders sind. Um dem zu begegnen, nehmen wir den Augenblick auf, aber verpassen ihn dabei eigentlich. Der Moment (vom lat. movere = eilen) geht verloren, er enteilt uns. Doch eigentlich macht genau das die Besonderheit des Moments aus: Dass er vergänglich ist, er endlich ist - wie wir!
Obwohl wir gerade im Sehen das Dynamische des Augenblicks/Moments erfassen könnten, die Besonderheit des Moments spüren würden, tun wir es nicht. Wir versuchen es für immer und ewig festzuhalten. Doch auf dem Foto ist der Augenblick nicht mehr spürbar, er ist tot. Ein Stück verpasstes Leben. Eine Sargaufnahme des Moments. Mein Vorschlag ist daher, entschleunigen wir die Zeit (das bedeutet in diesem Fall weniger Selfies) und machen sie dadurch gerade wieder zu momenthaften (bewegten) Augenblicken, die uns berühren können und nicht nur auf Fotos rührend zurücklassen, wie am Grab eines geliebten verstorbenen Menschen, von dem wir nun merken, dass wir Zeit seines Lebens ihn nicht wahrnahmen und es nun zu spät ist.
Auf einmal waren sie da, die ganzen Apps: Instagram, Facebook, Whatsapp, Pinterest und Co.. Die Freude am Bilderteilen entstand schnell, doch die Sache hatte einen Haken. Einmal online, sind Fotos im World Wide Web praktisch unwiderruflich für alle sichtbar. Außerdem: Der Drang, sich perfekt darzustellen, weil das Bild viele sehen können, ist groß. Und wenn man über den Nachrichtendienst Whatsapp Bilder versendet, hat sie der andere auch gespeichert.
Snapchat stellte sich gegen diesen Trend: 2011 erfanden Robert Murphy und Evan Spiegel die App, bei der Bilder an bestimmte Personen gesendet werden können und nur ein paar Sekunden sichtbar sind. Sogar gegen Screenshots ist die App gewappnet: Verstößt der Empfänger gegen die Snapchat-Regeln, indem er das gesendete Bild per Tastenkombination abfotografiert, erhält der Sender sofort eine Nachricht mit dem Titel „SCREENSHOT!“.
Weil Snapchat vor allem zur Vergnügung da ist, entwickelten sich bald Filter, die jedes Bild einzigartig machen. Einige davon wollen wir euch hier vorstellen. Dabei könnt ihr euch selbst fragen: Welcher Snaptyp seid ihr?
Wer kennt es nicht: Während eines schönen Abends mit Freunden möchte man ein gemeinsames Bild machen. Eine teure Spiegelreflexkamera hat natürlich niemand dabei. Aber auch mit dem Handy kann ein tolles Erinnerungsfoto gelingen.
Wie das am besten funktioniert, weiß Andreas Brücken, freier Fotograf und unter anderem für die Neu-Ulmer und Illertisser Zeitung im Einsatz. Er erklärt, dass Handykameras ihre Grenzen haben: Bei schlechten Lichtverhältnissen und viel Bewegung etwa haben die kleinen Smartphoneknipser bei Weitem mehr Probleme als die Kameras aus dem Spiegelreflexbereich. Zunächst sollte man also darauf achten, dass alle Personen auch stillhalten. Bei wenig Bewegung hat es das Handy einfacher, ein scharfes Bild zu produzieren und auch bei schwächerer Beleuchtung verwackelt weniger. Wird das Licht zu schlecht, empfiehlt der Fotograf,
Typ 1: Der Klassiker
Wer hat in den sozialen Medien noch kein Bild mit Hundeohren entdeckt? Der Hundefilter ist vermutlich der bekannteste, daher werden Snapchat-Neulinge bei ihren ersten Schnappschüssen vermutlich erst einmal nach diesem Filter suchen. Bei Öffnung des Mundes fügt er sogar eine Zunge ein und macht Schlabbergeräusche. Der schon seit Anfangszeiten der App bewährte Filter verspricht Spaß – alleine oder zu zweit.
Typ 2: Das Blumenmädchen
Vor allem für die Mädels ist dieser Filter das absolute Highlight: Zu Blumenschmuck kann man nie Nein sagen. Und wenn draußen gerade keine Blumen blühen oder man keine Zeit hat, sich selbst eine schöne Blumenkette zu basteln, bietet dieser Filter Hilfe: Er setzt der Person schöne, bunte Blumen auf den Kopf. Tipp: Zu jeder Jahreszeit gibt einen Blitz zuzuschalten. Da dieser bei den Frontkameras vieler Smartphones aber nicht integriert ist, sollte man bessern einen Außenstehenden bitten, das Bild der Gruppe mit Hauptkamera und Blitz aufzunehmen.
Beim Foto selbst ist ein wenig Kreativität gefragt: Auch Selfieknipser können dabei experimentierfreudig sein. Ob das Bild von ganz weit oben mit viel Hintergrund aufgenommen wird, oder von unten hauptsächlich die Personen zu sehen sind – mit ein wenig Probieren entstehen witzige es meist passende Farben, ob orange-braunfarbige Laubblätter im Herbst oder eisblaue Blumen zur Winterzeit. Das sorgt immer für die richtige Stimmung und man kann sich selbst daran erfreuen oder anderen ein schönes Bild schicken.
Typ 3: Der Tierfreund
Allen, die Tiere lieben und vielleicht das nächste Faschingskostüm als Katze und Co. ausprobieren möchten, wird bei den unzähligen Tierfiltern das Herz aufgehen: Egal ob Katze, Maus, Hund, Reh oder Hausschwein, hier findet jeder Tierfreund den perfekten Look. Übrigens legen manche Nutzer Tierfilter über ihre Haustiere. Manche Hunde und Katzen sehen damit noch niedlicher aus, andere dagegen nur noch albern.
Typ 4: Die coole Socke
Wem die ganzen Tier- und Blumenfilter zu kitschig sind, der kann auf diese Filter zurückgreifen: Sonnenbrille auf, cooles Spiegelbild in der Brille und los geht’s – so seht ihr aus wie ein echter Gangster. Auch hier verändert Snapchat des Öfteren die Details, mal spiegelt sich in der Sonnenbrille New York City, mal ist die und erinnerungsträchtige Bilder. Auch bei den Fotorequisiten kann sich ausgetobt werden: Den Abgebildeten passende Gegenstände in die Hand zu drücken, mache das Bild lebhafter, sagt Brücken. Bei einer Party ist es besser, wenigstens einen bunten Cocktail in der Hand zu haben, als gar nichts. „Die Köpfe zusammenstecken“mache das Bild ebenfalls schöner, so der Experte. Berührungsängste sind fehl am Platz. Schwierig werde es, wenn mehr als eine Handvoll Leute abgebildet werden sollen. Je mehr Menschen beisammen sind, desto geringer die Aufmerksamkeit der Models. Es werde Brille bunt und schimmert in verschiedenen Farben. Oder es ändert sich die Farbe des Bildes wie hier in unserem Beispiel zu schwarz-weiß. Eigene Accessoires wie ein Hut machen sich hier auch gut. Wie bei allen Filtern gilt: Einfach ausprobieren und über das Ergebnis lachen oder mit Freunden teilen.
Typ 5: Die verrückte Nudel
Wer sich mal aus einem ganz anderen Blickwinkel sehen will, nimmt die Gesichtsverzerrer zur Hand. Ob dickes Kinn, schmales Gesicht, riesige Augen oder Minimund: hier ist alles möglich – und noch dazu sieht das alles total verrückt und witzig aus, sodass ihr euren Empfänger garantiert zum Lachen bringt.
Mit allen Filtern kann man auch Videos drehen. Oft spielt dabei eine lustige Melodie im Hintergrund oder die Stimmen werden verzerrt, sodass ihr dann witzige Nachrichten aufnehmen könnt. immer schwerer, den Moment zu erwischen, in dem alle in die Kamera schauen, so die Erfahrung des Fotografen.
Für den Aufnahmeort des Fotos rät Brücken folgendes: „Man sollte sich überlegen, wo man sich auch noch in ein paar Jahren sehen wollen würde.“Bilder auf Toiletten etwa mögen im ersten Moment zwar ein verrücktes Motiv sein, für Brücken sind sie aber nicht gerade erinnerungswürdig. Wer seine Bilder auf sozialen Netzwerken teilen will, dem empfiehlt er, ebenfalls genau darüber nachzudenken, was hochgeladen wird: „Auch Lehrer oder spätere Vorgesetzte können die Bilder einsehen.“Dass ein Partybild im Vollrausch beim Chef nicht gut ankommt, liegt wohl auf der Hand.
Abschließend hat der Profi noch folgenden wichtigen Tipp parat: „Spontan sein, aber immer im Kopf behalten, dass bei Bildern alles erlaubt ist, solange es Spaß macht und niemanden verletzt oder entwürdigt wird.“
Soziale Netzwerke gehören zum Alltag vieler junger Menschen. Doch eignen sich diese Plattformen auch zu Bewerbungszwecken oder für die Suche nach einem Ausbildungsplatz? Berufsberater Heinrich Mika von der Arbeitsagentur gibt Tipps für die Ausbildungsund Jobsuche im Internet. ● Kann Facebook Arbeitnehmer mit Arbeitgebern verbinden? Für Ausbildungsangebote scheint das Netzwerk laut Mika nicht geeignet zu sein. Denn woher soll der Jugendliche wissen, wie viele Seiten er, aufgrund welcher Kriterien liken soll? Die Gefällt-mirAngaben würden so willkürlich verteilt und es komme kein direkter Kontakt zwischen Ausbildungssuchenden und Firmen zustande. ● Die Plattform Xing hat sich auf die Vermittlung von Jobs spezialisiert. Überwiegend wird dieser Stellenmark nach der Erfahrung des Berufsberaters von Akademikern und Personalvermittlern genutzt. Die Ausbildungsangebote dagegen seien sehr gering, sagt Mika. Für Schüler, die eine Ausbildungsstelle suchen, ist die Plattform aus seiner Sicht eher ungeeignet. Da die meisten von ihnen eine Stelle in der Region suchen, biete es sich eher an, die Bewerbungen direkt bei den Unternehmen zu platzieren. ● Die internationale Plattform Linked In hat zwar 400 Millionen Nutzer in 200 Ländern, ist aber laut Mika umstritten. Und das liegt daran, dass Bewerber auf der Seite zwar einerseits automatisch Stellen vorgeschlagen bekommen. Andererseits bekommen auch die Arbeitgeber Bewerberprofile zugeschickt. Wer sich auf Linked In anmeldet, hat also keine Kontrolle darüber, was mit seinen persönlichen Daten geschieht. ● Wer sich bei einer Berufsplattform im Internet anmeldet, sollte sich zuvor einige Fragen stellen: Welche Zielgruppe will ich ansprechen? Kostet die Nutzung etwas? Wie hoch ist der Verbreitungsgrad der Website? Ist die Seite seriös? Nützt mir eine Anmeldung? Die Schüler müssen wissen, ob sich die Plattformen bewährt haben und ob der Datenschutz gewahrleistet ist, sagt Mika. ● Im Internet private Dinge zu teilen, kann zum Problem werden. Arbeitgeber können die Profile ihrer Bewerber anschauen. Partybilder oder Ähnliches sollten privat bleiben. Oftmals ist der Aufbau der Netzwerke nicht nachvollziehbar, und persönliche Daten verbreiten sich unkontrolliert, warnt der Berufsberater. Nutzer sollten die Privatsphäre-Einstellungen prüfen. Dabei kann der User entscheiden, wer welche Inhalte vom ihm sehen kann. ● Schüler können auch über die Jobbörse der Agentur für Arbeit nach geeigneten Ausbildungsplätzen suchen. Die Jobbörse ist die deutschlandweit größte Plattform und laut Berufsberater Mika allgemeingültig, neutral und zielgenau. Jugendliche können sich im System registrieren und Ausbildungswünsche speichern. Dazu kommen Lehrstellenbörsen, etwa von der Industrie- und Handelskammer. Von Berufsverbänden und Innungen werden Aktionen angeboten, es können Berufsberatungen oder Jobmessen besucht werden. Du möchtest später „irgendwas mit Medien“machen? Dann sammle in der K!ar.Text-Redaktion erste journalistische Erfahrungen.
Neu-Ulmer Zeitung Ludwigstraße 10, Neu-Ulm
Alexander Rupflin Tel. 0731/707192 klartext@nuz.de