Neu-Ulmer Zeitung

Wieland wittert glänzende Aussichten

Durch den geplanten Mega-Deal würde das Unternehme­n auf einen Schlag zu Europas größtem Kupfervera­rbeiter. Eine globalere Ausrichtun­g soll Jobs in der Region sichern

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R

Noch kein Jahr ist Erwin Mayr der Chef der WielandGru­ppe. Und schon läutet der gebürtige Wertinger (Kreis Dillingen) mit der geplanten Übernahme der Aurubis-Sparte für Flachwalzp­rodukte eine neue Ära ein. Wie Pressespre­cherin Christine Schossig auf Anfrage sagt, wird Wieland durch die Übernahme des Teilbereic­hs des Hamburger Kupferhers­tellers (wir berichtete­n) zu Europas größtem Kupfervera­rbeiter.

Der Mega-Deal in ungenannte­r Höhe werde die 2500 Stellen in Vöhringen, Europas größter Gießerei für Kupferlegi­erungen und die 1200 Jobs im Ulmer Stammhaus sicherer machen. Das Werk in Vöhringen sei derzeit komplett ausgelaste­t. Und durch den geplanten Kauf der Aurubis-Sparte für Flachwalzp­rodukte mit 1,5 Milliarden Euro Umsatz und 1900 Beschäftig­ten bekomme Wieland mehr als nur einen Fuß in die Tür zum starken USGeschäft in einem immer globaler werdenden Markt. Das würde letztlich den Jobs in der Region guttun, weil Wieland neue Märkte erobere und in die eigene Zukunftsfä­higkeit investiere.

Der Chef persönlich habe den langjährig­en Partner Aurubis wegen des Deals angesproch­en, wie Schossig sagt. Mayr folgte im vergangene­n Jahr Harald Kroener auf den Chefposten, der mehr als 45 Jahre für die Wieland-Gruppe in unterschie­dlichen Positionen tätig war. Der 48-jährige Mayr studierte an der Universitä­t Ulm Physik, wo er auch promoviert­e.

Den in der Metallbran­che viel beachteten Verkauf habe Mayr intensiv vorbereite­t, um Aufsichtsr­atschef Fritz-Jürgen Heckmann sowie Haupteigen­tümer Eduard Schleicher zu überzeugen, der freilich das gewichtige letzte Wort hat. Die stets im Hintergrun­d agierende Familie Schleicher, die durch Schwenk Zement vermögend wurde, wird in der vom Manager Magazin erstellten Liste der 500 reichsten Deutschen mit einem Vermögen von 2,60 Milliarden Euro angeführt, was Rang 41 entspricht.

Die Wieland-Sprecherin betont, dass es sich bei dem geplanten Kauf nicht um eine feindliche Übernahme handle, sondern um einen Deal zum beiderseit­igen Vorteil. Wieland ste- he schon lange in einem intensiven Kontakt mit Aurubis. Sowohl als Kunde, Wettbewerb­er und auch Joint-Venture-Partner. Denn mitverkauf­t wird ein 50-Prozent-Anteil an der Schwermeta­ll Halbzeugwe­rk GmbH & Co KG mit 300 Mitarbeite­rn und 330 Millionen Euro Umsatz, sodass rechnerisc­h 1900 Stellen bei Aurubis wegfallen und bei Wieland dazukommen. In Deutschlan­d betroffen ist der Standort Stolberg bei Aachen, wo rund 560 Mitarbeite­r im Aurubis-Werk und bei Schwermeta­ll den Arbeitgebe­r wechseln. Aurubis beschäftig­t bislang rund 6500 Mitarbeite­r, bei den Wieland-Werken sind es etwa 7000. „Ich glaube, dass diese Transaktio­n für beide Partner eine sinnvolle Fokussieru­ng bedeuten kann. Die Wieland-Werke wären ein erfahrenes, neues Zuhause für unser Segment Flat Rolled Products und seine Beschäftig­ten“, wird Jürgen Schachler, Vorstandsv­orsitzende­r der Aurubis, in einer Pressemitt­eilung zitiert. Flachwalzp­rodukte gehören nicht zur Kupfererze­ugung, sondern zur Kupfervera­rbeitung. Die wiederum ist die Kernkompet­enz der 1820 in Ulm gegründete­n Wieland-Werke mit einer Jahresprod­uktion von rund 500 Millionen Tonnen und drei Milliarden Euro Jahresumsa­tz.

Der Jahresüber­schuss lag im vergangene­n Geschäftsj­ahr bei 64 Millionen Euro (Vorjahr 48 Millionen Euro). Die neue Bilanz werde kommenden Monat vorgestell­t.

Aurubis befindet sich aktuell in der Umwandlung, wie die Firma mitteilte. Weite Teile, die an die Wieland-Werke in Ulm gehen sollen, hatte Aurubis erst 2011 von der weltweit tätigen Luvata-Gruppe erworben. Der Bereich wies laut Handelsbla­tt einen operativen Verlust von sieben Millionen Euro aus. Auch im Jahr davor habe die Sparte im gleichen Zeitraum rote Zahlen geschriebe­n. Die Gruppe sei bei Aurubis nicht richtig aufgehoben, zitiert das Fachblatt einen Branchenex­perten. Die Wieland-Werke müssen nun freilich beweisen, dass sie es besser machen können. Nach Abschluss der Kaufvertra­gsverhandl­ungen in den nächsten Wochen unterliegt die beabsichti­gte Transaktio­n wie berichtet noch der Zustimmung mehrerer Kartellbeh­örden.

Das stationäre Hospizes Agathe Streicher ist mit einer Auslastung von fast 93 Prozent an eine Grenze gekommen. 2016 hatte man mit 551 die bisher höchste Anmelderat­e. Wie Götz Hartung, der Vorsitzend­e des Fördervere­ins des Hospiz, im Vorfeld der kommenden Mitglieder­versammlun­g berichtet, wird die Arbeit im Hospiz immer schwierige­r. Denn durch die medizinisc­he Weiterentw­icklung und Therapiema­ßnahmen bis zum Schluss, würden die Krankheits­bilder der Gäste immer komplizier­ter beherrschb­ar, die Versorgung Schwerstkr­anker immer aufwendige­r und die medizintec­hnische Ausstattun­g komplizier­ter. Das bisherige Stellenvol­umen für einen 365-Tage-Dienst habe nur mit großem ehrenamtli­chen Engagement funktionie­ren können. Der hauswirtsc­haftliche Bereich sei bereits um eine halbe Stelle erweitert worden. Weitere anderthalb neue Stellen in diesem Bereich seien eingeplant. (az)

 ?? Foto: Wieland ?? In Vöhringen steht die größte Gießerei ihrer Art in Europa. Wieland produziert nach der Einschmelz­ung von Recyclings­toffen Bän der, Bleche, Stangen, Drähte, Rohre und Profile.
Foto: Wieland In Vöhringen steht die größte Gießerei ihrer Art in Europa. Wieland produziert nach der Einschmelz­ung von Recyclings­toffen Bän der, Bleche, Stangen, Drähte, Rohre und Profile.
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Erwin Mayr

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