Wieland wittert glänzende Aussichten
Durch den geplanten Mega-Deal würde das Unternehmen auf einen Schlag zu Europas größtem Kupferverarbeiter. Eine globalere Ausrichtung soll Jobs in der Region sichern
Noch kein Jahr ist Erwin Mayr der Chef der WielandGruppe. Und schon läutet der gebürtige Wertinger (Kreis Dillingen) mit der geplanten Übernahme der Aurubis-Sparte für Flachwalzprodukte eine neue Ära ein. Wie Pressesprecherin Christine Schossig auf Anfrage sagt, wird Wieland durch die Übernahme des Teilbereichs des Hamburger Kupferherstellers (wir berichteten) zu Europas größtem Kupferverarbeiter.
Der Mega-Deal in ungenannter Höhe werde die 2500 Stellen in Vöhringen, Europas größter Gießerei für Kupferlegierungen und die 1200 Jobs im Ulmer Stammhaus sicherer machen. Das Werk in Vöhringen sei derzeit komplett ausgelastet. Und durch den geplanten Kauf der Aurubis-Sparte für Flachwalzprodukte mit 1,5 Milliarden Euro Umsatz und 1900 Beschäftigten bekomme Wieland mehr als nur einen Fuß in die Tür zum starken USGeschäft in einem immer globaler werdenden Markt. Das würde letztlich den Jobs in der Region guttun, weil Wieland neue Märkte erobere und in die eigene Zukunftsfähigkeit investiere.
Der Chef persönlich habe den langjährigen Partner Aurubis wegen des Deals angesprochen, wie Schossig sagt. Mayr folgte im vergangenen Jahr Harald Kroener auf den Chefposten, der mehr als 45 Jahre für die Wieland-Gruppe in unterschiedlichen Positionen tätig war. Der 48-jährige Mayr studierte an der Universität Ulm Physik, wo er auch promovierte.
Den in der Metallbranche viel beachteten Verkauf habe Mayr intensiv vorbereitet, um Aufsichtsratschef Fritz-Jürgen Heckmann sowie Haupteigentümer Eduard Schleicher zu überzeugen, der freilich das gewichtige letzte Wort hat. Die stets im Hintergrund agierende Familie Schleicher, die durch Schwenk Zement vermögend wurde, wird in der vom Manager Magazin erstellten Liste der 500 reichsten Deutschen mit einem Vermögen von 2,60 Milliarden Euro angeführt, was Rang 41 entspricht.
Die Wieland-Sprecherin betont, dass es sich bei dem geplanten Kauf nicht um eine feindliche Übernahme handle, sondern um einen Deal zum beiderseitigen Vorteil. Wieland ste- he schon lange in einem intensiven Kontakt mit Aurubis. Sowohl als Kunde, Wettbewerber und auch Joint-Venture-Partner. Denn mitverkauft wird ein 50-Prozent-Anteil an der Schwermetall Halbzeugwerk GmbH & Co KG mit 300 Mitarbeitern und 330 Millionen Euro Umsatz, sodass rechnerisch 1900 Stellen bei Aurubis wegfallen und bei Wieland dazukommen. In Deutschland betroffen ist der Standort Stolberg bei Aachen, wo rund 560 Mitarbeiter im Aurubis-Werk und bei Schwermetall den Arbeitgeber wechseln. Aurubis beschäftigt bislang rund 6500 Mitarbeiter, bei den Wieland-Werken sind es etwa 7000. „Ich glaube, dass diese Transaktion für beide Partner eine sinnvolle Fokussierung bedeuten kann. Die Wieland-Werke wären ein erfahrenes, neues Zuhause für unser Segment Flat Rolled Products und seine Beschäftigten“, wird Jürgen Schachler, Vorstandsvorsitzender der Aurubis, in einer Pressemitteilung zitiert. Flachwalzprodukte gehören nicht zur Kupfererzeugung, sondern zur Kupferverarbeitung. Die wiederum ist die Kernkompetenz der 1820 in Ulm gegründeten Wieland-Werke mit einer Jahresproduktion von rund 500 Millionen Tonnen und drei Milliarden Euro Jahresumsatz.
Der Jahresüberschuss lag im vergangenen Geschäftsjahr bei 64 Millionen Euro (Vorjahr 48 Millionen Euro). Die neue Bilanz werde kommenden Monat vorgestellt.
Aurubis befindet sich aktuell in der Umwandlung, wie die Firma mitteilte. Weite Teile, die an die Wieland-Werke in Ulm gehen sollen, hatte Aurubis erst 2011 von der weltweit tätigen Luvata-Gruppe erworben. Der Bereich wies laut Handelsblatt einen operativen Verlust von sieben Millionen Euro aus. Auch im Jahr davor habe die Sparte im gleichen Zeitraum rote Zahlen geschrieben. Die Gruppe sei bei Aurubis nicht richtig aufgehoben, zitiert das Fachblatt einen Branchenexperten. Die Wieland-Werke müssen nun freilich beweisen, dass sie es besser machen können. Nach Abschluss der Kaufvertragsverhandlungen in den nächsten Wochen unterliegt die beabsichtigte Transaktion wie berichtet noch der Zustimmung mehrerer Kartellbehörden.
Das stationäre Hospizes Agathe Streicher ist mit einer Auslastung von fast 93 Prozent an eine Grenze gekommen. 2016 hatte man mit 551 die bisher höchste Anmelderate. Wie Götz Hartung, der Vorsitzende des Fördervereins des Hospiz, im Vorfeld der kommenden Mitgliederversammlung berichtet, wird die Arbeit im Hospiz immer schwieriger. Denn durch die medizinische Weiterentwicklung und Therapiemaßnahmen bis zum Schluss, würden die Krankheitsbilder der Gäste immer komplizierter beherrschbar, die Versorgung Schwerstkranker immer aufwendiger und die medizintechnische Ausstattung komplizierter. Das bisherige Stellenvolumen für einen 365-Tage-Dienst habe nur mit großem ehrenamtlichen Engagement funktionieren können. Der hauswirtschaftliche Bereich sei bereits um eine halbe Stelle erweitert worden. Weitere anderthalb neue Stellen in diesem Bereich seien eingeplant. (az)