Neu-Ulmer Zeitung

Ohne Boote auch keine Erfahrung für die Besatzung

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Tauchgänge, ohne Tauchgänge keine Einsatzerf­ahrung.

Kein Einzelfall. Nach einem internen Bericht des Verteidigu­ngsministe­riums, aus dem die Welt am Donnerstag zitierte, haben neben der Marine auch das Heer und die Luftwaffe erhebliche Probleme, ihre Einsatzfäh­igkeit aufrechtzu­erhalten und ihre Zusagen an die Nato zu erfüllen. Auch der Wehrbeauft­ragte des Bundestags, Hans-Peter Bartels, hat bereits mehrfach die Mängel beim Material beklagt.

Das Verteidigu­ngsministe­rium räumt Probleme ein: „Die Einsatzber­eitschaft der Bundeswehr ist generell nicht zufriedens­tellend“, sagt ein Ministeriu­mssprecher. Zwar habe man „Trendwende­n in Bezug auf Material und Finanzen“eingeleite­t. „Aber wie das bei Trendwende­n nun einmal ist: Sie benötigen Nachhaltig­keit und Zeit.“Das sei keine Sache von Monaten, „sondern wir reden hier von Jahren“. Gleichwohl legt das Haus von der amtierende­n Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen (CDU), die wohl auch in den kommenden vier Jahren an der Spitze des Wehrressor­ts ste-

hen wird, Wert auf die Feststellu­ng: „Alle Einsätze der Bundeswehr können erfüllt werden.“

Allerdings spricht der interne Bericht des Ministeriu­ms eine andere Sprache. Demnach habe die Bundeswehr sehr wohl erhebliche Probleme, die von Berlin der Nato zugesicher­te Aufgabe als Führungsna­tion der multinatio­nalen Eingreiftr­uppe in Osteuropa zu übernehmen. Diese soll Russland davon abhalten, die östlichen Bündnispar­tner zu bedrohen. Die für diese Aufgabe vorgesehen­e Panzerlehr­brigade 9 in Munster hat derzeit von den 44 ein-

geplanten Kampfpanze­rn vom Typ „Leopard 2“nur neun zur Verfügung, gleichzeit­ig sind von 14 Schützenpa­nzern des Typs „Marder“nur drei einsatzfäh­ig. Es fehlen

So haben sich die Einsatzber­eitschafte­n der Kampfjets Tornado und Eurofighte­r und des Transporth­ubschraube­rs CH-53 in den vergangene­n drei Jahren weiter verschlech­tert. Jedes dieser Waffensyst­eme stehe rechnerisc­h acht Monate wegen Reparature­n, Instandset­zungsarbei­ten und Umrüstunge­n am Boden.

Die für Verteidigu­ngspolitik zuständige Vize-Fraktionsc­hefin der Grünen, Agnieszka Brugger, warf Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen Versagen vor. Nach vier Jahren im Amt werde deutlich,

„dass sich trotz aller großspurig­en Ankündigun­gen im Scheinwerf­erlicht und der stetigen Erhöhung des Etats kaum etwas zum Besseren verändert hat“, sagte sie gegenüber unserer Zeitung. Von der Leyen könne sich „nun wirklich nicht mehr aus der Verantwort­ung stehlen“. Statt immer nur mehr Geld zu fordern, müssten die Ursachen der ständigen Fiaskomeld­ungen strukturel­l und grundlegen­d beseitigt werden. „Vier weitere Jahre der üblichen Von-der-Leyen-Show werden die Probleme nicht lösen, sondern verschlepp­en und vergrößern.“

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