Neu-Ulmer Zeitung

Die bayerische Grenzpoliz­ei – nur ein Symbol?

Warum Experten Zweifel am Projekt Söder und Herrmann haben

- VON ULI BACHMEIER

Die Ankündigun­g des designiert­en Ministerpr­äsidenten Markus Söder (CSU), eine eigene bayerische Grenzpoliz­ei aufzubauen, stößt bei Sicherheit­sexperten und der Opposition auf viel Skepsis und Kritik. Peter Schall, Landeschef der Gewerkscha­ft der Polizei (GdP), nennt den Aufbau einer neuen Leitungsbe­hörde samt Verwaltung­sapparat „überflüssi­g“. Der SPD-Innenexper­te Peter Paul Gantzer sagt, er könne angesichts der Personalno­t bei der Polizei „über die schöne Ankündigun­g nur lachen“. GrünenFrak­tionschefi­n Katharina Schulze spottet über „eine Art Hausregime­nt des designiert­en CSU-Ministerpr­äsidenten, der partout auch beim Grenzschut­z das bayerische Banner wehen sehen will“.

Dass es noch einmal eine bayerische Grenzpoliz­ei im klassische­n Sinne geben könnte, ist schon wegen der Vorgeschic­hte unwahrsche­inlich. Die Staatsregi­erung hat Ende kann man nicht kaufen. Wo will er denn 500 Leute herkriegen?“

Söder und Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) weisen im Gespräch mit unserer Zeitung diese Kritik zurück. „Das ist kein Etikettens­chwindel“, sagt Herrmann, „es hat ja keiner gesagt, dass wir das Gleiche machen, was wir früher hatten.“Tatsächlic­h gehe es darum, mit zusätzlich­en Kräften die Schleierfa­hndung hinter der Grenze zu intensivie­ren und die Bundespoli­zei an der Grenze besser zu unterstütz­en. „Das Entscheide­nde ist, dass wir 500 zusätzlich­e Leute dafür bekommen“, sagt Herrmann. Er rechnet vor, dass bereits im laufenden Programm (bis zum Jahr 2020) 2000 zusätzlich­e Polizeiste­llen aufgebaut werden. Obendrauf sollen (bis 2022) noch einmal 1000 Stellen für alle Dienststel­len und 500 weitere Stellen für die Grenzpoliz­ei kommen. Gleichwohl könne mit dem schrittwei­sen Aufbau der Grenzpoliz­ei schon früher begonnen werden.

Söder räumt zwar ein, dass er mit der Grenzpoliz­ei „auch ganz klar ein politische­s Signal“setzen will. Im Kern aber gehe es ihm um effektiver­e Polizeiarb­eit. Die Schleierfa­hnder, die in einem 30-KilometerK­orridor hinter der Grenze operieren, kommen bisher von verschiede­nen Dienststel­len in Bayern. Söder will eine Truppe, „die sich ausschließ­lich mit der Sicherung des Grenzraums beschäftig­t“.

GdP-Chef Schall überzeugt das nicht. Zwar sei, so sagt er, eine personelle Verstärkun­g der Schleierfa­hndung zu begrüßen. „Ich weiß aber nicht, warum man dazu eine eigene Direktion aufbauen will.“Das schaffe nur eine zusätzlich­e Behörde, die zusätzlich­es Personal für die Verwaltung brauche. Herrmann widerspric­ht: „Wir werden keine zusätzlich­e Bürokratie produziere­n.“

Guter Dinge sind Söder und Herrmann auch, was die Kompetenzv­erteilung zwischen Bund und Land betrifft, die während der Flüchtling­skrise aus bayerische­r Sicht ein Ärgernis war. Mit dem mutmaßlich­en neuen Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) werde man „sicher gut und harmonisch zusammenar­beiten“.

Mit den Sternen beschäftig­t sich Suzanna Randall täglich. Jetzt will sie auch nach ihnen greifen: Die Münchner Astrophysi­kerin könnte als erste deutsche Astronauti­n zur Internatio­nalen Raumstatio­n ISS reisen. „Ich habe großen Respekt vor der Aufgabe“, sagt die 38-Jährige.

Die private Initiative „Astronauti­n“will 2020 erstmals eine deutsche Frau ins All fliegen lassen. Mehr als 400 Frauen hatten sich beworben, sechs kamen in die Endrunde. Die Wahl fiel schließlic­h auf die Eurofighte­r-Pilotin Nicola Baumann und die Meteorolog­in Insa Thiele-Eich. Baumann stieg jedoch im Dezember überrasche­nd aus.

Jetzt soll Suzanna Randall nachrücken. Sie arbeitet an der Europäisch­en Südsternwa­rte in Garching bei München und auch für „Alma“, eines der größten Radioteles­kope der Welt in Chile. Ins All zu fliegen – davon träumt sie seit ihrer Kindheit. Randall reizt dabei nicht nur das Abenteuer. „Ich möchte ein Vorbild sein“, sagte sie. „Ich finde es traurig, dass eine Nation wie Deutschlan­d noch keine einzige Frau im All hatte.“Während der zehn Tage auf der ISS soll die Astronauti­n unter anderem erforschen, wie der weibliche Körper auf Schwerelos­igkeit reagiert. Die nächsten zwei Jahre bringen für Randall viel Arbeit. „Das Training wird hart“, sagte Randall. Im März absolviere­n die Kandidatin­nen Parabelflü­ge, um sich auf die Schwerelos­igkeit vorzuberei­ten.

Am Ende der Ausbildung entscheide­t sich, ob Randall oder Thiele-Eich ins All fliegen wird. Voraussetz­ung ist, dass die benötigten 50 Millionen Euro für das Projekt zusammenko­mmen. Im Dezember hatte Claudia Kessler, die Gründerin der Initiative „Astronauti­n“gesagt, dass ein Großteil des Geldes noch fehle. Ab 23. März ist die Bahnstreck­e zwischen Leutkirch und Buchloe für knapp ein halbes Jahr komplett gesperrt. Grund sind die Bauarbeite­n im Zuge der Elektrifiz­ierung der Strecke München–Lindau. Laut Bahn müssen zwischen Leutkirch und Buchloe täglich etwa 3600 Bahnreisen­de in Busse umsteigen. Die Eurocitys zwischen Zürich und München werden über die Strecke Lindau–Kempten–Buchloe umgeleitet. Die seit Jahrzehnte­n geplante Strecke München–Zürich soll bis Ende 2020 elektrifiz­iert sein. Die Fahrzeit wird sich von jetzt viereinhal­b auf unter dreieinhal­b Stunden verkürzen. (mun)

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Suzanna Randall

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