Es ist wieder passiert
Ein 19-Jähriger erschießt in seiner Ex-Schule 17 Menschen. Die Tat erinnert an frühere Amokläufe. Ein Ermittler fragt, was so viele denken: „Wann werden wir diesen Wahnsinn stoppen?“
Ihre Stirn markiert ein Aschenkreuz. Um den Hals der Mutter baumelt an diesem Valentinstag eine Silberkette mit Herzanhänger. Doch ihr Gesicht ist schmerzverzerrt. Sie tröstet einen schreienden Teenager, der sich an sie klammert. Ein Bild, das den ganzen Horror einfängt, der sich kurz vorher an der Marjory Stoneman Douglas High School in der wohlhabenden Nachbarschaft von Parkland in Florida ereignet hatte. Die 24 000-Einwohner-Stadt liegt etwa 50 Kilometer nördlich von Miami, keine Stunde von Donald Trumps Strandvilla in Mar-a-Lago entfernt. Dort hat ein 19-jähriger Mann, der von der Schule verwiesen worden war, unter den 3000 Schülern und Lehrern ein Blutbad angerichtet.
17 Menschen kommen ums Leben, zahlreiche weitere werden verletzt. Wer sie sind, welche Namen sie tragen – dazu wird gestern noch nichts bekannt. Als Tatwaffe benutzt der Schütze, wie so oft bei Massenschießereien in den USA, ein Schnellfeuergewehr vom Typ AR-15. Dabei handelt es sich um eine leicht modifizierte Kriegswaffe, die für ein paar hundert Dollar im freien Verkauf erhältlich ist. Der mutmaßliche Täter versucht, in dem Chaos nach der Schießerei zu entkommen. Nach einer einstündigen Verfolgungsjagd kann die Polizei den Schützen ein paar Kilometer weit vom Tatort entfernt festnehmen. Sie findet zahlreiche Magazine zum Nachladen.
Sheriff Scott Israel spricht von einem „schrecklichen Tag“für Parkland. Sichtbar von den Ereignissen bewegt, erzählt er von seinen eigenen drei Kindern, die an dieser Highschool ihren Abschluss gemacht haben. „Das ist einfach nur katastrophal. Ich habe keine anderen Worte.“Nach einem Telefonat mit Floridas Gouverneur Rick Scott twitterte US-Präsident Donald Trump seine „Gebete und Anteilnahme“für die Betroffenen. Kein Kind oder Lehrer „sollte sich in einer amerikanischen Schule unsicher fühlen“. Die Realität sieht allerdings anders aus. Seit dem schockierenden Massaker an der SandyHook-Grundschule von Newtown im US-Bundesstaat Connecticut im Jahr 2012 haben sich an Amerikas Schulen 273 Schießereien mit zusammen 121 Toten und sehr viel mehr Verletzten ereignet. Die Angaben basieren auf einer seitdem geführten Statistik des Archivs für Schusswaffengewalt, das im neuen Jahr bereits sieben Schulschießereien registriert hat.
Der Präsident und die meisten Republikaner folgen der Argumentation der Waffenlobby NRA, die Amerikas Schulen aufrüsten will. Dazu gehört nicht nur Sicherheitspersonal, sondern auch Lehrer, die die Erlaubnis erhielten, Waffen mitzuführen. Mit Bezug auf den zweiten Verfassungszusatz von 1791, der den Amerikanern das Recht zuspricht, Waffen zu besitzen und zu tragen, versprach Trump im Wahlkampf, Änderungen kämen mit ihm nicht infrage. Kritiker wie der demokratische Senator Chris Murphy halten die Betroffenheitsrituale für heuchlerisch. Mit bebender Stimme erinnerte er den Präsidenten und seine Kollegen im Kongress an die Konsequenzen der Untätigkeit. „Wir alle sind für diese Tragödien mitverantwortlich.“Tatsächlich spricht nach Ansicht von Experten rechtlich wenig gegen eine Ausgestaltung des Verfassungszusatzes in einem Land, in dem es mehr Waffen in Privatbesitz als Einwohner gibt. So könnte etwa der problemlose Erwerb von Kriegsgerät durch vorbestrafte oder mental kranke Personen auf Waffenschauen oder im Internet eingeschränkt werden.
Der langjährige FBI-Ermittler Philip Mudd, der als Analyst für CNN arbeitet, brach bei der Bewertung des Massakers an der Highschool vor laufender Kamera in Tränen aus. „Es geht nicht“, brach er das Gespräch mit Moderator Wolf Blitzer ab. Und ließ die Zuschauer mit einer Frage zurück, die sich an diesem Tag viele Menschen stellten: „Wann werden wir endlich diesen Wahnsinn stoppen?“ US-Schauspieler Luke Wilson, 46, („Die Royal Tenenbaums“) ist für einen Tag zum Helden geworden. Er hat nach einem Autounfall nicht lange gefackelt und dabei geholfen, eine verletzte Frau zu retten. Bei der Kollision am Dienstag in Los Angeles stieß ein Ferrari mit mehreren anderen Autos zusammen. Ein Mann starb dabei.
Ein Zeuge sagte nun dem Branchenblatt Hollywood Reporter, dass er gemeinsam mit Wilson eine Frau befreite. Sie war offenbar in einem der Unfallwagen eingeklemmt. „Er war der Held, er hat Verantwortung übernommen“, sagte der Zeuge über Wilsons Einsatz. Die beiden hätten befürchtet, dass eines der Autos Feuer fangen könnte, da sich bereits Rauch gebildet hatte.
Der Schauspieler selbst blieb unverletzt, sein Auto wurde nur leicht beschädigt. Wilson selbst machte um seinen Einsatz keinerlei Aufhebens.
Ein ungewöhnlich harter sozialer und politischer Protest hat den Samba-Wettbewerb beim Karneval in Rio de Janeiro gewonnen. Die Sambaschule BeijaFlor wurde zum diesjährigen Sieger der traditionsreichen Samba-Show in der brasilianischen Metropole gekürt. Beija-Flor hatte die unzähligen Korruptionsskandale in dem Land und die ausufernde Welle der Gewalt auf Rios Straßen mit einer furiosen Inszenierung an den Pranger gestellt. Bei ihrer Parade in Rios berühmtem Samba-Tempel Sambódromo ahmten die Beija-Flor-Tänzer unter anderem bewaffnete Kriminelle und ihre Opfer nach sowie korrupte Politiker und Funktionäre, denen die Geldscheine aus den Taschen quollen.