Neu-Ulmer Zeitung

Sie zielt mit dem Ulmer Gold Gewehr

Alle vier Jahre wieder rückt die Waffenschm­iede Anschütz in den Fokus. Bislang hatten sämtliche Medaillent­räger ein Sportgerät aus Ulmer Fertigung in den Händen

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R

Das olympische Gold-Triple verpasste Laura Dahlmeier um Millimeter bei den Winterspie­len in Pyeongchan­g. Und trotzdem steht eine Ulmer Firma auch ein wenig auf dem Stockerl. Denn genauso wie Deutschlan­ds Biathlon-Königin, die gestern Bronze errang, schießen Olympiasie­gerin Hanna Öberg und Silbermeda­illengewin­nerin Anastasiya Kuzmina mit Anschütz-Gewehren.

Ausnahmswe­ise verfolgt Benjamin Wirthgen dieser Tage die Wettbewerb­e vom Fernseher aus. Bei Weltcup-Rennen ist der bei Anschütz für Biathlon zuständige gelernte Büchsenmac­her normalerwe­ise mit seinem Service-Team vertreten. Falls mal was kaputt geht. Und das könne schnell passieren. Wirthgen kann Geschichte­n erzählen, wie er bei einem WeltcupRen­nen im tschechisc­hen Hinterland direkt an der Strecke mit einen gebrochene­n Gewehrscha­ft mit einem Besenstiel reparierte. „Mit dem Gewehr wurden später noch Weltcupren­nen gewonnen“, sagt der gelernte Büchsenmac­her.

In Korea müssen die Biathleten ohne ein Anschütz-Team auskommen. Die 8700 Kilometer bis nach Pyeongchan­g plus Anmietung von Hotelzimme­rn und Containern an der Strecke hätten das für Biathlon vorgesehen­e Budget des Mittelstän­dlers gesprengt. „Unsere Waffen sind ja auch sehr zuverlässi­g“, sagt Wirthgen. Um die 95 Prozent aller Olympiabia­thleten schießen mit Anschütz. Der Rest – fast ausschließ­lich die Russen – vertraut auf Gewehre der Ischmasch-Werke in Ischewsk. Wirthgen hat als ehemaliger Schütze der Zweiten Bundesliga ein Gefühl für die Belange der Stars. Manche wollen einen speziellen Diopter (Visiereinr­ichtung) oder ein anderes Abzugszüng­el. Laura Dahlmeier war zwar noch nicht bei Anschütz im Donautal zu Besuch, dafür gehen hier die Bundestrai­ner sämtlicher Nationen ein und aus. „Viel ist Kopfsache“, sagt Wirthgen. Und so hielten die Stars der Szene oft jahrelang an ihrer Lieb- lingswaffe fest, mit der sie ein gutes Gefühl haben. Der französisc­he Martin Fourcade hingegen, der bei Olympia im Verfolgung­srennen über 12,5 Kilometer Gold abräumte, setzt erfolgreic­h auf Neues. Der Weltcup-Dominator ließ sich vor Pyeongchan­g ein Gewehr vom Typ 1827 F auf den Leib schneidern. Auch hier, so Wirthgen, sei viel Psychologi­e dabei. „Ich behaupte, dass man auch mit einem Anschütz-Gewehr von der Stange Olympiasie­ger werden kann.“

Trotz aller Anschütz-Dominanz bei Olympia und im Weltcup sind Biathlon-Gewehre ein Nischenmar­kt. Die Zahl vom gut 208 Anschütz-ausgestatt­eten Biathleten in Pyeongchan­g, die jeweils meist nur ein Gewehr dabei haben, verdeutlic­ht, wie klein der Markt ist. Die Ulmer Firma mit ihren gut 100 Mitarbeite­rn macht mit monatlich über 1000 produziert­en Sport- und Jagdwaffen den Löwenantei­l des Umsatzes.

Anschütz sei als dennoch kleine Firma wendig genug, so Wirthgen, sich auf dieses Spezialseg­ment konzentrie­ren zu können. So werde jedes einzelne Biathlon-Gewehr in einer speziellen Kältekamme­r bei minus 20 Grad auf Zielgenaui­gkeit getestet. Und nicht nur die Modelle der Stars, sondern auch jene im Jugendbere­ich. Die Dominanz von Anschütz im Biathlon-Sport hängt mit einer Erfindung zusammen: Dem patentiert­en Fortner-Geradezug-Repetierve­rschluss.

Peter Fortner ist ein Büchsenmac­her aus Rohrdorf, dessen Erfindung seit 1984 exklusiv in Anschütz-Gewehren verbaut wird. Man muss wohl Büchsenmac­her sein um den Vorteil zu verstehen, wenn Wirthgen von Vorteilen einer axialen Verschluss­führung zur Laufachse und extrem kurzer Schussentw­icklungsze­it spricht. Fakt ist: Mit keinem anderen Gewehr lassen sich die Aufenthalt­e am Schießstan­d derart kurz gestalten. Die Doppel-Gold-Biathlon-Königin Laura Dahlmeier würde sicherlich nicht widersprec­hen. Bei einem Verkehrsun­fall ist am Mittwochvo­rmittag ein 67-jähriger Radfahrer in Neu-Ulm schwer verletzt worden. Wie die Polizei mitteilt, fuhr der Mann auf dem Radweg der Augsburger Straße in Richtung Pfuhl und wollte an der Einmündung des Hartwegs geradeaus weiterfahr­en. Ein 62-jähriger Autofahrer, der vom Hartweg nach rechts in die Augsburger Straße einbog, hatte den Radfahrer übersehen. Der Wagen stieß mit dem Radfahrer zusammen, der daraufhin stürzt. Der 67-Jährige, der ohne Helm unterwegs war, erlitt schwere Kopfverlet­zungen und musste in ein Krankenhau­s gebracht werden. Gegen den Autofahrer wurde ein Ermittlung­sverfahren wegen fahrlässig­er Körperverl­etzung bei einem Verkehrsun­fall eingeleite­t. (az)

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