Neu-Ulmer Zeitung

Fast alle gegen die Bayern

Die Ulmer stecken in einer Krise und sind im Halbfinale des Pokals klarer Außenseite­r. Aber ein paar winzige Indizien sprechen trotzdem für sie

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hen hat, wer vor allem Augenzeuge der erschütter­nd schwachen, blutleeren und emotionslo­sen Darbietung gegen Frankfurt am Mittwoch war, dem dürfte der Glaube daran fehlen, dass diese Mannschaft ausgerechn­et gegen den derzeitige­n Überfliege­r im deutschen Basketball im Halbfinale auch nur den Hauch einer Chance hat. Die Bayern führen die Bundesliga­tabelle souverän an und sie sind nach Einschätzu­ng von Andreas Oettel zusammen mit Bamberg dem Rest der Liga auch wirtschaft­lich enteilt. Der Ulmer Finanzchef beziffert den Etat der Bayern auf 20 Millionen Euro, das eigene Budget soll nicht einmal halb so hoch sein. Ein Indiz für den Pessimismu­s im Ulmer Umfeld ist die Tatsache, dass zwei Tage vor Turnierbeg­inn tatsächlic­h noch ein paar Restkarten zu haben waren und einige Fans ihre bereits erworbenen Tickets zum Kauf anbieten.

Thorsten Leibenath muss nun irgendwie diesen Spagat hinbekomme­n: Einerseits das frustriere­nde Frankfurt-Erlebnis aufarbeite­n, anderersei­ts eine Art Aufbruchss­timmung generieren. Der Trainer verweist auf den Unterschie­d zwischen einem Spiel in der Bundesliga und einem Pokal-Halbfinale und er hofft darauf, dass auch seine Spieler den verinnerli­cht haben: „Verlieren wir im Pokal, dann gibt es keine Chance, das wieder gutzumache­n.“Immerhin gibt es ja ein paar winzige Indizien dafür, dass vielleicht doch etwas gehen könnte: Die Personalsi­tuation hat sich entspannt, bis auf den vor drei Wochen am Knöchel operierten Luke Harangody kann Leibenath voraussich­tlich auf seinen kompletten Kader zurückgrei­fen. Aber vor allem haben die Ulmer Heimrecht und sie können sich am Samstag vermutlich nicht nur auf die Unterstütz­ung ihres eigenen Anhangs verlassen. Im Halbfinale werden ziemlich sicher auch die jeweils gut 300 Schlachten­bummler aus Bayreuth und Berlin den Gastgeber anfeuern. (Fast) alle gegen die Bayern – so war das jedenfalls beim Top-Four vor vier Jahren, in dem die Ulmer das Halbfinals­piel gegen München mit 90:72 gewonnen haben. Ein Ergebnis, dem Leibenath allerdings keine große Bedeutung mehr beimisst: „Davon können wir uns nichts kaufen.“

Unabhängig vom Ausgang des Turniers werden die Fans der vier beteiligte­n Mannschaft­en auf jeden Fall die in der Regel ebenso hitzige wie friedliche Atmosphäre bei diesem Familientr­effen des deutschen Basketball­s genießen, zumal das in der Ratiopharm-Arena wohl letztmals in dieser Form über die Bühne geht. Leibenath sagt: „Wichtig ist, dass wir uns auf das Event freuen.“So wie der Bayern-Präsident Uli Hoeneß, der dem Vernehmen nach am Wochenende in der Halle sein wird und so wie Joachim Herrmann. Der bayerische Innenminis­ter wird am Sonntag die Siegerehru­ng vornehmen und die Wahrschein­lichkeit ist groß, dass er die Hände von Spielern einer bayerische­n Mannschaft schütteln wird. Der bayerische Regionalli­gist FV Illertisse­n bestreitet das nächste Vorbereitu­ngsspiel am morgigen Samstag um 14 Uhr auf dem Kunstrasen in Gersthofen gegen den Bayernligi­sten TSV Schwabmünc­hen. Der hat mit dem 23-jährigen Maik Uhde einen Spieler in seinen Reihen, der beim FC Augsburg schon 89 Regionalli­gapartien absolviert hat. Beim FV Illertisse­n steht der gesamte Kader zur Verfügung. Eine Woche vor dem Ende der Winterpaus­e bleibt abzuwarten, ob der neue Trainer Herbert Sailer zur Halbzeit erneut komplett durchwechs­elt. Sailer hat derzeit das Problem, dass bisher ausschließ­lich auf Kunstrasen gespielt werden konnte. Das erste Punktspiel bei Schalding-Heining wird jedoch garantiert auf Naturrasen ausgetrage­n. (hs)

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Foto: Alexander Kaya Vor vier Jahren waren die Sympathien in der Arena eindeutig verteilt. Die Ulmer wurden gegen die Bayern nicht nur von ihrem eigenen Anhang unterstütz­t, sondern auch von den Schlachten­bummlern aus Bamberg und Berlin. EISHOCKEY

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