Immer dran, immer drin
Im Internet ist Präsenz allein schon eine Währung. Durch Werbung verdienen Plattformen ein Vermögen. Die Folge: Ein weitgehend unkontrollierter Wettbewerb um Aufmerksamkeit – auch um die Kunden der Zukunft
Es gibt natürlich Zahlen, die die reine Marktmacht ausdrücken. Im vergangenen Jahr wurde global zum ersten Mal mehr Geld in Internetwerbung investiert als in Fernsehwerbung, mehr Geld in die sogenannten „Sozialen Netzwerke“als in gedruckte Zeitungen. Und die Hälfte aller Einnahmen aus der Online-Werbung weltweit teilen sich genau zwei Unternehmen: Google und Facebook.
Aber vielleicht noch mehr über deren Macht erzählt der Triumph eines Prinzips. Jene Firmen, die laut dem Millward Brown Index mit einem Marktwert von rund 230 Milliarden Dollar (Google) und 103 Milliarden Dollar (Facebook) auf Platz eins und fünf der wertvollsten Unternehmen der Welt stehen, produzieren und verkaufen in ihrem Geschäftskern ja eigentlich gar nichts. Sie erhalten ihre Bedeutung allein dadurch, dass sehr, sehr viele Menschen auf ihren virtuellen Plattformen kommunizieren und sich informieren. Ihr Kapital ist die reine Präsenz der Menschen; sie haben das, was einst den Traum vom freien Internet also die pure Hölle sein für die rund 800 000 Menschen allein in Deutschland, die bereits heute als krankhaft konsumsüchtig gelten – sondern es fördert natürlich das von keinem Menschen mehr kontrolliert werden, sondern automatisiert verknüpft sind. Wie soll es auch anders gehen? – wenn in jeder einzelnen Minute allein auf Youtube 400 Stunden Filmmaterial hochgeladen werden.
Das Einzige, was automatisch registriert wird, ist, ob etwas die gewünschte Wirkung erzielt oder nicht: dass nämlich Kinder und Kunden drin- und dranbleiben. Beispiele dafür, dass sich in einem solchen freien Spiel der Reize nicht der zurückhaltende Blick, feine Schattierungen und Differenzierungen durchsetzen, gibt es reichlich. Beispiel: Der Umstand, dass bei Twitter eine Mitteilung positiv bewertet wird, steigt statistisch – ohne Ansehen des restlichen Inhalts – um das Vierfache, wenn ein Schimpfwort